Tabletop Turnier ausgespielt

Sternenkrieg im Clubhaus

Sonnabend
30.09.2023, 15:06 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Mancher tritt gern gegen Lederkugeln, andere legen Karten gegeneinander aus und wieder andere werfen Würfel um aufwendig bemalte Plastikfiguren über selbst gebastelte Landschaften zu schieben und dabei große Schlachten auszutragen. Letzteres Hobby nennt sich auch „Tabletop Gaming“ und was es damit auf sich hat, konnte man am Samstag im Clubhaus beobachten…

Darth Vader en miniature - im Clubhaus traten heute die Sternenkrieger gegeneinander an (Foto: agl) Darth Vader en miniature - im Clubhaus traten heute die Sternenkrieger gegeneinander an (Foto: agl)


Hier wurde „Star Wars Legion“ gespielt, der Tabletop Ableger des weltweit bekannten und beliebten Sci-Fi Märchens von George Lucas. „Tabletop“, auf deutsch einfach „Tischoberfläche“, hat sich aus klassischen Konfliktspielen entwickelt, nur das man heute nicht mehr nur napoleonische Bataillone aus Blei und Zinn über die Landschaft zieht, sondern aus einer Vielzahl von Szenarien wählen kann und die Figuren meist aus Plastik seltener aus Metall gefertigt sind. „Star Wars“ oder „Herr der Ringe“ gehören zu den Vertretern, die auch außerhalb der Szene durch die allgemeine Popkultur bekannt sind, andere Szenarien wie „Warhammer 40k“ oder „Battletech“ finden sich eher in der subkulturellen Nische.

Die deutsche Tabletop-Szene ist überschaubar aber gut vernetzt und zählt einige tausend Spieler. Die finden sich auch in Thüringen, seit 2016 organisiert im „East Lions“ Club. Der hatte heute zum Turnier in das Nordhäuser Jugendclubhaus geladen, im Dezember wird in Köln um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft gespielt, es galt noch Punkte zu sammeln. „Ich habe als Kind Brettspiele geliebt und das hier ist für mich die Königsklasse“, sagt Alex Tamm aus Apolda, der die „East Lions“ mitbegründet hat. Er spielt drei verschiedene „Systeme“, also unterschiedliche Regelwerke und Szenarien, eines davon ist „Star Wars Legion“, dass Tamm als „leicht zu lernen aber schwer zu meistern“ beschreibt.

Und so funktioniert es: aus den passenden Figuren stellt sich jeder Spieler einen Trupp zusammen, dabei hat jede Figur einen Punktwert. Ein paar Sturmtruppler kommen auf knapp 40 Punkte, ein Kampfläufer schlägt schon mit 140 Punkten zu Buche und bei aus den Filmen bekannten Helden wie Darth Vader oder Luke Skywalker können es auch schon mal 200 Punkte sein. Bei maximal 800 Punkten ist Schluss, danach geht es an die Aufstellung.

v.l.: Jan Paul Hoffmann und Alex Tamm haben das Turnier organisiert (Foto: agl) v.l.: Jan Paul Hoffmann und Alex Tamm haben das Turnier organisiert (Foto: agl) Die erfolgt anhand vorgegebener Szenarien, die unterschiedlich ausgestaltet werden können. Auf den Tischen werden Landschaften aufgebaut, die an den Eisplaneten Hoth, den Waldmond Endor oder die Stadt Naboo erinnern, für eingefleischte Fans und Kenner von Filmen und Serien bekannte Orte. Wer wo startet, wie weit sich Einheiten bewegen, welche Aktionen sie ausführen können - all das regelt das Spielsystem. „In der Positionierung hat das schon etwas von Schach, man muss gut abwägen, es ist ein Strategiespiel. Wenn aber erst einmal die Würfel fallen kommt eine chaotische Komponente hinzu“, erzählt Jan Paul Hoffmann. Der Nordhäuser hat das Clubhaus als Treff vorgeschlagen und organisiert und spielt heute selber mit. Sein Ass im Ärmel sind drei „AT-ST“, zweibeinige Kampfläufer, die Filmfans ebenfalls bekannt sein dürften. Sein Gegner setzt auf kleinere, flinke Einheiten und mehr Masse. Die Logik des Settings spielt bei der Paarung keine Rolle, es muss nicht zwingend Imperium gegen Rebellen sein und wenn auf dem Feld zwei mal Darth Vader auftaucht, ist das auch nicht weiter wild.

Gespielt wird auf aufwendig gestalteten Landschaften (Foto: agl) Gespielt wird auf aufwendig gestalteten Landschaften (Foto: agl)


Wer am Ende übrig bleibt und was auf dem Brett passiert, entscheidet auch der Zufall, die Ergebnisse einzelner Aktionen wie Treffer und Abwehr werden ausgewürfelt. Gezogen wird abwechselnd nacheinander, eine Partie kann, je nach Lust, Laune und Szenario, zwischen zwei und fünf Stunden dauern. Turnierstandard sind 2,5 Stunden, die im Clubhaus auch auf die Sekunde genau erfasst werden.

Das tatsächliche Spiel ist aber nur eine Seite des Hobbys, erklärt Alex Tamm, Schlachten zu schlagen steht eigentlich ganz am Ende. Den Anfang machen die Figuren, denn die müssen meist von Hand zusammengebastelt werden. Wer will greift danach zu Farbe, Pinsel oder auch Airbrush, um „Vader“, „Razorcrest“ und „Ewoks“ richtig in Szene zu setzen. Wem das zu mühsam ist, der kann das colorieren auch dem Profi überlassen. Einen solchen hatten die „East Lions“ in Nordhausen zum ersten Mal zu Gast, Jonathan Pfund hat mit seinem Bemalservice das Hobby zum Hauptberuf gemacht und nahm vor Ort direkt Aufträge entgegen.

In Thüringen hat der Club zur Zeit zwei Teams, die Turniere auf die Beine stellen. In Nordhausen war man nicht zum ersten Mal, wohl aber im Clubhaus. Und man will gerne wiederkommen, sagt Tamm, die zentrale Lage eigene sich gerade für Turniere gut, denn die ziehen nicht nur Spieler aus Thüringen an. Gäste, Neugierige und Anfänger sind dabei gerne willkommen, auch als Zuschauer. Wer mehr über das Hobby und die „East Lions“ erfahren will, findet die Gruppe auf Facebook, Instagram und YouTube.
Angelo Glashagel