Ob automatisiert fahrende Autos, Navigationsdienste oder Fahrerassistenzsysteme – Automatisierung und Vernetzung verändern den Mobilitätsalltag der Verbraucher erheblich. Dabei werden Unmengen an Daten generiert. Dass Verbraucher ein Mitspracherecht über diese Daten einfordern, zeigt eine aktuelle repräsentative forsa-Befragung im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv)...
Grafik (Foto: vzbw)
Die deutliche Mehrheit der Befragten findet es eher oder sehr wichtig, selbst entscheiden zu dürfen, ob und welche Daten Fahrzeughersteller (73 Prozent) sowie andere Unternehmen und Behörden (74 Prozent) verarbeiten dürfen. 78 Prozent der Befragten stufen die Weitergabe der Daten über eine neutrale und unabhängige Stelle als wichtig ein. Zum Auftakt der Internationalen Automobilausstellung (IAA) fordert der vzbv verbraucherfreundliche Regeln für den Umgang mit Mobilitätsdaten.
Das vernetzte Fahren wird kommen. Verbraucher brauchen Transparenz und Kontrolle über die von ihnen erzeugten Mobilitätsdaten. Der Umgang mit den Daten wird entscheidend dafür sein, ob sich digitale Mobilitätsdienste und -lösungen durchsetzen. Wir brauchen hier endlich Klarheit und verbraucherfreundliche Lösungen, sagt Ramona Pop, Vorständin des vzbv. Die Einbindung eines neutralen, unabhängigen Datentreuhänders könnte das Vertrauen der Verbraucher in die Datennutzung stärken. Zur Halbzeit der Legislaturperiode steht aber nicht einmal ein Grundkonzept für das Treuhänder-Modell, das im Koalitionsvertrag versprochen wurde, so Ramona Pop. Die Bundesregierung sei hier im Verzug.
Mobilitätsdatenwächter gefordert
Der vzbv schlägt einen Mobilitätsdatenwächter vor, der die Daten in Zusammenarbeit mit einem Treuhänder im Auftrag des Nutzenden verwaltet. Mit deren Hilfe und nach klaren Regeln könnte transparent gemacht werden, wie und wozu Unternehmen oder die öffentliche Hand bestimmte Informationen benötigen beziehungsweise nutzen dürfen, wie lange sie gespeichert werden und wer auf sie zugreifen kann. Verbraucher werden so dabei unterstützt ihre Datenhoheit auszuüben.
Knappe Mehrheit der Verbraucher bewertet Bild- und Tonaufnahmen vom Fahrzeugumfeld als problematisch
Die Weiterentwicklung von digitalisierten Fahrzeugen und des vernetzten Fahrens basiert auf großen Datenmengen. Diese Daten werden generiert, wenn Autos mit anderen Verkehrsteilnehmenden oder mit der Verkehrsinfrastruktur kommunizieren. Auch die Hersteller sammeln Daten und werten diese aus. Zudem prägen Autos mit automatischen Fahrfunktionen verstärkt das Straßenbild. Dabei werden Video- und Audiodaten vom Umfeld des Autos erzeugt. So werden etwa auch unbeteiligte Menschen auf dem Fahrrad oder zu Fuß aufgenommen. 54 Prozent der Befragten bewerten diese Bild- und Tonaufnahmen vom Umfeld der Fahrzeuge als sehr oder eher problematisch.
Bild- und Tonaufnahmen unbeteiligter Personen sind datenschutzrechtlich ein Problem. Solche Video- und Audiodaten müssen möglichst unkenntlich gemacht werden. Eine Überwachung durch moderne Autos darf es nicht geben, sagt vzbv-Vorständin Pop.
In bestimmten Fällen sind Bild- und Tonaufnahmen für einen Großteil der Befragten eher nicht oder gar nicht problematisch, etwa um Verkehrsunfälle zu vermeiden (78 Prozent), um Fahrzeuge vor Diebstahl oder Vandalismus zu schützen (74 Prozent) oder um Unfälle besser aufzuklären (72 Prozent). Verbraucher brauchen Sicherheit darüber, dass mit Umfelddaten sensibel umgegangen wird. Klarer Zweck und Transparenz sind entscheidend, so Pop.
Methode
Repräsentative telefonische Mehrthemenbefragung (10. bis 14. August 2023) von forsa im Auftrag des vzbv. Basis: 1.004 Personen ab 18 Jahren. Statistische Fehlertoleranz: max. ± 3 Prozentpunkte.