NABU zeichnet Wald aus

Luchsfreundlicher Kirchenwald

Donnerstag
03.08.2023, 15:33 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Ein Kirchenwald bei Brehme im Eichsfeld wird heute vom NABU Thüringen als "LuchsWald" ausgezeichnet. Es ist bundesweit die vierte Auszeichnung, welche die Naturschützer für einen Wald vergeben, in dem sich in besonders vorbildlicher Weise für den Waldnatur- und Lebensraumschutz eingesetzt wird...

Ausgezeichnet wird die Pfarrgemeinde Weißenborn für einen knapp 18 Hektar großen Laubmischwald mit teilweise sehr altem und dazu geschütztem Baumbestand. Luchse mögen große zusammenhängende Waldgebiete, denn für die Aufzucht ihres Nachwuchses sind sie auf störungsarme Wälder angewiesen. Aber auch schon kleine Waldgebiete können Luchsen als notwendige Versteck- und Rückzugsorte dienen.

Hubertus Iffland, der Pfarrer der Pfarrgemeinde Weißenborn, freut sich über die LuchsWald-Auszeichnung. „Wir sehen uns als christliche Pfarrgemeinde der Schöpfung verpflichtet und möchten dies in einem ganz greifbaren Sinn in unserem Wald zeigen. In unserem Kirchenwald können zum Beispiel alte Bäume stehen bleiben und vielen Tieren ein Zuhause bieten. Sie dürfen in Ruhe alt werden bis sie sterben und dann wieder in den Naturkreislauf übergehen.“ Im neuen LuchsWald werden keine großen Holzerntemaschinen eingesetzt und auch Jäger sowie Förster sind im ausgezeichneten Kirchenwald von der Rückkehr der Pinselohren fasziniert.

v.l.: Hubertus Iffland, Lothar Wandt und Silvester Tamás (Foto: NABU) v.l.: Hubertus Iffland, Lothar Wandt und Silvester Tamás (Foto: NABU)


Silvester Tamás vom Luchsprojekt des NABU Thüringen sagt: „Der Kirchenwald der Pfarrgemeinde Weißenborn kann zu einem weiteren Trittstein für Luchse im Biotopverbund in Thüringen und Deutschland werden. Im neu ausgezeichnetem LuchsWald bleiben alte Buchen und Eichen stehen und es gibt jede Menge Totholz. Außerdem achtet die Pfarrgemeinde auf eine schonende Nutzung des Waldes. Der naturnahe Laubmischwald, der sich in diesem Gebiet entwickeln darf, ist damit auch besser gegen die Klimaerwärmung gerüstet.“ Lothar Wandt vom NABU Eichsfeld ist der Meinung, dass die Auszeichnung auch andere Pfarrgemeinden veranlassen könnte, ihren Wald als LuchsWald auszeichnen zu lassen, zumal Kirchenwälder im Allgemeinen nicht so intensiv bewirtschaftet werden wie der Staatswald.

Das Eichsfeld ist laut NABU Thüringen ein günstiger Standort für einen LuchsWald. Hier werden immer wieder Luchse beobachtet, die mehrheitlich aus dem Harz einwandern. Das Eichsfeld übernimmt deshalb eine wichtige Funktion als Trittstein für die Luchsausbreitung nach Thüringen. Wie besonders wichtig geschützte LuchsWälder gerade im Eichsfeld sind, macht der erst im Juni des Jahres gemachte Fund eines illegal getöteten Luchses bei Jützenbach deutlich. Der Fundort des toten Luchses liegt keine 10 Kilometer vom neuen LuchsWald der Kirchgemeinde Weißenborn entfernt. Die Auszeichnung soll auch dazu beitragen, die Akzeptanz für den Luchs in der Region zu steigern und ein klares Statement gegen Straftaten gegen die Natur setzen.

Mit der Aktion LuchsWald zeichnet der NABU Thüringen jährlich bis zu drei ausgewählte Wälder in Thüringen symbolisch aus, in denen sich Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in besonders vorbildlicher Weise für den Waldnatur- und Lebensraumschutz sowie die Lebensraumvernetzung in ihren Wäldern einsetzen. Solche Waldgebiete können Luchsen zum Beispiel als potenzielle Rückzugsräume, Wurfplätze und sichere Wanderwege dienen. Waldbesitzende, die sich für eine Auszeichnung ihres Waldes interessieren oder dafür bewerben möchten, können sich gern beim NABU Thüringen melden. Dass sich der Schutz der Wälder lohnt, zeigt nicht nur das freudige Ereignis des Luchsnachwuchses in einem anderen, bereits ausgezeichneten LuchsWald bei Nordhausen, sondern ist auch dringend notwendig zur Förderung der Anpassungsfähigkeit von Wäldern unter dem Druck der Klimaerwärmung. Mehr Informationen unter: www.NABU-Thueringen.de/luchs