nnz-Geschichtsforum: Ilfeld birgt Geheimnisse

Ist Ilfeld 127 Jahre älter als angenommen?

Sonntag
16.07.2023, 15:38 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Tim Schäfer geht der Frage nach, ob ein weiteres Rätsel zur Gründung des Flecken Ilfeld von der Grafschaft überliefert und der Ort deshalb um einiges älter als bisher angenommen sein könnte...

Ja ein Elger (Adelger) von Ilfeld ist schon im 12. Jahrhundert in alten Urkunden zu finden, deren Übertragung auch im schönen Ilfelder Heimatmuseum anzusehen ist. Ilfeld hat in der Krypta der heutigen Neanderklinik Teile des Epitaphs der Stifter des Klosters, ein Elger und eine Lutrudis. Für das Flecken Ilfeld selbst, die heutige Ortschaft Ilfeld in der Gemeinde Harztor, notiert man die Gründung selbst auf anno 1385. Alte Aufzeichnungen könnten aber belegen, dass das Fleck Ilfeld früher bestanden hat. Das haben einige Historiker auch schon angenommen. Im Grunde genommen liegen zwischen dem ersten Namen der Adligen mit „von Ilfeld“ und der angenommenen Gründung des Fleckens bis mehrere hundert Jahre. Hier zu einer möglichen Variante, die sich aus alten Akten bestätigt:
Zunächst, auch Ilfelds Chronik geht von einer Gründung des Fleckens 1385 aus. Dabei bezieht das Extrakt Erbregister des Closter Ilfeld (fol.25.26, LASA) aber wörtlich darauf, dass „Zum Closter gehöret auch das Fleck Ilfeld, der nach dem das Closter Ilfeldt gebauet, und daß Closter keine Güther, Kein Unterthanen bey und umb sich gehabt, So deren Closter nöthigen Dienst gethan hatten, Also hat Fürst Friedrich von Wernigerode, aber zur selben Zeit zu Ilfeldt zu=sammen und den haben Ulrich und Dietrich, sein Bruder, auch Dietrich, Ihr Vetter, Auch Heinrich, alle Viere Fürsten zu Honstein, und Herren von Lohra, daß Closter mit dem Fleck Il=feld so privilegieret und befreiet, daß sie und alle Ihre Erben und Unterthanen, zu keiner Zeit die Bothdienst, auch irgendein ein geheiß, und genicht haben sollen,…“ (übertragen von Ralf Napiralla). Das bedeutet also, dass Ilfeld nach dem Kloster aufgebaut worden ist, aber offenbar vor 1385. Denn bspw. Friedrich von Wernigerode konnte 1385 nichts mehr privilegieren, da er vorher verstorben war. Womöglich also ein Hinweis.

Ein anderer Hinweis ist die Kirche des Flecken Ilfeld, die St. Georg geweiht wurde und vor 1200 sogar datiert worden ist? Es existierte eine separate Klosterkirche St. Marien, später war die Klosterkirche und die Ortskirche voneinander lange per Mauer getrennt. Das spricht dafür, das auch das Flecken Ilfeld deutlich tatsächlich vor dem Jahr 1385 geründet war, womöglich 127 Jahre früher, nämlich mit der Kirche für den Fleck Ilfeld? Deren Weihe war 1258.

Bei Ilfeld gab es offenbar frühere Siedlungen wie „O..“ oder Espe. Ein Flecken Ilfeld bildete für die umliegenden Dörfer i.d.R. einen Mittelpunkt und nimmt per Definition Funktionen wahr. Genau das kann hier im 13. Jahrhundert schon passiert sein.

In der Klosterkirche zu Ilfeld befanden sich Denkmale der Stifter, die heute als Fragment in der Krypta der Neanderklinik wieder zu finden sind. Diese verweisen auf Honstein, zur Linken steht eine Frau, mit der über die Brust gewandten rechten, wie der Mann mit seiner rechten Hand eine Kirche haltend und mit der linken einen Helm mit Hirschgehörn. Über der Frau liest man: Lutradis fun datrix und über dem Mann: Elgerus p. m. (piis manibus) fundator; an den Seiten des Steinoblongums; Anno dom. MCXC Henricus imperator appropriavit fundum istius ecclesiae obtentu Elgeri comitis de Honsteyn cujus pater hoc cenobium fundavit quod iste et sui heredes perfecerunt. (Im Jahre des Herrn 1190 eignete der Kaiser Heinrich das Grundstück dieser Kirche dem Schutze des Grafen Elger von Honstein zu, dessen Vater dieses Kloster gegründet hat, welches jener und seine Erben vollendeten.) In der alten Kirche gab es noch: Unter dem Orgelchore sieht man vier, bei der Renovation der Kirche mit Farben überstrichene Holzbilder. Von der Rechten des Beschauers an befand sich eine knieende Frau mit aufgerichtetem Wappenlöwen und der Umschrift : Lutradis de Orlamund domina in Honstein. Daneben war ein Kruzifix. Das dritte Bild stellt einen knieenden Mann dar mit dem hohnsteinischen, zwölffeldigen Schachschilde in Roth und Silber, in den Bruststücken eines Hirsches mit Gehörn; Umschrift: Eyligerus Comes de Honstein fundator Ylveldensis.

Das vierte Holzbild zeigt das Kloster mit der Unterschrift: Anno dom. MCXC fundata ecclesia Ilfeldensis, Beatae M. Virginis. Das Kloster Ilfeld wurde bestätigt vom römischen Könige Heinrich VI. 1190 und vom Erzbischofe von Mainz, Konrad I. 1193; erneuert wurde die Bestätigung von den Mainzer Erzbischöfen Siegfried II. 1223 und III. 1231. Ilfeld lag nämlich im Mainzer Sprengel Thüringens, welches seit Bonifaz (Apostel der Deutschen) unter jenem stand.

Leider sind die genannten Bilder nicht mehr vorhanden, nur aus alten Beschreibungen kennen wir Ihren Inhalt.
Tim Schäfer