Fahnenträger, Trommler und Fanfarenbläser
Die Hitlerjungen am Rathaus
In Nordhausen gibt es Fragen zu Sandsteinfiguren aus der NS-Zeit, die am Neuen Rathaus dereinst aufgestellt waren: Fahnenträger, Trommler und Fanfarenbläser, die laut Denkmalbeirat der Stadt Nordhausen „Hitlerjungen“ dargestellt haben…
Somit sieht man seitens des Denkmalbeirats die „Hitlerjungen“ -Figuren, die etwa 8 Jahre (bis 1945) offenbar den Eingangsbereich des Nordhäuser Neuen Rathauses (ab 1937) schmücken sollten, als historische Belastung an. Begründet damit Bedenken, die Nordhäuser Mathilden Figuren zum 1100 Geburtstag der Stadt dort aufzustellen. Man betont vorsichtig, es sei nur ein Rat, keine Entscheidung, die muss durch die Stadträte getroffen werden. Nun ein Stadtrat könnte sagen, ich folge dem Rat meines Beirats, also belasten „die Hitlerjungen“, wäre eine Neubesetzung fatal, revisionistisch oder historisch in die Leere ätzend. Wer will das schon?
Hitlerjunge oder "nur" Symbolik (Foto: Tim Schäfer)
Am Gebäude gab es auf Konsolen drei Sandstein- Figuren von Bildhauer Gut, die lt. Nordhausen-Wiki als „Fahnenträger, Trommler und Fanfarenbläser den Aufbruch der deutschen Jugend in eine neue Zeit symbolisieren sollten“.
Das war 1937 zur Zeit des Nationalsozialismus, dessen Hybris die Eroberung Europas, Rassenhass und -wahn, Faschismus, das Grauen von KZ & Zwangsarbeit usw. war. Eine Büste des Herrn H. stand im Eingangsbereich des Neuen Rathauses damals. Wie hat man in Nordhausen daran erinnert über all die Jahre? Es gibt ein Projekt, welches den Wegweiser Nordhausen im Nationalsozialismus adressiert, dort ist aber nichts dazu zu erfahren, es kann also begründet sein, dass diese Figuren am Rathaus nicht die große Rolle, Wirkung und Rezeption gefunden haben? Andererseits wäre es legitim, das Projekt zu ergänzen. Bisher war nur ein Bild, darauf sind diese 3 Figuren unscharf, zu sehen. Auf diesem Bild ist nicht genau erkennbar, ob es explizit Hitlerjungen waren, die HJ Hitlerjugend hat sich seinerzeit durch spezielle Uniformen ausgezeichnet. Eher aber nicht am Rathaus, soweit dies auf dem Bild ersichtlich ist.
Genaugenommen hat es Hitlerjungen auch nicht gegeben, Hitlerjugend natürlich. Auch das Jungvolk, ein Teil der HJ, zeigte sich in typischer Ausstattung und Kennzeichen. Sollten diese Figuren das Jungvolk symbolisieren, schon möglich. Die typischen Kennzeichen lassen sich von einem unscharfen Bild wiederum nicht ablesen. Dr. Kuhlbrodt schreibt von „Pimpfen“, die man entsprechend der damaligen Richtlinien geschaffen hat, damit kann ein Kontext zum Jungvolk gegeben sein. Andererseits sind Figuren wie Trommler usw. heute ebenso wie traditionell überliefert, die also nichts mit einem NS-Hintergrund gemein haben können.
Was nun, gibt es einen Lösungsansatz, der der Sachlage gerecht werden kann? Eine Meinung. Niemand soll und will Geschichte umschreiben oder fatal-nihilistisch betrachten. Seit vielen Jahrzehnten weiß kaum eine Nordhäuserin bzw. ein Nordhäuser um die 3 Figuren, die vor bald 78 Jahren zuletzt am Neuen Rathaus zu sehen waren. Also was sagt uns das heute? Was ist die Aussage von leeren Plätzen der Figuren, das man diese bewusst nicht besetzt hat? Das können sich nur Intellektuelle ableiten, dazu gäbe es auch Gegenmeinungen. Es könnten dort Blumenkästen angebracht werden, ok, vielleicht schmückendes Beiwerk? Oder Nordhausen geht einen neuen Weg, man weist auf den Kontext besser hin, macht somit aber Raum für eine Nordhäuser Mathildengruppe, die ein großer Wurf für Nordhausen sein könnte, wenn, ja wenn man in Nordhausen dies will! Oder, man lässt es. Bis 2027 ist ja noch Zeit?!
Tim Schäfer
Quellen: https://www.nordhausen-im-ns.de
Die Chronik der Stadt Nordhausen -1989
www.nordhausen-wiki.de
www.nordhausen.de
Nordhausen im Nationalsozialismus. Ein historischer Wegweiser. Herausgegeben im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und in Zusammenarbeit mit dem Jugendsozialwerk Nordhausen e.V. von Regine Heubaum
Dr. Peter Kuhlbrodt, 60 Jahre Neues Rathaus zu Nordhausen, Nordhäuser Nachrichten, 06.11.1997
Somit sieht man seitens des Denkmalbeirats die „Hitlerjungen“ -Figuren, die etwa 8 Jahre (bis 1945) offenbar den Eingangsbereich des Nordhäuser Neuen Rathauses (ab 1937) schmücken sollten, als historische Belastung an. Begründet damit Bedenken, die Nordhäuser Mathilden Figuren zum 1100 Geburtstag der Stadt dort aufzustellen. Man betont vorsichtig, es sei nur ein Rat, keine Entscheidung, die muss durch die Stadträte getroffen werden. Nun ein Stadtrat könnte sagen, ich folge dem Rat meines Beirats, also belasten „die Hitlerjungen“, wäre eine Neubesetzung fatal, revisionistisch oder historisch in die Leere ätzend. Wer will das schon?
Hitlerjunge oder "nur" Symbolik (Foto: Tim Schäfer)
Am Gebäude gab es auf Konsolen drei Sandstein- Figuren von Bildhauer Gut, die lt. Nordhausen-Wiki als „Fahnenträger, Trommler und Fanfarenbläser den Aufbruch der deutschen Jugend in eine neue Zeit symbolisieren sollten“.
Das war 1937 zur Zeit des Nationalsozialismus, dessen Hybris die Eroberung Europas, Rassenhass und -wahn, Faschismus, das Grauen von KZ & Zwangsarbeit usw. war. Eine Büste des Herrn H. stand im Eingangsbereich des Neuen Rathauses damals. Wie hat man in Nordhausen daran erinnert über all die Jahre? Es gibt ein Projekt, welches den Wegweiser Nordhausen im Nationalsozialismus adressiert, dort ist aber nichts dazu zu erfahren, es kann also begründet sein, dass diese Figuren am Rathaus nicht die große Rolle, Wirkung und Rezeption gefunden haben? Andererseits wäre es legitim, das Projekt zu ergänzen. Bisher war nur ein Bild, darauf sind diese 3 Figuren unscharf, zu sehen. Auf diesem Bild ist nicht genau erkennbar, ob es explizit Hitlerjungen waren, die HJ Hitlerjugend hat sich seinerzeit durch spezielle Uniformen ausgezeichnet. Eher aber nicht am Rathaus, soweit dies auf dem Bild ersichtlich ist.
Genaugenommen hat es Hitlerjungen auch nicht gegeben, Hitlerjugend natürlich. Auch das Jungvolk, ein Teil der HJ, zeigte sich in typischer Ausstattung und Kennzeichen. Sollten diese Figuren das Jungvolk symbolisieren, schon möglich. Die typischen Kennzeichen lassen sich von einem unscharfen Bild wiederum nicht ablesen. Dr. Kuhlbrodt schreibt von „Pimpfen“, die man entsprechend der damaligen Richtlinien geschaffen hat, damit kann ein Kontext zum Jungvolk gegeben sein. Andererseits sind Figuren wie Trommler usw. heute ebenso wie traditionell überliefert, die also nichts mit einem NS-Hintergrund gemein haben können.
Was nun, gibt es einen Lösungsansatz, der der Sachlage gerecht werden kann? Eine Meinung. Niemand soll und will Geschichte umschreiben oder fatal-nihilistisch betrachten. Seit vielen Jahrzehnten weiß kaum eine Nordhäuserin bzw. ein Nordhäuser um die 3 Figuren, die vor bald 78 Jahren zuletzt am Neuen Rathaus zu sehen waren. Also was sagt uns das heute? Was ist die Aussage von leeren Plätzen der Figuren, das man diese bewusst nicht besetzt hat? Das können sich nur Intellektuelle ableiten, dazu gäbe es auch Gegenmeinungen. Es könnten dort Blumenkästen angebracht werden, ok, vielleicht schmückendes Beiwerk? Oder Nordhausen geht einen neuen Weg, man weist auf den Kontext besser hin, macht somit aber Raum für eine Nordhäuser Mathildengruppe, die ein großer Wurf für Nordhausen sein könnte, wenn, ja wenn man in Nordhausen dies will! Oder, man lässt es. Bis 2027 ist ja noch Zeit?!
Tim Schäfer
Quellen: https://www.nordhausen-im-ns.de
Die Chronik der Stadt Nordhausen -1989
www.nordhausen-wiki.de
www.nordhausen.de
Nordhausen im Nationalsozialismus. Ein historischer Wegweiser. Herausgegeben im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und in Zusammenarbeit mit dem Jugendsozialwerk Nordhausen e.V. von Regine Heubaum
Dr. Peter Kuhlbrodt, 60 Jahre Neues Rathaus zu Nordhausen, Nordhäuser Nachrichten, 06.11.1997