BUND-Kreisverband Nordhausen

Mähen im Kiefernwald

Sonntag
17.09.2023, 14:03 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Die Überschrift mag ungewöhnlich klingen, sie ist es aber nur auf den ersten Blick. Denn noch bis ins Mittelalter hinein sorgten zum Beispiel die fast bzw. ganz ausgerotteten Wisente und Auerochsen auf natürliche Weise für eine extensive Beweidung unserer Wälder, die heute stellenweise nachgeahmt werden muss...

Einst kam auch die Borstige Glockenblume (Campanula cervicaria) in den lichten Wäldern des Alten Stolbergs vor. Heute ist sie in Thüringen und deutschlandweit vom Aussterben bedroht. Ihre wenigen verbliebenen Standorte sind Säume, Waldränder und auch Bahndämme. Im Landkreis Nordhausen befinden sich noch einige wenige Pflanzen, die ebenfalls von Mitgliedern des BUND-Kreisverbandes betreut werden. (Foto: B.Schwarzberg) Einst kam auch die Borstige Glockenblume (Campanula cervicaria) in den lichten Wäldern des Alten Stolbergs vor. Heute ist sie in Thüringen und deutschlandweit vom Aussterben bedroht. Ihre wenigen verbliebenen Standorte sind Säume, Waldränder und auch Bahndämme. Im Landkreis Nordhausen befinden sich noch einige wenige Pflanzen, die ebenfalls von Mitgliedern des BUND-Kreisverbandes betreut werden. (Foto: B.Schwarzberg)


Diese Wälder sollen, sieht man von den jüngsten Dürrefolgen mit der Folge von Kahlschlägen einmal ab, u.a. durch diese großen Pflanzenfresser im Vergleich zur Gegenwart auffallend licht gewesen sein. Die Bäume standen in großem Abstand zueinander und die Sonne erreichte den Waldboden.

Hinzu kam eine teilweise andere Waldbewirtschaftung im Mittel- oder Niederwaldbetrieb, Streunutzung, Moosnutzung für Köhlereien u.s.w. All das trug mit zur Schaffung und Erhaltung vielfältiger Strukturen bei, die auch lichtliebenden krautigen Waldpflanzen mehr Lebensmöglichkeiten boten, als heute.

Solche lichtliebenden Waldpflanzen wie Preußisches Laserkraut (Laserpitium prutenicum), Abbiss-Pippau (Crepis praemorsa), Borstige Glockenblume (Campanula cervicaria) und Spatelblättriges Greiskraut (Tephroseris helenitis) kamen einst sogar im Alten Stolberg vor. Das ist lange her und man muss oft weit fahren, um diese heute hochgradig bedrohten Pflanzenarten zu sehen.

Nur der Abbiss-Pippau ist noch immer an zwei Stellen im Alten Stolberg zu finden. Allerdings ist auch er mittlerweile stark gefährdet. Er hat Rosetten, die meist flach dem Boden aufliegen und daher hervorragend an Auerochse und Wisent angepasst sind. Denn diese waren kaum in der Lage, die Rosetten mit ihren großen Mäulern zu erreichen, wodurch der Abbiss-Pippau, sozusagen selektiv, gefördert wurde.

Später, Wisent und Auerochse waren länget ausgerottet oder die letzten ihrer Art in Zoos und Wildgehege verbannt, schickte der Mensch gelegentlich eine Schafherde durch die lichten Wälder und Forsten, die den Job der einstigen vierbeinigen Waldriesen übernahmen. Das aber ist nun meist ebenfalls Geschichte.

Und hier setzen wir vom BUND-Kreisverband an:
Wegen des Abbiss-Pippaus und einigen anderen stark gefährdeten Arten mähten wir gestern zu dritt einen lichten Kiefernforst im Naturschutzgebiet Alter Stolberg, in dem sie ein Refugiun haben. Das tun wir einmal jährlich seit mittlerweile 2010. Und keine der bedrohten Arten verschwand in diesem Zeitraum. Wir konnten ihren Wuchsort dort erhalten. Kontinuität ist hier ganz zentral.

Bei wunderschönem, milden Wetter verbrachten wir einen tollen landschaftspflegerischen Einsatz, inklusive Picknick im duftenden Gras, an dessen Ende die Befriedigung stehen kann, etwas für den Artenschutz, für die eigene Fitness und dadurch für sein Wohlbefinden und jenes der Natur getan zu haben.

Der nächste, 175. Einsatz, ist laut Jahresplan des BUND-Kreisverbandes Nordhausen am 30.09., wiederum im NSG Alter Stolberg. Teilnehmende sind stets herzlich willkommen. Derarige Willensbekundungen schicken Sie bitte an bodo_schwarzberg@yahoo.de.
Bodo Schwarzberg