offener Brief an den Landrat

Selig sind, die Frieden stiften

Mittwoch
04.10.2023, 08:38 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Die Runde der leitenden Vertreter der christlichen Kirchen dieser Stadt sah sich auf der letzten Sitzung durch Äußerungen des Landrats in Zusammenhang mit der Bürgermeisterwahl gezwungen, ihm einen offenen Brief zu schreiben. Die nnz veröffentlicht den Text im Rahmen der Dokumentationsreihe im Wortlaut...


„Selig sind, die Frieden stiften.“

Appell leitender Vertreter christlicher Gemeinden der Stadt an den Landrat, Herrn Matthias Jendricke

„Mit der erneuten Wahl von Herrn Buchmann zum Oberbürgermeister der Stadt Nordhausen konnte zur Stichwahl vor wenigen Tagen große Gefahr für die Stadt Nordhausen und unser demokratisches Zusammenleben abgewendet werden – die Gefahr, dass ein Mitglied einer vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuften Partei – der AfD - der Stadtverwaltung vorsteht und dort als Oberbürgermeister seinen Einfluss im Sinne dieser Partei geltend macht. Gott sei Dank hat Nordhausen deutlich gemacht, dass hier in unserer Stadt kein Platz für den Sieg der Demokratiegegner ist.

Umso unverständlicher ist uns Ihre Reaktion als Landrat unmittelbar nach der Wahl.

Wir appellieren an Sie, Ihre Position zu überdenken. Liegt der politische Schwerpunkt in Nordhausen weiterhin auf der Betonung der Auseinandersetzungen zwischen dem Landrat und dem Oberbürgermeister, droht ein großer Vertrauensverlust der Wählerschaft. Wenn jetzt wieder und weiterhin die alten Probleme angeführt werden – dient dies dann wirklich dem Wohl der Stadt? Wer profitiert davon, wenn weiterhin die parteipolitischen oder persönlichen Scharmützel dazu führen, dass es zu einem politischen Stillstand kommt? Ist das nicht Wasser auf die Mühlen derer, die sich selbst als Alternative bezeichnen?

Herr Buchmann mag in seinem Bemühen um die Entwicklung unserer Stadt Fehler gemacht haben und dadurch angreifbar geworden sein. Das Verfahren der Prüfung zu den Vorwürfen gegen ihn läuft, seine Rückkehr ins Amt zeigt, dass sie für eine Amtsenthebung nicht ausreichten. Wer jetzt versucht, ihn weiterhin bzw. erneut aus dem Amt zu entfernen, macht sich aus unserer Sicht für die nächste anstehende Wahl zum Steigbügelhalter der rechtsextremen Kräfte, die keinen Platz mehr in Deutschland mit seiner diesbezüglich verheerenden Geschichte haben sollten.

Im Mittelpunkt allen Tuns sollten die Belange der Stadtentwicklung liegen. Es gibt viel zu tun, das ist uns allen im Wahlkampf vor Augen geführt worden. Die juristische Klärung bleibt Aufgabe des Gerichts und sollte nicht die anstehenden Aufgaben aus dem Zentrum der Tagespolitik verdrängen.

Darum bitten wir Sie dringend: Setzen Sie den Erfolg der Demokratie nicht auf´s Spiel und helfen Sie, die so nötige Lösung der anstehenden Probleme voranzubringen! Sie beschädigen sonst das teils ohnehin geringe Vertrauen in das fragile Gebilde Demokratie. Wenn Ihre Auseinandersetzung jetzt nicht hinter den politischen Notwendigkeiten zurücksteht, werden sich noch mehr Menschen von der Demokratie abwenden. Das wäre der weit größere Schaden. Dann dürfte ein Wahlsieg der AfD nicht mehr abzuwenden sein.

Arbeiten Sie MITEINANDER zum Wohle Nordhausens und seiner Menschen!

Wenn wir helfen können, ein Gespräch zwischen den Beteiligten zu initiieren oder zu moderieren, sind wir gern dazu bereit.

Helfen Sie mit, Frieden zu stiften - denn Frieden hat diese Stadt dringend nötig!“

Nordhausen, im September 2023,
  • Elisabeth Alpers - v.Biela, St.Blasii
  • Wolf-Johannes v.Biela, St.Blasii
  • Marcus Bornschein, HERZSCHLAG Jugendkirche
  • Klemens Müller, Frauenberg-Gemeinde
  • Thomas Hofereiter, Kath. Pfarrgemeinde Dom zum Heiligen Kreuz
  • Hauke Meinhold, St.Blasii
  • Friedemann Heinrich, Ev.-Freikirchliche Gemeinde Christuskirche
  • Jens Wassmuth, Neuapostolische Kirche
  • Kerstin Göthel, Ev.-Freikirchliche Gemeinde Christuskirche
  • Olaf Vogt, Adventgemeinde
  • Conny Heise, Ev.-Freikirchliche Gemeinde Christuskirche
  • Michael Goos, St.Blasii