Mordsharz zu Gast in Nordhausen

Mörderischer Abend im Tabakspeicher

Sonnabend
16.09.2023, 11:32 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
In Nordhausen ging es beim Mordsharz-Festival um eine Bürgermeisterwahl. Nein, nicht um jene vor Ort, sondern um die in Glaubenthal. Dort nämlich wird ein neuer Bürgermeister gewählt, doch zeitgleich gibt es einen Mord. Gibt es einen Zusammenhang? Die alte Huber ermittelt...

Die alte Huber ist die Hauptfigur des Österreichers Thomas Raab und er meint diese Bezeichnung ganz und gar nicht despektierlich, wie er erklärte. Hannelore Huber erinnert ihn nämlich an seine Großmutter und vor der hatte er höchsten Respekt, hätte es nie gewagt, sie zu beleidigen. Mit seiner Romanfigur verhält es sich ebenso.

Es war eine humorvolle, nein brüllend komische Lesung, ein liebevoll-bissiger Blick auf die Bewohner seines fiktiven Dorfes und irgendwie auch eine Art Poetry Slam, denn Thomas Raab liebt es, mit Worten, mit Stabreimen, mit der Melodie von Sprache zu spielen. Das wirkt auf der Bühne sogar noch eindrucksvoller als in Schriftform.

Auch Karen Sander begeisterte die Gäste im Tabakspeicher durch ihre Geschichte um ein verschwundenes Mädchen wie auch durch die Lesung selbst. Die war zwar ruhiger, ernster als bei Thomas Raab, aber unfassbar packend, denn jenes Mädchen, Lilly, ist gehörlos und wohl genau dort verschwunden, wo einst ihre Mutter ermordet wurde.



„Wenn Sie jetzt aber glauben, sie wüssten, was mit Lilly passiert ist, muss ich Sie enttäuschen. Es ist alles ganz anders.“ Wie genau und was letztlich die Auflösung ist, erfahren ihre Leser*innen allerdings erst im dritten Band von „Der Strand“, denn diese Geschichte erstreckt sich über drei Bücher, die durchaus alle gelesen werden sollten, sich aber definitiv auch zu lesen lohnen.

Ebenfalls lohnenswert ist „Die Wahrheit“ von Mattias Edvardsson aus Lund in Skåne. Mordsharz-Chef Christoph Lampert bezeichnete es als ein Buch, das sich mit keinem anderen vergleichen lässt. Es ist nicht brutal, nicht blutig, geht allerdings extrem unter die Haut.

Die Geschichte spielt an einer Uni, da dort viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen, erläuterte Mattias Edvardsson. Er mag es, aus verschiedenen Perspektiven zu schreiben, sich in verschiedene Charaktere einzufühlen, ihre Tragödien und Geheimnisse aus der Vergangenheit aufzudecken.

Einige Einblicke lieferte Frederic Böhle als deutsche Stimme. Der Hörbuchsprecher studierte Schauspiel in Salzburg, hat schon früh angefangen, Rollen in Hörspielen zu übernehmen, entdecke aber immer mehr seine Liebe zu Liveveranstaltungen, da er so die Reaktionen des Publikums direkt mitbekommt. Außerdem, so sagte er, habe er bei solchen Lesungen die Möglichkeit, vom Autor mehr über die Figuren des Romans zu erfahren und natürlich auch über die korrekte Aussprache der schwedischen Eigennamen.