Konstruktiver Umgang mit der Stadtgeschichte:

Mühlhausen stellt sich seiner Vergangenheit

Freitag
28.07.2023, 12:38 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
In der gut besuchten historischen Rathaushalle in Mühlhausen wurde am gestrigen Abend der Sonderband 33 der Mühlhäuser Beiträge: „Zwischen Auschwitz, Bergen-Belsen und Todesmarsch. Die KZ- Außenlager in Mühlhausen“ vorgestellt...

Vorstellung der Studie gestern Abend  (Foto: Tino Sieland) Vorstellung der Studie gestern Abend (Foto: Tino Sieland)

Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff (Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten | Chef der Staatskanzlei des Freistaats Thüringen); Prof. Dr.-Ing. habil. Reinhard Schramm, (Vorsitzender Jüdische Landesgemeinde Thüringen) und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, (Direktor Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora) würdigten den Umgang der Stadt Mühlhausen mit ihrer Geschichte und insbesondere die Studie von Historiker Dr. Marc Bartuschka als wegweisendes Werk, welches eine der dunkelsten Phasen der Mühlhäuser Stadtgeschichte detailreich sowie fundiert aufarbeitet und dokumentiert.

Damit schließt die Stadt Mühlhausen eine Lücke in der gemeinschaftlichen Erinnerungskultur, die im Jahr 2019 durch die Pläne zum Bau des „1. Deutschen Bratwurstmuseums“, nahe des ehemaligen Außenlagers des KZ-Buchenwald (B-Lager) am Stadtwald sichtbar und in der breiten deutschen Öffentlichkeit diskutiert wurde und weltweit für Aufsehen sorgte.

„Eine Stadt, die sich immer für das Erinnern einsetzt, löste 2019 Empörung aus. Wir mussten Anerkennen, dass wir unsensibel waren. Heute bin ich dankbar und sehr erleichtert, dass es gelungen ist, dieses Versäumnis aufzuarbeiten und sich Mühlhausen mit einer der dunkelsten Phasen ihrer Stadtgeschichte so intensiv und beispielgebend auseinandersetzt.“, so Oberbürgermeister Dr. Johannes Bruns.

Zur Studie:
Auf 270 Seiten berichtet die Studie über die Schicksale der 1.300 Frauen und Männer, die unter der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten in den beiden Außenlagern des KZ Buchenwald in Mühlhausen am Stadtwald und am Wendewehr gefangen gehalten, ausgebeutet, gequält, gedemütigt wurden. Noch viele weitere Menschen mussten in Mühlhausen Zwangsarbeit leisten.

Die Geschichte ihres Martyriums in unserer Stadt werden von Dr. Marc Bartuschka im neuen Sonderband der Mühlhäuser Beiträge umfassend dargestellt. Das Werk dokumentiert die Ergebnisse des Forschungsprojekts, das im Auftrag des Mühlhäuser Geschichts- und Denkmalpflegvereins von 2020 bis 2022 durchgeführt wurde. Bartuschka hat viele unbekannte Quellen erschlossen und Zeitzeugenberichte ausgewertet, wodurch das bislang Bekannte erheblich ergänzt werden konnte. Die Details über den Häftlingsalltag, Einblicke in die perfiden Strukturen, das Mitmachen so vieler und das Greifbarmachen einzelner Schicksale sind schmerzhaft – und gerade deshalb ist es so wichtig, auch um dieses dunkle Kapitel unserer Stadtgeschichte zu wissen.

Die Studie ist ab sofort im regulären Buchhandel und in der Touristinformation Mühlhausen erhältlich. In unsere Stadtbibliothek in der Jakobikirche stehen zwei Exemplare zur Ausleihe bereit.

Mühlhäuser Beiträge: Sonderband 33
Zwischen Auschwitz, Bergen-Belsen und Todesmarsch. Die KZ-Außenlager in Mühlhausen