nnz-Forum zur gestrigen Wahl

Zeit für menschliche Größe?

Montag
11.09.2023, 10:39 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Der Wahltag zur OB-Wahl ist Geschichte und die Quittung für die völlig verkorkste und von lokalen Fehden durchsetzte Lokalpolitik ist bereits da, obwohl der zukünftige OB noch nicht feststeht...

Und: nein, das Ergebnis hat nichts mit dem Bundestrend zu tun, wie man bereits hören konnte...
Bevor ich irgendwelche weichgespülten Kommentare in der Lokalpresse lese, hier mal eine schonungslose Analyse und ein paar Fragen, auf der sich wütende Wähler in dieser Stadt bis zur Stichwahl ein paar Antworten erhoffen.

Namentlich die SPD Nordhausen bzw. die im Landkreis, was ich jetzt der Einfachheit mal gleichsetze, hat nicht zum ersten Mal, aus welchen Motiven auch immer versucht, unbequeme Lokalpolitiker (damals sogar aus den eigenen Reihen!) mit juristischen und verwaltungstechnischen Winkelzügen zu demontieren. Damals ist es ihr gelungen, diesmal nicht. Die anderen Parteien haben dies nicht gerade kritisch begleitet, sondern zum Teil durch Stillhalten unterstützt.

Die Wähler in Nordhausen aber haben dies durchschaut! Sie haben auch durchschaut, dass es in dieser Stadt nur noch am Rande um Probleme geht, die ihnen auf der Seele liegen. Sie wundern sich, warum Straßenbauvorhaben sich über Jahre hinziehen, und fragen sich, warum diese mit Vollsperrungen verbunden sind. Fragen, die ihnen niemand beantwortet. Sie fragen sich, warum Gastronomen dafür zahlen müssen, Stühle auf den Fußweg zu stellen. Sie fragen sich, wie man dem Vandalismus Herr werden will: Sie fragen, wie sich die Stadt im Hinblick auf Klimawandel, Integration, Überalterung und Fachkräftemangel künftig aufstellen will.

Anders ist das Wahlergebnis nicht zu erklären! Namentlich für die SPD ist die Rechnung einer SPD-geführten Doppelspitze in Stadt und Landkreis überhaupt nicht aufgegangen!

Es ist noch etwas Zeit bis zur Stichwahl! Der Teil der Bevölkerung der Stadt, die in einem Bürgermeister der AfD nicht die Lösung der Probleme dieser Stadt sieht, fragt sich jetzt, ob die Verlierer jetzt über ihren Schatten springen und einen Bürgermeisterkandidaten unterstützen werden, den sie vielleicht eben noch loswerden wollten, und der in Zusammenhang mit Mobbingvorwürfen gegenüber der gerade gescheiterten SPD-Kandidatin gebracht wird. Dieser Teil der Bürger fordert nicht weniger als einen anderen Politikstil in dieser Stadt: Einen Oberbürgermeister mit gutem Kommunikationsstil und Wertschätzung gegenüber Verwaltung und demokratischen Gremien! Der seine Ziele gut kommuniziert und für sie den gewählten Stadtrat einbindet! Eine Politik, in der die Bürger im Mittelpunkt stehen und nicht ihre Verwaltung oder die Fehden ihrer Politiker! Eine Stadt, in der sich die Verwaltung als Dienstleister für ihre Bürger versteht! In der Mobbing ein Fremdwort ist. Fähigkeit zur Selbstkritik! Nichts weniger als einen Schlußstrich unter Fehden und Intrigen. Vielleicht ist sogar Zeit für menschliche Größe, für persönliche Aussprachen und Entschuldigungen, von denen die Öffentlichkeit noch nicht einmal etwas mitbekommen muss! Ich bin gespannt, ob einer der Akteure den Mut hat, hierzu öffentlich Stellung zu nehmen!
Christian Marx