Das Jugendamt des Landkreises Eichsfeld richtet am 16. August die dritte Kinderschutzkonferenz im Landkreis Eichsfeld aus. Nach den Themen „Sucht“ im Jahr 2019 und „Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen“ wird in diesem Jahr das Thema häusliche Gewalt und deren Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche beleuchtet.
Die diesjährige Kinderschutzkonferenz findet in der Dreifelderhalle in Heilbad Heiligenstadt statt und richtet sich an alle Fachkräfte im Landkreis Eichsfeld, die beruflich mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt stehen und die ihren Blick auf dieses sensible Thema schärfen möchten.
Häusliche Gewalt bezeichnet Gewalttaten zwischen Menschen, die in einer häuslichen Gemeinschaft leben, beispielsweise in einer Ehe, Lebenspartnerschaft oder einer intimen Beziehung.
Kinder und Jugendliche, die im Kontext von häuslicher Gewalt aufwachsen, verlieren die Sicherheit und Geborgenheit, die ihnen Familien bieten sollten.
Das (Mit-) Erleben häuslicher Gewalt hat Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihre körperliche, geistige und kognitive Entwicklung. Diese Kinder und Jugendlichen brauchen unseren Schutz und unsere Unterstützung.
Dass das Thema sehr aktuell ist, zeigen auch die steigenden Fallzahlen häuslicher Gewalt gegen Frauen, Männer und Kinder, die bundesweit im vergangenen Jahr gemeldet worden sind.
So wurden im vergangenen Jahr allein 157.550 Fälle von Gewalt in Partnerschaften registriert. Das entspricht 432 Fällen pro Tag und bedeutet im Vergleich zum Jahr 2021 ein Anstieg der Fälle um rund 9,4 Prozent.
Bei den Opfern handelt es sich in 80 Prozent der Fälle um Frauen. Die Dunkelziffer der Fallzahlen dürfte weitaus höher liegen. Die Polizeistatistik im Landkreis Eichsfeld erfasste 2022 insgesamt 201 Fälle häuslicher Gewalt. Im Frauenhaus des Landkreises haben im Jahr 2022 auf der Suche nach Schutz 16 Frauen und 22 Kinder Zuflucht gefunden.
Als Referenten für die diesjährige Kinderschutzkonferenz konnten verschiedene Experten und Expertinnen gewonnen werden. Unter anderem wird Frau Prof. Dr. Barbara Kavemann vom Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen „SOFFI“ in Berlin über „Gewalt
in der Beziehung der Eltern und die Auswirkungen auf Kinder“ sprechen.
Außerdem wird Frau Carolin Neubert vom Arbeitsbereich Sozialpädagogik der Universität Erfurt über Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „Häusliche Gewalt in Familien mit Kindern und die Rolle des Jugendamtes“ berichten. Am Nachmittag finden Workshops zu verschiedenen Themen, u. a. Gesprächsführung mit Betroffenen, Handlungsempfehlungen für Jugendämter, Vorstellung der Frauenschutzwohnung und der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt in Nordthüringen sowie zur
Arbeit mit Tätern und Täterinnen statt.
Die Teilnahmekapazitäten sind mit 150 Personen bereits ausgeschöpft.