Stimmen der Kandidaten

Nordhausen hat gewählt

Sonntag
10.09.2023, 21:17 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Nordhausen ist immer für eine Überraschung gut, das war bei der letzten Oberbürgermeisterwahl vor sechs Jahren so und das war auch heute so. Der parteilose Amtsinhaber Kai Buchmann landet auf dem zweiten Platz hinter Jörg Prophet von der AfD, der Rest ist abgeschlagen. Wir haben die ersten Reaktionen der Kandidaten zusammengetragen…

Zunächst der Amtsinhaber, denn der weilte just als der letzte Wahlkreis in die Statistik einging im Nordhäuser Ratssaal. „Das ich zweiter bin und in die Stichwahl komme ist das beste Ergebnis das ich mir hätte vorstellen können in der aktuellen Situation“, sagt Buchmann. Die Strategie für die kommenden zwei Wochen bis zur Stichwahl? Weiter gute Arbeit machen, meint der OB.

Der strahlende Sieger des ersten Wahlgangs, Jörg Prophet (Foto: agl) Der strahlende Sieger des ersten Wahlgangs, Jörg Prophet (Foto: agl)


Die AfD hatte ihre Unterstützer in die „Schöne Aussicht“ geladen und hier war man nach der Wahl in bester Stimmung. Sowohl die Parteifreunde wie auch er als „Vertrauensträger“ der vielen Stimmen sei „hellauf erfreut“ über das gute Ergebnis, sagt Jörg Prophet. „Wir sind sehr Stolz was wir hier als Fraktion aus dem Stand heraus geschafft haben. So hoch hätten wir das auch nicht prognostiziert.“

Der Bürger habe ein breites Wahlangebot gehabt, das gesamte politische Spektrum sei vertreten gewesen, bis auf die Linken, die es nicht für nötig gehalten hätten, einen eigenen Kandidaten aufzustellen. Von der Höhe des Wahlergebnisses des nun direkten Kontrahenten zeigte sich auch Prophet überrascht, was aber vielleicht der Vita des Amtsinhabers geschuldet sei. Sowohl das Theater wie auch die Feuerwehr, die vor seiner Zeit begonnen und mit dem Stadtrat umgesetzt wurden, würden seiner Person zugeschrieben, was geholfen haben könnte. Er selbst sei angetreten, weil man merke das dem Bürger etwas unter den Nägeln brenne. Man könne jetzt keine Wahlkampfpolitik machen sondern müsse weiter „Wahrheiten aussprechen“.

Knapp doch allzu deutlich schaffte es Bürgermeisterin Rieger auf Platz 3 der Rangliste. Im Büro der SPD gegenüber dem Rathaus gesenkte Häupter, die Stimmung hier ist eher geknickt. Es sei schwer gewesen, gegen den Bundestrend anzugehen, sagt die Kandidatin, dennoch sei das hohe Wahlergebnis der AfD ernüchternd. Rieger kann der Sache dennoch etwas Gutes abgewinnen, der Wahlkampf habe sie nah an die Bürger herangebracht und die Erfahrungen werde sie in ihrer Arbeit als Bürgermeisterin zu nutzen wissen.

Mit 11,2 Prozent der Stimmen ging der Hoffnungsträger der Christdemokraten durch das Ziel. Andreas Trump hätte sich persönlich mehr erhofft, auch weil man Wert darauf gelegt habe, einen sachlichen und themenbezogenen Wahlkampf zu führen. „Wir haben uns auf die Themen konzentriert, die für das Fortkommen von Nordhausen wichtig sind. Das dass Ergebnis jetzt so ist, wie es ist, haben wir zu akzeptieren, es war eine demokratische Wahl. Ob Nordhausen damit vorankommen wird, das werden wir in den nächsten Jahren sehen“, konstatiert Andreas Trump.

Der Wahlkampf sei weniger vom Streit über Sachthemen sondern mehr von Emotionen geprägt gewesen, schätzt Carsten Meyer, der Kandidat der Grünen ein, der mit 1,4 Prozent die wenigsten Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte. Für sich persönlich hätte er sich mehr Zustimmung erwartet, mit Blick auf die Kommunalwahlen habe man vor allem gesehen, woran man arbeiten müsse. Viel Lob hat der Außenseiter aus Weimar für die Nordhäuser Grünen übrig, man habe engagiert und einvernehmlich gekämpft. Das Ergebnis sei denn auch zum Teil eben dem Umstand geschuldet, das er selbst hier nicht heimisch ist und das „Grün“ gerade nicht besonders ziehe sei kein Geheimnis.

Im Vorstand der Nordhäuser Grünen war man denn auch vom Ergebnis nicht überrascht. Die Paarung Prophet-Buchmann habe er in Anbetracht der Umstände so erwartet, meint etwa Rüdiger Neitzke. Man könne froh sein, dass es nun eine Stichwahl gebe.

So sieht es auch der Kandidat der FPD, Stefan Marx. Man habe den Nordhäuserinnen und Nordhäusern eine Wahlmöglichkeit geben wollen und nun sei es gut, dass es eine Stichwahl werde. Die drei Prozent Zustimmung habe in etwa in seiner Einschätzung gelegen, sagt Marx. „Wir haben viele gute Gespräche und einen guten Wahlkampf geführt und für das Vertrauen sind wir dankbar.“, so Marx weiter, es müsse einem nun daran gelegen sein, die demokratischen Kräfte weiter zu stärken.
Angelo Glashagel