Bürgerdialog in der Festhalle

Prophet verspricht “Doppelwumms” am 10. September

Sonnabend
26.08.2023, 19:55 Uhr
Autor:
psg
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Nach dem gestrigen Gespräch mit dem grünen OB-Kandidaten zogen am späten Samstagnachmittag die “Blauen” nach. Für ihren Bürgerdialog hatte sich die AfD die Festhalle in Sundhausen ausgesucht…

Robert Sesselmann zu Gast in Sundhausen (Foto: nnz) Robert Sesselmann zu Gast in Sundhausen (Foto: nnz)
Viele Interessierte hatten den Weg zum Sundhäuser Sportplatz gefunden und wollten wissen, was ihnen die AfD, was ihnen der Mann zu sagen hatte, der am 10. September zum Nordhäuser Oberbürgermeister gewählt werden will.

Jörg Prophet hatte sich irgendwann in diesem Jahr “aufgemacht” und verkündet, dass er antreten wird. An diesem Samstag nun konnte er auf mehr als 150 Frauen und Männer blicken, die von ihm vor allem hören wollten, was er als eventuell Gewählter machen will. Doch vor dem Machen steht die Wahl. Ein AfD-Politiker, der diese erste Hürde schon übersprungen hat, machte für Prophet heute denn auch Wahlkampf: Robert Sesselmann, der erste AfD-Landrat in Deutschland. Der wurde mit sehr viel Applaus begrüßt.

Die offizielle Begrüßung übernahm Kreisvorsitzender Andreas Leupold, der sich wünschte, dass die Gäste sich nicht nur lobhudelnd, sondern vor allem kritisch mit der Partei und mit dem Kandidaten auseinandersetzen.

Robert Sesselmann freute sich, “den nächsten Oberbürgermeister von Nordhausen” unterstützen zu können. Vor seinen Ausführungen ehrte der Gast aus Südthüringen Axel Haake aus Nordhausen. Er habe vor zehn Jahren die Partei mitgegründet. Jetzt, zehn Jahre später, gibt es in Thüringen den ersten Landrat und in Nordhausen werde es den ersten Oberbürgermeister einer Kreisstadt geben. Davon sei Sesselmann, der in Sundhausen nicht als Landrat, sondern als Mitglied des AfD-Landesvorstandes sprach, fest überzeugt.

Sesselmann kritisierte die aktuelle Politik im Land und im Bund als bürgerfeindlich. In der kommunalen Politik werde die AfD keine Brandmauern errichten. Im Gegenteil, wenn selbst die Linke im Kreistag einen konstruktiven Vorschlag mache, dann solle darüber diskutiert und beschlossen werden. Letztlich wolle und müsse er die Probleme für die Bürger lösen.

Der Bürgerdialog war gut besucht (Foto: nnz) Der Bürgerdialog war gut besucht (Foto: nnz)
Dann war Prophet an der Reihe. Mit einem “Wieän” im ältesten Stadtteil von Nordhausen begrüßte er die Gäste, die aus allen “Teilen der Gesellschaft” den Weg in die Festhalle gefunden hatten. Da saßen Lehrer neben Bauarbeitern oder selbständigen Handwerkern. Die wenigsten Mitglieder der AfD, aber (vielleicht) Wähler am 10. September, so das Kalkül. All denen stellte er sein Programm vor, das sich vor allem aus dem ableitet, was in Nordhausen anders und besser zu machen sei. Er sei mit seiner AfD-Fraktion im Stadtrat immer “dafür” und nicht “dagegen” gewesen. So wolle er auch im Rathaus arbeiten. “Ich will, dass Sie, wenn Sie früh um 6 Uhr aufstehen und zur Arbeit gehen, wissen, da sitzt einer im Rathaus, der sich um genau ihre Belange und ihre Probleme kümmert”.

Die Stadt Nordhausen müsse frei von parteilichen Zwängen sein. Er wolle in Erfurt oder im Landesverwaltungsamt für Nordhausen kämpfen und da brauche er keine Unterstützung von irgendwelchen Staatssekretären aus Erfurt oder Beauftragten aus Berlin. “Ich werde für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt das einfordern, was ihnen gesetzlich zusteht und was sie jeden Monat an Steuern einzahlen”, sagte Jörg Prophet und klaute dann ein wenig beim politischen Kontrahenten: “Ich kämpfe in den nächsten Tagen und Wochen dafür, dass es nach dem Wumms in Sonneberg, am 10. September den Doppelwumms in Nordhausen gibt!”

Ein älterer Mann eröffnete die Fragerunde. Wie will er, Prophet, den Zwist zwischen LRA und Rathaus beenden? Dazu der Kandidat: Es müsse doch endlich eine Zusammenarbeit möglich sein. Es gehe doch nicht um die AfD, sondern um die Bürger. Die jedoch müssten sich mehr denn je in die politischen Prozesse einmischen, sie müssten diskutieren und Forderungen stellen. Bei der AfD habe und hat man dafür offene Ohren. “Und wenn die Gesetze nicht gut für den Bürger sind, dann müssen sie für das Bürgerwohl umgestaltet werden. Gleiches gelte für Beschlüsse im Stadtrat.” So müsse die Selbständigkeit der Ortsteile weiter gestärkt werden, über den Einsatz der Gemeindearbeiter sollen die Ortsteilräte selbst entscheiden. Dazu gehöre die Ausstattung der Ortsteile mit einem Budget.

Ein selbständiger Handwerker aus Sundhausen sprach das Thema der mangelnden Sicherheit an. Prophet dazu: “Das Ordnungsamt kümmere sich vorwiegend um die Vergabe von Knöllchen, statt für Ordnung zu sorgen. Das liege aber auch an den Vorgesetzten der Mitarbeiter.”

“Wie willst du mit dem Gegenwind aus den anderen Parteien umgehen? Du bist auch nur ein Mensch”, fragte ein Mann. “Ich werde offen und ehrlich mit allen Menschen umgehen und dann wollen wir mal sehen, ob nicht die anderen sich besinnen, dass sinnlose Konfrontation eben sinnlos ist und Respekt gegenüber dem Gegenüber immer der richtige Weg ist”, antwortet Prophet.

Es war eine muntere Diskussion, kritischen oder nachdenklichen Fragen musste sich Jörg Prophet nicht stellen. Das machte schon etwas nachdenklich, gibt es auch jede Menge “Reibungspunkte” mit Inhalten und Zielen der AfD in der Gesellschaft. In der kommenden Woche wird sich Jörg Prophet bei weiteren Veranstaltungen vermutlich diesen Fragen stellen. Und da wird es nicht nur für die Zuhörer vor Ort, sondern auch für die Berichterstatter interessant.
Peter-Stefan Greiner