Kloster Göllingen

Ereignisreicher Denkmaltag

Dienstag
12.09.2023, 11:33 Uhr
Autor:
emw
veröffentlicht unter:
Der klarblaue Himmel, wie er in den vergangenen Tagen bereits das Wetter bestimmte, war ein erstes Kennzeichen für den Tag des offenen Denkmals der am vergangenen Sonntag stattfand und nach den Pausen von Pandemie und Bauarbeiten auch die Zugänge zu den Gemäuern des Kloster Göllingen öffnete...



Um zehn Uhr wurden die ersten Besucher auf dem Klostergelände begrüßt. Der ökumenische Gottesdienst, den Superintendentin Wiegleb gestaltete, ihr zur Seite Herr Scheja, erster Kreisbeigeordneter des Kyffhäuserkreises, eröffnete den Reigen der Veranstaltungen des Tages.

Ein Freiluftgottesdienst im Raum der ehemaligen, nun mit Gabionen nachgezeichneten Klosterkirche. Frau Wiegleb verstand es, die Worte des Tages auf Personen und Denkmal zu übertragen und somit wirken zu lassen. So war es nur konsequent, das „Großer Gott, wir loben Dich!“ hier am Denkmal erschallen zu lassen.

Während des Gottesdienstes kamen weitere Besucher, und so füllte sich langsam der Klosterkirchplatz und eine Geschäftigkeit für das nachfolgende Programm war sichtbar: Die Kaffeetafeln wurden vorbereitet, die Musiker des Tages ordneten ihre Spielorte, und die erste angekündigte Sonderführung „ Kloster Göllingen-Heinrich II. und der heilige Günther“ begann fast um 13 Uhr.

Vereinsvorsitzender Günther F. Chmielus begrüßte fast dreißig Interessierte, die zu Klostergeschichte und Baubesonderheiten die Bedeutung des hochromanischen Klosterortes anhand der drei historischen Akteure, die konkret für diesen Standort be- nannt werden können: Kaiser Heinrich II., Abt und Bischof Godehard von Hersfeld und Hildesheim sowie der Reichsgraf und Stifter des Klosters, Günther von Käfernburg-Schwarzburg.

Seit dem Jahr 1005 ist in den Urkunden die Existenz des Klosters Göllingen bekannt. Dass diese urkundlichen Unterlagen existieren, ist auch dem günstigen Umstand zu verdanken, der zu dieser Zeit bestand: Wichtige Männer des Reiches, gerade benannt, und damit auch ihre Chronisten, haben das Territorium zwischen Südharz, Kyffhäuser und Hainleite, Wipper und Unstrut gekannt und auch bereist. In dieser Ausgangslage zur Gründung des Klosters, in der Zeit seines Aufbaus und seiner Blüte bleibt Göllingen Standort in der Geschichte des Kaiserreiches, ganz in der Nähe der Burg Kyffhausen. Dass Kloster Göllingen dabei auch ein Friedensort war und wieder wurde und ist, erzählt die Geschichte über den Klostergründer selbst.

Leider waren an den vorzuzeigenden Orten gerade die Räume der östlichen Klosterkirche seitens des Liegenschaftsverwalters geschlossen gewesen. Hier entging den Besuchern der Blick in die jüngsten Forschungsergebnisse zur Bedeutung des Klosterortes. In der Krypta verband sich der Vortrag mit Musik aus dem frühen Mittelalter, „Christus resurrexit”, vorgetragen vom Duo „Ebenbild“, die auch die zweite Sonderführung begleiteten, die vom bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden Christof Rom- mel geführt wurde.

Unter der Thematik „Kloster Göllingen, die Landgrafen von Thüringen und Barbarossa“ zeigte Herr Rommel eine Fleiß- und Vergleichsarbeit: Barbarossa ist in unserer Region sehr präsent, die Barbarossa-Höhle, das Kyffhäuser-Denkmal oder die Rotbart-Arena künden von der engen Beziehung unserer Gegend zu Friedrich I., der von 1155 bis 1190 deutscher Kai- ser war. Wieso und wie lange Barbarossa sich tatsächlich bei uns aufgehalten hat und wo genau er war, bleibt ungewiss. Unge- wiss ist auch, warum am Kloster Göllingen um 1170 auf einmal damit begonnen wurde, einen prächtigen Turm zu bauen, des- sen Architektur viele Fragen aufwirft.

Da schriftliche Quellen fehlen, müssen die Steine des Turms die Fragen nach den Gründen für seinen Bau und nach seinen Erbauern beantworten. Der Baustil und Details des Turms zeigen Bezüge zu Bauten der Thürin- ger Landgrafen und zu Bauten, die mit Kaiser Barbarossa in Verbindung gebracht werden. Insgesamt ist es ein Bau, der in seiner Gestaltung nicht nur dem geistig-religiösen Klosterleben zugeordnet werden kann, sondern auch deutlich herrschaftliche Merkmale aufweist. Diese herrschaftlichen Merkmale machen eine direkte Beziehung zu den damaligen Herrschern, also zu Barbarossa und dem mit ihm eng verbundenen Thüringer Landgrafen wahrscheinlich. Anhand vieler Beispiele aus Deutschland und ganz Europa stellte Herr Rommel die zweifellos auf der Hand liegenden Thesen auf, die noch der Klärung durch die Fachwelt bedürfen. Eine weitere Aufgabe des Vereins.

Wurden die Führungen mit musikalischen Einlagen in der Krypta und im oberen Turm begleitet, so war danach am Stück die zur Atmosphäre des Klosterortes passende Musik vom Duo Ebenbild als Konzerteinlage zu hören.

Im Gewimmel vieler Besucher, die auch außer den Sonderführungen die Anlage besichtigten, waren viele gute Bekannte dabei, wie die Archäologen vom Kyffhäuser, ehemalige Mitwirkende an Jugendprojekten, wie der Direktor des Grimmaer Gymnasiums und seine Gattin und Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Im Mittelbau der Klosteranlage war an diesem Tag ebenfalls die Kura- torin der künftigen Ausstellung der Stiftung bereits aktiv.

An den Kuchentafeln und bei den Getränken fanden die Gespräche nicht so schnell ein Ende. Wohl mehr als 200 Besucherin- nen und Besucher fühlten sich wohl hier. Das Einzugsgebiet war über Thüringen hinaus aus verschiedenen Ecken Deutschlands zu registrieren. Kein Wunder, dass es vieler fleißiger Helferinnen und Helfer bedurfte, die alles zu bewältigen. Und bei aller Mühe merkte man, es tat gut, mit diesem Tag am Kloster den Menschen Freude bereitet zu haben.

Beim Abschließen und somit Beenden des Tages des offenen Denkmals ertönte für den Vereins-Chef noch ein Psalm in der jahrtausendalten Krypta, und ein versprengtes Ehepaar aus Schleswig-Holstein hatte letzte Gelegenheit, den Turm zu besteigen.