Ost-Klassiker-Klub Wolkramshausen

Metamorphose der besonderen Art

Montag
11.09.2023, 08:09 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Seit über zwei Jahrzehnten reparieren und restaurieren die Fachleute des in Nordthüringen ansässigen Ost Klassiker Klubs historische Fahrzeuge, die einst das Straßenbild im Osten prägten und deren Erhalt heute doch in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert findet...

Pro Jahr wurde mindestens ein Fahrzeug einer kompletten Überholung unterzogen und somit auch ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung technischer Kulturgüter des Ostens geleistet. Bei jedem der Vorhaben stand grundsätzlich der Respekt vor den Leistungen derer, die einst diese Fahrzeuge und heutigen Klassiker entwickelten bzw. bauten. Aber auch in unseren Reihen gilt nun seit 2020 der Ausspruch „ Keine Regel ohne mindestens eine Ausnahme“.

Im ersten Jahr der Corona Pandemie begann einer unserer renommierten Mitglieder der Dipl. Ing. für KFZ- Technik Joachim Mäder, Absolvent der Technischen Universität Dresden 1983, mit dem Umbau eines Oldtimers der Marke BMW 340, Bj. 1952 zu einem EMW 340-2, einer Art technischen Metamorphose. Das ursprüngliche Fahrzeug befand sich seit 2005, in einem technisch und optisch bescheidenen aber noch fahrbereiten Zustand in der Fahrzeugsammlung von Joachim Mäder. In die Planung des Vorhabens, deren Realisierung auf einen Zeitraum von 3 Jahren angelegt war, wurde eine Reihe von Experten aus der ehemaligen Kali - Region um Sondershausen einbezogen. Es waren Personen wie die KFZ – Techniker Dirk Hartmann, Andreas Schneider, Marko Sommer, Karl Heinz Müller, der KFZ Meister Peter Süssemilch, ein ehemaliger DDR Rundstrecken – Rennfahrer auf Trabant P 601 und langjähriger Beschäftigter des ehemaligen Automobilwerkes in Eisenach sowie die Autolackiererei Schneider und die Karosseriebaufirma Ränke aus Greußen.

Vor der Aufarbeitung (Foto: Hubert Rein) Vor der Aufarbeitung (Foto: Hubert Rein)


Technische Unterlagen beider Fahrzeugtypen lagen bereits vor aber auch die Historie, die sich von September 1946 bis zur endgültigen Markeneinstellung von EMW 1955 am Standort in Eisenach vollzog, wurde umfangreich analysiert und in das Konzept einbezogen.
Es folgte dann eine komplette Zerlegung des BMW 340, einem Nachfolgemodell des BMW 326 aus der Vorkriegsepoche, im Ergebnis mit einem doch ernüchternden Schadensbild. Danach begann die langwierige und kostenintensive Suche nach Ersatz- und Umbauteilen.

Fast täglich arbeiteten mehrere Personen an dem aufwendigen Vorhaben der fachgerechten Umgestaltung. Kein Teil blieb dabei unberührt ob aus Metall, Kunststoff, Holz oder textilen Gewebe bestehend.

Streng gesehen aus heutiger Sicht entstand ein neues alltagsfähiges Auto im Charme einer längst vergangenen Zeit. Die dabei entstandenen Kosten beliefen sich auf einen stolzen mittleren fünfstelligen Betrag.

Der Schmetterling ist geschlüpft (Foto: Hubert Rein) Der Schmetterling ist geschlüpft (Foto: Hubert Rein)


Am 10. Mai konnte das Vorhaben, also die Umwandlung eines historischen BMW in einen neuen EMW 340 -2, mit der amtlichen Zulassung als erfolgreich beendet werden. Bezogen auf die eingangs formulierte Metamorphose, entstand im biologischen Vergleich gesehen, aus einer Raupe ein wunderschöner Schmetterling mit rot weißen Flügeln.

Wenige Tage nach der Straßenzulassung begab sich der nun frisch geschlüpfte Schmetterling von Eisenach aus auf eine etwa 3000 Kilometer lange Fahrt nach Norwegen und zurück. Drei Personen mit Reisegepäck für fast zwei Wochen, bei zum Teil extremen Wetterlagen, konnten die Strecke ohne technische Panne absolvieren.
Hubert Rein