Gefeiert

Vorfreude auf das, was noch kommt

Montag
04.09.2023, 10:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Mit einer furiosen Opern-Gala unter dem Titel "Frühlingserwachen" wurde am Sonntagabend nicht nur eine neue Spielzeit am Nordhäuser Theater eröffnet, sondern auch die Interims-Spielstätte der Öffentlichkeit übergeben...

Die Solisten des Abends, von links: Camila Ribero-Souza (Sopran), Kyounghan Seo (Tenor), Daniel Klajner und Rina Hirayama (Mezzosopran). Und natürlich das Loh-Orchester. (Foto: nnz) Die Solisten des Abends, von links: Camila Ribero-Souza (Sopran), Kyounghan Seo (Tenor), Daniel Klajner und Rina Hirayama (Mezzosopran). Und natürlich das Loh-Orchester. (Foto: nnz)
Intendant Daniel Klajner dirigierte das Loh-Orchester und moderierte wie gewohnt charmant das gesamte Programm, das aus mehreren künstlerischen Darbietungen sowie insgesamt sechs Grußworten und Festreden bestand.

Mit dem künstlerischen Part wurde zugleich die Neugier auf das Programm der nun gestarteten Spielzeit geweckt, andererseits sollte es eine Form des Dankes an all jene sein, die in den zurückliegenden Jahren den Glauben und (vielleicht) auch die Hoffnung nie verloren hatten, dass aus dem über 100 Jahre alten, nie richtig fertig gestellten Theater in Nordhausen ein "richtiges" Theater werden könnte - räumlich gesehen.

Den Reigen der Reden eröffnete der Nordhäuser Oberbürgermeister. Der OB dankte natürlich allen Beteiligten und Barbara Rinke, die Vorsitzende des Theaterfördervereins, blickte mit einem Fähnchen in der Hand zurück auf das Jahr 2006, in dem die damalige Landesregierung das Nordhäuser Haus schließen wollte. Damals sei es die Bürgerschaft gewesen, die das verhindert habe, so Rinke, die zum Schluss ihrer Rede noch um Spenden für einen Konzertflügel der Oberklasse warb, der zur Eröffnung des "alten" Hauses dem Theater übergeben werden soll.

Sprachen der OB und Frau Rinke ohne Manuskript, so musste Landtagspräsidentin Birgit Pommer vom Zettel ablesen. Auch sie dankte noch einmal, schließlich werden die in den Umbau geflossenen Gelder allen Menschen im Südharz zugute kommen. Nach schätzungsweise 20mal "Ich" musste schließlich noch eine ideologische Note her. Wie aus dem Zusammenhang gerissen sagte Pommer: "Mit Wahlen werden Menschen demokratisch gewählt, sie werden dadurch aber nicht zu Demokraten gemacht." Heißt das entweder, alle zur OB-Wahl stehenden Kandidaten seien noch nicht so richtig in der Demokratie angekommen? Oder: war das schon ein Fingerzeig auf den personellen Ausgang der OB-Wahl, Frau Landtagspräsidentin?

Allerdings, es ging bei dieser Rede fast unter, wurde das Jahr 2025 schon mit verschiedentlichen Zusätzen versehen. Bei Pommer war es "hoffentlich", bei Architekt Mario Peter dann schon die Zielmarke 2026, da die Probleme vermutlich im Altbau zu finden sind. Im Übrigen lobte auch Peters die Zusammenarbeit mit den bauausführenden Firmen, insbesondere jedoch mit dem Bauhof der Stadtverwaltung.

Nach der Pause war dann Staatssekretärin Tina Beer an der Reihe. Sie sprach sehr authentisch von einer "unglaublichen Finanzierung", die dem Publikum dann ein völlig neues Theatergefühl ermöglichen wird und sie dankte natürlich auch allen anderen.

Das Festredner-Finale blieb Katja Mitteldorf, der LINKE-Landtagsabgeordneten, vorbehalten. Und es war die emotionalste Ansprache. Sie stellte nicht den Bau an sich in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen, sondern den Menschen. Die Menschen, die am Bau arbeiteten, aber vor allem jene Menschen, die im "Bau" arbeiten und das über viele Jahrzehnte hinweg unter unglaublich schlechten Bedingungen jeden Tag neu taten. "Wenn wir über Geld reden, dann reden wir über Menschen", so Mitteldorf.

Leider wurde an diesem Abend von den Politikern immer wieder so getan, als hätten sie selbst das (gut angelegte) Geld - immerhin 30 Millionen Euro (?) dem Nordhäuser Theater gegeben. Nein, es ist auch das Steuergeld jener Menschen, die das Theater nicht besuchen und keine 55 Euro für eine Eintrittskarte zur Verfügung haben.
Peter-Stefan Greiner