Untersuchung der Dungkäferfauna im Nationalpark Hainich

Haufen unter der Lupe

Dienstag
18.07.2023, 16:22 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Auf den Weideflächen des Nationalparks Hainich wird derzeit die Dungkäferfauna genau unter die Lupe genommen. Ziel dieser Initialuntersuchung und ihrer Wiederholung alle fünf bis sechs Jahre ist es zu dokumentieren, wie sich die Dungkäferarten und deren Häufigkeiten auf den verschiedenen Weideflächen entwickeln...

Auf den Weideflächen des Nationalparks Hainich wird derzeit die Dungkäferfauna genau unter die Lupe genommen. (Foto: Nationalpark ) Auf den Weideflächen des Nationalparks Hainich wird derzeit die Dungkäferfauna genau unter die Lupe genommen. (Foto: Nationalpark )

Die Untersuchung ist Teil der wissenschaftlichen Erfolgskontrolle des Projektes „Etablierung einer Ganzjahresbeweidung im Nationalpark Hainich zur Umsetzung von NATURA 2000-Zielen“.

Der Dung von großen Pflanzenfressern wie Rindern, Pferden, Reh und Rothirsch ist Lebensraum für eine Vielzahl unterschiedlicher Käfer und deren Larven. In einem Haufen können dabei bis zu 800 Tiere nachgewiesen werden. Dungkäfer spielen wiederum eine wichtige Rolle im Ökosystem. Sie zersetzen den Dung, belüften den Boden und verteilen Pflanzensamen. Dunghaufen sind jedoch nicht nur Nahrungs- und Lebensraum für Insekten, sondern auch für höhere Organismen. Kiebitz, Bachstelze, Dachs, Igel und Spitzmaus ernähren sich von Insekten aus dem Dunghaufen. Schwalben und Fledermäuse fangen die daraus ausfliegenden Insekten. Aufgrund der heute üblichen Stallhaltung sind Dunghaufen in unserer Landschaft sehr selten geworden. Der Rückgang bestimmter Vogelarten steht damit in einem direkten Zusammenhang. „Somit leisten extensiv gehaltene Rinder und Pferde – wie auf unserer Wilden Weide am Kindel – allein durch ihre Hinterlassenschaften einen immensen Beitrag für den Artenschutz“, sagt die Projektverantwortliche Madlen Schellenberg.

Auf vier Flächen sammeln MitarbeiterInnen des Sachgebietes Naturschutz und Forschung von April bis Oktober 2023 jeden Monat Dungproben der Tierarten (Pferde, Rinder, Schafe) ein. Mit Unterstützung des Entomologen Dr. Hans-Peter Reike aus Chemnitz werden anschließend die verschiedenen Arten von Dungkäfern bestimmt.
„Wilde Weiden“ wie im Nationalpark Hainich, auf denen große Weidetiere wie Rinder und Pferde ganzjährig fressen, bieten den Dungkäfern eine sichere Nahrungsgrundlage. Hier finden Dungkäfer auch im zeitigen Frühjahr bereits Nahrung, während die Tiere auf anderen Flächen noch im Stall stehen. Außerdem werden die Weidetiere im Nationalpark nicht prophylaktisch mit Antiparasitika behandelt. Eine Behandlung findet nur statt, wenn ein Befund vorliegt (Wurmbefall) oder ein Verdacht vorliegt, z.B. durch eine schlechte Konstitution eines Tieres. Rückstände von Antiparasitika im Dunghaufen haben nachweislich einen negativen Effekt auf die Dungfauna, v.a. auf die Larven der Käfer. Indirekt beeinflusst dies auch Wirbeltiere wie Vögel, da gerade in der Brutzeit viele Dungkäfer an Jungvögel verfüttert werden.
Cornelia Otto-Albers