Leinefelde-Worbis

Landesgartenschau wird ein weiteres Jahr verschoben

Dienstag
26.09.2023, 13:40 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Die Landesgartenschau in Leinefelde-Worbis wird noch einmal verschoben, und zwar ins Jahr 2026. Diese Entscheidung haben die Stadt Leinefelde-Worbis und die Landesarbeitsgemeinschaft Gartenbau und Landespflege Hessen und Thüringen (LAGL) nach einem längeren Prozess der Abwägung gemeinsam getroffen...

Der Stadtrat hat einer entsprechenden Beschlussvorlage der Stadtverwaltung am Montag in seiner öffentlichen Sitzung mit großer Mehrheit zugestimmt. Das Land Thüringen nimmt diese Empfehlung zur Kenntnis und hat bereits signalisiert, die Stadt auf dem weiteren Weg zur Gartenschau wie bisher aktiv zu unterstützen.

Gründe für die vorgeschlagene Verschiebung sind insbesondere die neuen bedeutenden archäologischen Funde in der Wüstung Kirrode. Ein Großteil der Reste dieser verlassenen Siedlung befinden sich genau dort, wo die Ohne-Aue zu einem attraktiven Landschaftspark umgestaltet werden soll. Dies hat Stefan Nolte, Leiter der städtischen Arbeitsgruppe Landesgartenschau, im Vorfeld der Beschlussfassung im Stadtrat noch einmal aufgezeigt.

Aber auch Verzögerungen in der organisatorischen Vorbereitung der Gartenschau und nicht zuletzt fachliche Hinweise aus der Grünen Branche haben zur Empfehlung an den Stadtrat geführt, über eine Verschiebung nachzudenken. Zudem ist Anfang September 2023 die Bietergemeinschaft für den Kauf und die Erschließung der bebaubaren Flächen in der Gartenstadt zurückgetreten. Diese sollte auch einen Teil der Hochbauten ausführen. Nun muss das Vergabeverfahren für die Erschließung der Gartenstadt neu gestartet werden, was ebenfalls zu Zeitverzug führt.

Die ursprünglich für 2024 geplante Landesgartenschau war bereits aufgrund von Verzögerungen durch die Corona-Pandemie in das Jahr 2025 verschoben worden. Trotz dieser ersten Verschiebung blieb der Zeitplan angesichts der Dimensionen der anstehenden Bauarbeiten ambitioniert. Schließlich besteht das Konzept der Landesgartenschau in Leinefelde unter anderem darin, aus einem alten Standort mit 850 Garagen eine Gartenstadt zu machen und dem Flüsschen Ohne in der benachbarten Aue ihr altes Flussbett zurückzugeben.

Daran erinnerte am Montag auch Torsten Weil, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. Er ist im Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Räume und damit auch für die Landesgartenschau zuständig. Nach Corona komme jetzt noch eine neue gesamtgesellschaftliche Situation dazu. Steigende Baukosten und Zinsen seien in ganz Europa und eben auch in Thüringen ein Problem, so Torsten Weil. Er dankte den Mitarbeitern der Stadt Leinefelde-Worbis, die sich unter den schwierigen Rahmenbedingungen mit dem Thema Landesgartenschau befassen, ausdrücklich und betonte, dass er großes Vertrauen in die Stadtverwaltung habe, dass man die Landesgartenschau gemeinsam hinbekomme. Wichtig sei, dass das Konzept aus der Bewerbung auch in die Praxis umgesetzt werde. Die Funde der Archäologen seien hierbei auch als Chance zu begreifen, in Leinefelde etwas Besonderes zu zeigen, betonte Weil.

Wie immer bei großflächigen Baumaßnahmen im Erdreich werden die Archäologen mit eingebunden, um zu verhindern, dass wertvolle historische Zeugnisse beim Bauen übersehen und beschädigt werden. Die baubegleitenden archäologischen Untersuchungen erbrachten bereits neue Erkenntnisse dahingehend, dass das Dorf Kirrode weitaus älter sein muss als gedacht. Denn entgegen der bisherigen Annahme, die es auf das 13./14. Jahrhundert datierte, muss es bereits im 10./11. Jahrhundert existiert haben, zeigen die Funde. Diese geben einen ausgesprochen umfassenden Einblick in verschiedenste Bereiche des ländlichen mittelalterlichen Lebens einschließlich der Nachweise von Dorfbefestigung, Bauten, Wohn- und Arbeitsbereichen sowie von religiösen Anlagen, welcher im mitteldeutschen Raum bislang selten so umfassend gelungen ist.

So war die im Rahmen der Untersuchungen gefundene Mühle bisher nur aus schriftlichen Quellen bekannt. Die aktuellen denkmalfachlichen Begleitungen haben in der Ohne-Niederung Steinfundamente zum Vorschein gebracht, die mit hoher Wahrscheinlichkeit der Wassermühle von Kirrode zugeordnet werden können. Zudem sind im Bereich des geplanten Aussichtsturms („Landmarken“-Standort) ebenfalls auf dem Kerngelände der Landesgartenschau zahlreiche Reste ebenerdiger Wohnbauten entdeckt worden. Die jüngsten Befunde bieten neue Möglichkeiten für die Rekonstruktion der mittelalterlichen Wohnbebauung von Kirrode.

Diese außergewöhnlichen Entdeckungen machen weitere Untersuchungen, u.a. auch zum Standort der ehemaligen Kirche notwendig, so dass sich daraus Verzögerungen im weiteren Bauablauf der Fertigstellung der Landesgartenschau ergeben.
Die Akteure der Landesgartenschau in Leinefelde-Worbis arbeiten mit Hochdruck daran, die Planungen und Umsetzungen der Landesgartenschau voranzutreiben. Aktuell gibt es zudem gemeinsam mit den Thüringer Landesdenkmalamt Überlegungen, den gehobenen archäologischen Schatz um die Wüstung Kirrode möglichst anschaulich in die Konzeption zur Landesgartenschau mit einzubeziehen. Aber dafür wird jetzt mehr Zeit benötigt.

Die Verschiebung soll auch dazu genutzt werden, die vielfältigen gärtnerischen Beiträge intensiv vorzubereiten. Dies werde sich zusätzlich positiv auf die Qualität der einzelnen Themenbereiche auswirken und insbesondere auch den Dauerbepflanzungen, die somit mehr Zeit haben werden, sich zu entwickeln, dienen, sind sich die Vertreter der Stadt und die Gartenbau-Experten sicher.

Nachdem der Stadtrat von Leinefelde-Worbis der Verschiebung zugestimmt hat, wird sich nun auch das Thüringer Landeskabinett mit dem neuen Ausrichtungstermin befassen.