Einwohnerversammlung in Sülzhayn

Integration scheint nicht gewünscht zu sein

Donnerstag
21.09.2023, 17:40 Uhr
Autor:
psg
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Am Dienstagabend fand in Sülzhayn eine Bürgerversammlung statt, an der mehr als 100 Einwohner teilnahmen. Hintergrund ist die Situation im Ort hinsichtlich der Probleme mit der Unterbringung von Migranten...

Einwohner wollen Antworten und Lösungen (Foto: privat) Einwohner wollen Antworten und Lösungen (Foto: privat)
Ziel der Veranstaltung war, die einzelnen Bürger mit ihren Sorgen, Ängsten, Forderungen, aber auch Verbesserungsvorschlägen zu Wort kommen zu lassen und dies auf immerhin zehn Seiten Protokoll dann auch festzuhalten. Diese Äußerungen sollen im Nachgang den einzelnen Adressaten wie der Einrichtungsleitung der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Sülzhayn, der Gemeindeverwaltung in Ellrich sowie dem Landkreis mit der Bitte um Beantwortung weitergeleitet werden.

In den Wortmeldungen wurde aufgezeigt, dass sich die Situation seit Aufnahme der ersten Flüchtlinge in 2015, wo im Ort noch eine große Offenheit herrschte und sich viele Bürger in die Integration der Neuankömmlinge freiwillig und hilfsbereit eingebracht hatten, bis heute grundlegend geändert hat. Neben einer bislang als völlig unzureichend empfundenen Kommunikation mit den Entscheidungsträgern, insbesondere vom Landkreis Nordhausen, ist auch der Eindruck entstanden, dass gar keine Mithilfe der Bürger mehr gewünscht ist.

In einem vorangegangenen Gespräch in der vergangenen Woche im kleinen Rahmen mit einem Vertreter des Landkreises ist darüber hinaus deutlich geworden, dass es bei den hier ankommenden Flüchtlingen gar nicht um Integration geht, da nach Sülzhayn lediglich geduldete Menschen kommen, die sich entweder noch im laufenden Asylverfahren befinden oder die nur noch auf ihre Ausreise warten oder aus humanitären Gründen nicht abgeschoben werden können.

Das damit verbundene ständige Kommen und Gehen der Bewohner der GU erschwert das Zusammenleben mit den Bürgern des Dorfs erheblich oder macht es nahezu unmöglich.

Neben durchaus positiven Wortmeldungen, dass trotz dieser Umstände wenigstens ansatzweise eine Integration möglich sein sollte, äußerten viele Bürger emotional, aber sehr sachlich ihre berechtigten Sorgen und Ängste. Beispielsweise trauen sich viele Kinder nicht mehr auf die Straße oder lassen Eltern ihre Mädchen nicht mehr alleine in den Wald.

Für die direkten Anwohner der GU in der Dr.-Kremser-Straße ist der dem Landratsamt schon vielfach beschriebene Lärm vor allem in den Abendstunden so unerträglich geworden, dass ein Anwohner frustriert äußerte, mittlerweile mit Kopfhörern im Wohnzimmer zu sitzen, weil er anders den Lärm aus der GU sowie vom dortigen Vorplatz nicht mehr ertragen könne. Es dürfte ohne Weiteres nachvollziehbar sein, dass die beschriebenen Probleme den sozialen Frieden der Dorfgemeinde erheblich gefährden und umgehend Änderungen der Gesamtsituation erfolgen müssen.

An Verbesserungsvorschlägen wurde unter anderem der auch dem Landrat schon direkt vorgetragene Wunsch nach einer Umnutzung der ehemaligen Förderschule mit verschiedenen neuen Nutzungskonzepten nochmals betont. Eigentlich erhielt Sülzhayn vor Jahren die Aussicht, dass die heutige GU nach fünf Jahren zu einem Schullandheim umgebaut werden sollte. Davon ist aktuell keine Rede mehr.

Der Bürgermeister Henry Pasenow betonte, dass die Stadt Ellrich nahezu keine Zuständigkeiten hat und somit folglich den Bürgern nicht helfen könne. Betont wurde auch, dass eine Sozialarbeiterin für die weit mehr als 100 Bewohner der GU in der Dr.-Kremser-Straße völlig unzureichend ist.

Um die schon vielfach einzeln vorgetragenen Forderungen und Sorgen künftig besser bündeln und mit einer Stimme gegenüber den Verantwortungsträgern auftreten zu können, wurde am Schluss der Veranstaltung ein neunköpfiges Gremium gewählt, das ab sofort in direkte Gespräche mit dem Landkreis eintreten soll.

Dass in der letzten Woche bereits stattgefundene erste Gespräch mit Fachbereichsleiter Marc Hesse war insofern ein erster guter Anfang, um künftig die Belange des Ortes Sülzhayn gegenüber dem Landkreis deutlicher und konsequenter als bisher vortragen zu können und umgehend gemeinsam an dauerhaften Lösungen zu arbeiten, die ein friedliches Miteinander künftig wieder ermöglichen.
Cornelia Wilhelm