Harzquerung von West nach Süd

100 Kilometer Wandern mal anders

Mittwoch
02.08.2023, 11:59 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Wegen weggefallener Einkehrmöglichkeiten musste Bodo Schwarzberg die Route der für das vergangene Wochenende eigentlich geplanten 150 km-Nonstop-Wanderung von Seesen über den gesamten Harz nach Eisleben umplanen. Herausgekommen ist eine nur 100 Kilometer lange Wanderung, die allen Beteiligten gut gefallen hat...

Die Harzquerung von Wernigerode nach Nordhausen über ca. 53 Kilometer, also von Nord nach Süd, zieht jährlich hunderte Wander- und Lauffreunde in den Harz. Seit 2005 führt der Nordhäuser Bodo Schwarzberg fast immer jährlich Langstreckenwanderer auf der 150 Kilometer langen West-Ost-Harzquerung von Seesen über den Brocken nach Eisleben mit zwei Nächten ohne Schlaf.

Ein Hunderter vom West- zum Südharz jedoch hatte bisher Seltenheitswert. Vor fast genau 20 Jahren, am 10.05.2003, gab es die bisher einzige Wandertour auf dieser Route. Schwarzberg organsierte damals seine erste Wanderveranstaltung als „1. Harz-Hunderter“ auf der Route Seesen-Altenau-Torfhaus-Brocken-Benneckenstein-Netzkater-Poppenberg-Nordhausen.

Am 28.07. um 19:15 starteten in Seesen nun noch einmal Langstreckler mit dem Ziel Nordhausen. Allerdings auf einer teilweise etwas modifizierten Route: So ging es ab Benneckenstein nicht wie 2003 nach Sophienhof und Netzkater, sondern über Rothesütte und durch das Steinmühlental nach Niedersachswerfen und dann weiter in die Zorgestadt.

Die Hälfte der Strecke ist fast geschafft: Gipfelselfie nach den ersten zehn Wanderstunden morgens um halb Sechs auf dem Brocken: Dr. Christian Richter, Antje-Otte Hartig, Bodo Schwarzberg (Foto: Antje Otte-Hartig) Die Hälfte der Strecke ist fast geschafft: Gipfelselfie nach den ersten zehn Wanderstunden morgens um halb Sechs auf dem Brocken: Dr. Christian Richter, Antje-Otte Hartig, Bodo Schwarzberg (Foto: Antje Otte-Hartig)


„Angemeldet hatten sich für die Veranstaltung acht Wanderer. Drei sagten kurzfristig wieder ab, und zwei Teilnehmer wanderten bis nach Festenburg, also 22 Kilometer. Sie hörten mitten in der Nacht auf“, sagt der Wanderleiter.

Er selbst sowie Antje Otte-Hartig aus Nordhausen und Dr. Christian Richter aus Jena absolvierten in 23,5 Stunden schließlich die Gesamtstrecke von 100 Kilometern. Gegen 18:30 erreichten sie den Nordhäuser Bahnhof. Eine Harzquerung von West nach Süd war 20 Jahre nach der Premiere wieder erfolgreich.

Schwarzberg beschreibt die Tour als ganz normalen Hunderter, der jedoch mit rund 2000 Metern Antstieg zu den anspruchsvolleren gehörte. Außerdem habe es mehrfach kräftig geregnet. In Schierke und Rothesütte hätten sich die Straßen kurzzeitig in Fließgewässer verwandelt.

Erfreulicherweise viel, viel Regen gab es unterwegs: Hier am Rande von Rothesütte auf dem Weg zum Steinmühlental. (Foto: Bodo Schwarzberg) Erfreulicherweise viel, viel Regen gab es unterwegs: Hier am Rande von Rothesütte auf dem Weg zum Steinmühlental. (Foto: Bodo Schwarzberg)


Ein besonderes Erlebnis sei wieder der wegen des Nebels etwas mystisch anmutende Brockenaufstieg gewesen,. „Den Gipfel erreichten wir gegen 5:30 am Sonnabend, also zum Sonnenaufgang“, so Schwarzberg. Die Sonne habe sich aber zwischen den jagenden, tiefliegenden Wolken nur ganz kurz und schemenhaft gezeigt.

Als Abstiegsroute vom Brocken nach Schierke wählte das Trio die Brockenstraße in voller Länge, also über rund 11 Kilometer statt über ca. 7 Kilometer durch das Eckerloch. „Das hatte vor allem zwei Gründe: Erstens machte der zur Einkehr vorgesehene Brockenbäcker (km 57) erst um 8 Uhr auf, und wir mussten uns bis dahin ein wenig die Zeit vertreiben, um nicht in der Morgenkühle warten zu müssen. Und zweitens wären wir ohne den Umweg nach Schierke in Nordhausen nicht auf 100 Kilometer Gesamtstreckenlänge gekommen“, erklärt Schwarzberg.

Eine weitere Einkehr gönnten sich die Wanderer nach 72 Kilometern im Gasthaus Waldfrieden in Rothesütte. Es gibt immer weniger Gaststätten im Harz, so seine Beobachtung. Vor allem im Westharz habe nach der Maueröffnung in Niedersachsen ein regelrechtes Tourismussterben eingesetzt. Aber auch im ostdeutschen Harz scheinen es immer weniger zu werden. „Wir waren froh, dass das sehr empfehlenswerte Gasthaus Waldfrieden trotz der B4-Sperrung geöffnet hatte“, so der Wanderleiter, der schon überlegt, ob er die Strecke Seesen-Brocken-Nordhausen von nun an jährlich anbietet.

Als nächstes jedoch steht der 47. Südharz-Hunderter von Nordhausen nach Halle am 28. Oktober auf dem Programm. Dann gibt es wieder mehrere Streckenmöglichkeiten zwischen 18 und 113 Kilometern. bodo_schwarzberg@yahoo.de.
Bodo Schwarzberg