Diskussionen um den Gipsabbau

Ein Grüner in Steigerthal

Freitag
11.08.2023, 17:56 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
„Die Schönheit der Region hat es mir angetan“, sagte der Landtagsabgeordnete Wolfgang Aldag, als er heute Nachmittag in Steigerthal nach den Gründen für seinen Besuch gefragt wurde...

Wandergruppe heute in Steigerthal (Foto: C.Wilhelm) Wandergruppe heute in Steigerthal (Foto: C.Wilhelm)

Im Rahmen seiner „Dreitägigen Sommertour durch die Südharzer Gipskarst-Landschaft“ kam er zu einer ersten Wanderetappe nach Steigerthal, wo er bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Uftrungen aufbrach. Zuvor gab es noch eine Gesprächsrunde, bei der Fragen gestellt werden konnten.

Der Gipsabbau steht nicht erst seit gestern in der Kritik. Und er beschränkt sich keinesfalls auf ein einzelnes Bundesland. Neben Thüringen macht man sich auch in Sachsen-Anhalt und in Niedersachsen Gedanken um die Zukunft der einzigartigen Gipskarstlandschaft. Wenngleich die Sorgen in Thüringen etwas höher ausfielen als in den anderen Bundesländern, stellt Aldag im Rahmen der Gespräche schnell fest. Die Stimmung ist angespannt.

Ursula Schäfer vom BUND, die heute bei der Wanderung dabei war, sieht die Verantwortung für den Gipsabbau vor allen Dingen auch auf Kommunalebene: „Beispielsweise könnte in Ausschreibungen für Neubaugebiete oder beim Abriss alter Gebäude in städtischer Hand darauf hingewiesen werden, dass Alternativbaustoffe verwendet werden.“ Bei Einfamilienhäusern oder kleinen Wohneinheiten zum Beispiel böten Holzweichfasterplatten eine sinnvolle Alternative zum Gips. Aber auch bei anderen Bauteilen.

Schäfer hatte einige Muster von Baustoffen mitgebracht und zeigte den Anwesenden mit welchen Materialien man natürliche Ressourcen schonen und den Gipsabbau um die Hälfte reduzieren, vielleicht sogar stellenweise überflüssig machen könnte. „Im Dachbereich sind Holzfaserdämmplatten zulässig. Aber auch der Porotonstein ist aufgrund seiner Struktur sehr gut wiederverwendbar, genau wie Lehm“, erklärte sie.

Ortsbürgermeisterin Maritta Brehm, sorgt sich um die einzigartige Landschaft, die der Ort zu bieten hat. Und um Abbaupläne, die in Zukunft quasi gleich vor der Haustür umgesetzt werden sollen: „Ein Gips-Abbaugebiet, dass 300 Meter an den Ort heran heranreicht, würde das Ende der Ortschaft bedeuten.“ Eine Verbindungsstrasse von Buchholz aus fiele weg und es gäbe nur noch den Anschluss vom Nordhäuser Ortsteil Leimbach aus nach Steigerthal.

Ein weiterer Teilnehmer ergänzt, dass man ja dann nicht nur vom Alten Stolberg her in unmittelbarer Nähe gegen einen Gipsbruch schauen würde, sondern gleich von zwei Seiten der Ortschaft aus mit ansehen müsste, wie die „Naturressourcen ausgebeutet und die funktionierende Vegetation zunichte gemacht wird.“ Die Stimmung war zeitweise geladen. Auch die steigenden Energiepreise und Versäumnisse der ehemaligen Bundesregierung kamen zur Sprache.

Eine Möglichkeit, mit dem Landtagsvertreter der Grünen ins Gespräch zu kommen hat der Auftakt heute in Steigerthal auf jedem Fall geboten. Am Abend sind noch etwa 20 Teilnehmer zu einer Gesprächsrunde, dem „Drei-Länder-Stammtisch“ in der Heimkehle angemeldet. Was dort passiert, berichten wir in den nächsten Tagen.
Cornelia Wilhelm