Ermittlungen gegen "Artgemeinschaft"

Razzia am Hufhaus

Mittwoch
27.09.2023, 09:53 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Wie überregionale Medien meldeten, wurden heute morgen bundesweit Razzien im rechten Spektrum um die völkische „Artgemeinschaft“ durchgeführt. Im Fokus steht dabei auch das „Hufhaus“ im Landkreis Nordhausen…

Polizeieinsatz am Hufhaus (Foto: S. Dietzel) Polizeieinsatz am Hufhaus (Foto: S. Dietzel)

Die „Artgemeinschaft“ gilt als stramm rechtsextreme Gruppierung, zu der bundesweit rund 300 Mitglieder zählen sollen. Gegen einen „harten Kern“ von knapp 40 Personen ermittelt die Polizei nun und führte heute morgen in 12 Bundesländern Razzien durch.

Dabei geriet auch das „Hufhaus“ nahe Ilfeld in den Fokus der Behörden, wie die Thüringer Landespolizei gegenüber der nnz bestätigte. Das abgelegene Hotel wurde in der Vergangenheit wiederholt für Treffen der Gruppierung genutzt. Zu den Gästen zählten laut Medienberichten bekannte Personen der rechtsextremen Szene, darunter Unterstützer des NSU und der Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Der Verein „völkischer Siedler“ führt die Unterbezeichnung „Germanische Glaubensgemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“ und sei durch ein antisemitisches und rassistisches Weltbild geprägt, das mit neopaganen Elementen durchwirkt wird und eigene „Sittengesetze“ führt.

Polizeieinsatz am Hufhaus (Foto: S. Dietzel) Polizeieinsatz am Hufhaus (Foto: S. Dietzel)


Gegründet wurde die „Artgemeinschaft“ 1951 und gilt als Kaderschmiede der extremen Rechten. Sie verstoße "gegen den Gedanken der Völkerverständigung" und "gegen die verfassungsmäßige Ordnung“, heißt es aus dem Bundesinnenministerium. Ermittlungen laufen neben Thüringen auch in Baden-Württemberg, Brandenburg, Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein.
Angelo Glashagel

Update 14.00 Uhr:
Mitteilung des Innenministeriums

Am frühen Morgen haben die Behörden in zwölf Bundesländern 26 Wohnungen von 39 mutmaßlichen Mitgliedern sowie Vereinsräume der Gruppierung „Die Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e. V.“ durchsucht und dabei Vereinsmaterialien und Waffen beschlagnahmt.

Hintergrund ist das heutige Verbot des sektenartigen Vereins durch das Bundesministerium des Inneren und für Heimat (BMI). Auch die Teilorganisationen „Gefährtschaften“, „Gilden“, Freundeskreise“ und „Familienwerk e. V.“ wurden verboten.

In Thüringen hat die Polizei zwei Objekte in Probstzella und Ilfeld durchsucht. Dabei wurden u. a. Speere, Wurfäxte, Symbole, Vortragsutensilien, Bücher und Speichermedien beschlagnahmt. Im Landkreis Gotha wurden außerdem Waffen und Munition sichergestellt.

Thüringens Minister für Inneres und Kommunales, Georg Maier, begrüßte das Verbot und die Polizeiaktionen. „Innerhalb einer Woche ist das ein weiterer Schlag gegen die rechte Szene in Deutschland. Das zeigt, wie handlungsfähig der Rechtsstaat ist. Die Artgemeinschaft erfüllte bisher eine wichtige Scharnierfunktion zwischen den verschiedenen Strömungen der extremen Rechten und gefährdete damit die freiheitlich demokratische Grundordnung in besonderem Maße“, sagte er.