Klosterort Göllingen

St. Gunther—Tag 2023

Donnerstag
12.10.2023, 14:28 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Im Klosterort Göllingen, da, wo der Heilige Günther von Thüringen, von Bayern und Böhmen, der vormalige Reichsgraf Günther von Käfernburg-Schwarzburg, vor nun mehr als eintausend Jahren in einer urkundlich bestätigten Schenkung seine erste Klostergründung zum Erblühen brachte, begann der Gedenktag des Heiligen bereits am Sonntagabend des 8. Oktober...

Konzert am Montag in Göllingen (Foto: Jürgen Kieper) Konzert am Montag in Göllingen (Foto: Jürgen Kieper)

Neben Sonderführungen, die die Bedeutung des Klosterortes durch die Zeiten hinweg nahe brachten, war der Abend mit einem meditativen Konzert in der altehrwürdigen romanischen Krypta der Einstieg in den nachfolgenden Tag. Drei exzellente Musiker aus Leipzig, die in dieser Gruppierung mit Violoncello und live-Elektronik, Barockvioline, Gesang und Text unter dem Namen „Lambda“ agierten, erfüllten Raum und Herz und Seele in eine universelle Welt der Klänge und erfahrbarer umfassender Erkenntnis zum Weg des persönlichen und schöpfungsum- spannenden Friedens: „Wenn Dein Herz berührt wird, so bist Du gerettet.“ - Die Aussage für Mensch und Schöpfung.

Am Montag, dem 9. Oktober, der wie täglich ab Vormittag den Klosterort öffnete, konnte die St. Gunther-Initiative und der örtliche Förder- verein am Nachmittag als besonderen Gast zum Guntherfest Herrn Bischof Dr. Gerhard Feige aus Magdeburg begrüßen, zu der nach einer ersten informativ gehaltenen Kaffeetafel, zu der sich erste Nachmittagsgäste und eine Delegation des Prager St. Ludmila-Vereins gesellten. Sowohl die Arbeit am besonderen romanischen Baudenkmal, nahe an der Straße der Romanik Sachsen-Anhalts und somit auch des Bistums Magdeburg, waren Inhalt der Gespräche, ebenso auch die Geschichte der hier vereinten drei Heiligen der Jahrtausendwende: Graf Günther von Käfernburg, der spätere Benediktinermönch, Eremit und Diplomat, Abt Godehard von Hersfeld und Bischof von Hildesheim, König Heinrich II., der spätere Heilige Kaiser. Das Wissen um deren Präsenz auch hier am Göllinger Klosterort setzt die Bedeutung ihrer Mission damals wie heute fort, in einer konsequenten Lebensführung für Mitmenschen und Land zu wirken und Frieden zu stärken.

Nach einer Besichtigungsrunde war auch den Gästen klar, das auch und besonders dieser Klosterort ein Friedensort ist. Friedensorte sind Erlebnisorte, die Frieden begreifen lernen. Insbesondere für uns Christen sind es damit Kraftorte der eigenen Lebensführung, Orte der Nach- folge Christi, ganz im Sinne benediktinischer Weisheit.

Diesen Friedensgedanken als praktische Anwendung in der Regel des Hl. Benedikt betonte Bischof Dr. Feige auch in seiner Predigt im an- schließenden Festhochamt in der benachbarten evangelischen St. Michaelskirche: „Suche Frieden und jage ihm nach.“ (RB Prolog 17), im Allgemeinen wie in der praktischen Anwendung der Regel RB 4,73 „Nach Streit noch vor Sonnenuntergang zum Frieden zurückkehren.“ sind Wegweiser für unsere Suche nach Gottes Nähe. In Gottes Nähe finden wir Gottes Frieden, der über und mit uns in diese Welt getragen wer- den kann. Der heilige Günther war als bewusster Sucher der Nähe unseres Herrn und Gottes ein Friedenssucher, und wurde zum Friedensstifter. Dort, wo wir Christus als unseren Bruder haben und Gott unseren Vater nennen, finden wir auch Frieden und Verantwortung für uns und unsere Welt. Der heilige Günther ist da ein Vorbild ganz in unserer Nachbarschaft, so wie sein Klosterort Göllingen vielen Besuchern auch jetzt Friedenmomente erfahren lässt.
An die einhundert Gottesdienstbesucher feierten das Hochamt mit Bischof Dr. Feige und fünf weiteren Priestern, die dem Klosterort Göllingen verbunden sind. In ökumenischer Verbundenheit war auch Frau Superintendentin Wiegleb beteiligt und las aus Phil. 3, 8-14, das Bemühen in der Nachfolge Christi.
Mit dem Thüringer St. Gunther-Lied, das unser unlängst verstorbener Freund aus der Würzburger Ackermann-Gemeine, Msgr. Frühmorgen, verfasste, endete der Gottesdienst. Die Fortsetzung der Begegnung in Gemeinschaft war der traditionelle St. Guntherschmaus, der in den provisorischen Räumen der alten Klostergebäude kaum alle Gäste fassen konnte, sodass Gartentische und –bänke auch außerhalb eingerich- tet werden mussten.

Fleißige Helferinnen und Helfer von Verein und Kirchgemeinde betreuten mit Speise und Trank. Eine Eltern-Kinder- Gruppe aus Chemnitz, die Ferien im Vereinshaus „St. Gunther“ verbringt, hat einen Kessel guter sächsischer Kartoffelsuppe dazu geliefert. So konnte auch die Zahl der zusätzlich angelockten Gäste, somit mehr als 120, gespeist werden.

Der Legende zufolge war der heilige Günther Gast seines Verwandten, des Ungarnkönigs Stefan I., und an einer Festtafel war ein gebratener Pfau dargereicht. Eine Versuchung für den Heiligen Eremiten. Gebet bewirkte, dass der Pfau seine Federn bekam und von der Tafel flog. So war Gunthers Problem, das Präsent des Königs abzulehnen und eben seine fleischlose Ernährung beizubehalten, gelöst. Der Guntherschmaus dieser Tage erinnert aber auch an die Begebenheit eines Streites zwischen Schutzvogt des Klosters und den Brüdern der Gemeinschaft im Priorat Göllingen. Hier ging es um handfeste Dinge: Rückgabe eines zu Unrecht erlegten Hirsches im Klosterwald und wiederrechtlich erbeuteter liturgischer Messgeräten. Der Richter entschied. Rückgabe an die wahren Besitzer, doch dazu noch die „Strafe“, dass beide streitenden Parteien sich jährlich zu einem gemeinsamen Essen treffen. Eine nachwirkende Friedensinitiative.

Eine Abendgemeinschaft fand sich am Göllinger Klosterort zu Gastmahl und Gesprächen. Besondere und zielsetzende Gespräche gab es insbesondere mit den Gästen aus Prag, die noch gestern den Gunthertag in Gutwasser in Böhmen feierten, nun Grüße von dort ausrichteten und mit dem Verein an einem Projekt arbeiten wollen, den touristischen Wanderweg auf den Pfaden des Hl. Gunther, dem „Gunthersteig“, bis nach Prag, seinem Begräbnisort, fortzusetzen. Es wäre ein erneutes europäischen Programm einer Verständigungsinitiative. Kloster Göllingen könnte als ein symbolischer „Anfangsort“ des Weges hinzukommen.

Auch ein Programm für das Jubiläumsjahr des Hl. Adalbert, der für Prag wie für Magdeburg wichtige historische und heilige Person ist, wurde Herrn Bischof Dr. Feige vorgestellt. Ebenso erreichte den Klosterort-Förderverein die Nachricht aus privater Initiative, die Neuzüchtung einer Rose „Hl. Günther von Käfernburg“ für den Ort zu stiften.

Weitere Gäste konnten begrüßt werden: der erste Kreisbeigeordnete, Herr Scheja, war mit seiner Gattin bei uns, ebenso unser Bruder Markus aus Kloster Volkenroda. Grüße aus den Klosterorten Münsterschwarzach und St. Ottilien, aus Werningshausen und Niederaltaich. Grüße aus dem Büro des Ministerpräsidenten erreichten uns ebenso wie Grüße aus dem bischöflichen Amt Erfurt und von den Mitstreitern der St. Günther-Initiative in Bayern und Böhmen. Bei Guntherschmaus und Messfeier waren Gäste aus Weimar und Erfurt und dem Eichsfeld bei uns, ebenso treue Besucher aus Nordhausen mit ihrem Pfarrer Hentrich, Gäste aus Sachsen, aus Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Für viele war es ein Zusammentreffen mit alten Bekannten und guten Freunden.

Es war bereits dunkel, als mit Herrn Bischof dann auch die Gästeschar den Nachhauseweg antraten. Mit seinem Eintrag in das Besucherbuch gab uns Bischof Dr. Feige eine Ermutigung, verbunden mit seinem Segen, auf den Weg. Ganz im Sinne der Be- wahrung und Wirkung dieses Klosterortes: Klosterorte sind Friedensorte. Mehr und mehr brauchen wir in unserer Welt diese Friedensorte, die sich den Kriegsgedanken entgegenstellen.
G. F. Chmielus