Der Fingerstyle-Gitarrist Jens Kommnick in Bad Langensalza

Ein Magier auf sechs Saiten

Sonnabend
02.09.2023, 11:36 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Ein wirklich außergewöhnliches Konzert erlebte gestern Abend das altehrwürdige Friederikenschlösschen in Bad Langensalza. Zu Gast war der Ausnahmegitarrist Jens Kommnick. Und das Kommen hatte sich allein wegen der Zugabe schon gelohnt …

Jens Kommnick im Friederikenschlösschen (Foto: emw) Jens Kommnick im Friederikenschlösschen (Foto: emw)

Um einmal von hinten anzufangen: Als der Saitenvirtuose sein Konzert eigentlich beendet hatte, sein persönliches Märchenbuch, wie er es nannte, zugeklappt war, aber das Publikum ihn nicht von der Bühne gehen lassen wollte, ließ sich Jens Kommnick vier beliebige Lieder aus dem Auditorium zurufen, die er dann filigran und sensibel interpretierte. Schnell einigten sich Publikum und Künstler auf Eric Clapton „Tears in heaven“, Leonard Cohens „Halleluja“ und zwei Titel von Reinhard Mey. A pro pos Reinhard Mey. Dem ist es zu verdanken, dass der kleine Jens vor einigen Dekaden zur Gitarre griff, als er im zarten Alter von elf Jahren auf einer Musik-Kassette dessen Lieder und Gitarrenspiel erstmals hörte.

Inzwischen ist der Jens nicht mehr klein, hat für einen deutschen Gitarristen unglaubliche Preise abgeräumt und gehört zu den angesagtesten, weil besten Studiomusikern des Landes. Im Konzert ist das Nordlicht aus der Cuxhavener Ecke bescheiden, freundlich und strahlt einen inneren Frieden aus, der beneidenswert und ansteckend zugleich ist. Seine Kompositionen bewegen sich zwischen Klassik, Irland, Barock, Skandinavien und den traditionellen keltischen Überlieferungen allgemein. Alle sind einfühlsam und ausdrucksstark, malen akustische Bilder von großer Schönheit. Hierbei kann und will Kommnick die Einflüsse seines norddeutschen Landsmanns Werner Lämmerhirt nicht verhehlen, der als einer der besten Fingerstyle-Gitarristen Deutschlands galt und auch die virtuose Spielweise eines Hannes Wader (auch Norddeutscher) mag als Vorbild für Kommicks artifizielles Agieren gedient haben. Vor allem aber die bewegenden Lieder eines Reinhard Mey waren es, die Kommnick zu dem Kommnick gemacht haben, der gestern Abend zwei Stunden lang zum puren Entzücken der Zuhörer zu erleben war.

Ein außergewöhnlicher Gitarrist, der ohne Schnörkel und Effekte sein Instrument streichelte und klopfte, so dass mitunter mindestens ein Trio zu hören war und der bescheiden und demütig auf das Leben und seine Karriere blickt. Den Ausrichtern des Konzerts, Michael Kranholdt mit seiner Gattin, galt sein spezieller Dank auch für die Unterstützung in schweren Zeiten, wie sie die letzten Jahre für konzertierende Künstler darstellten.

Zwischen seinen auf einer einzigen Gitarre vorgetragenen Titeln hat er natürlich sein Instrument gestimmt. Denn wie Kommnick gestern eine alte Weisheit über Konzertgitarristen verriet, stimmt der Gitarrrero sein Instrument zu fünfzig Prozent des Konzerts, während er die anderen fünfzig Prozent der Zeit auf seiner ungestimmten Gitarre spielt. Mag sein, dass dem im Allgemeinen so ist. Gestern Abend wurde das Stimmen jedoch von den originellen Erzählungen des Jens Kommnick überstimmt und ich glaube nicht, dass er auch nur einen Ton nicht in der richtigen Stimmung gespielt hat.
Olaf Schulze