Kurt Frank ZU GAST BEI HOSSEIN MARJANI

Aufenthalt im „Harzhaus“

Donnerstag
13.07.2023, 11:54 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Wie waren sie doch bei Ausflüglern auch aus unserem Landkreis aus Zeiten vor Corona so beliebt: Hotel „Harzhaus“ und das Cafe „Waldschlösschen“ in Benneckenstein. Kurt Frank war wieder dort...

Hossein Marjani ist Gastronom und Hoteldirektor mit Herz und Seele. (Foto: Kurt Frank) Hossein Marjani ist Gastronom und Hoteldirektor mit Herz und Seele. (Foto: Kurt Frank)

Nordhausen/Benneckenstein. Erkennbar an den Kennzeichen ihrer Fahrzeuge auf dem Hotel-Parkplatz, kamen die Besucher aus nah und aus der Ferne. An den Tischen auf der Freiterrasse oder im Wintergarten genossen die Gäste, was das Haus an Gebäck, aus Topf und Pfanne bot. Das Hotelteam freute sich über zahlreiche Besucher und Buchungen. Auch im Waldschlösschen florierte das Geschäft. Wer von dort nach Speise und Trank zum Grillplatz wanderte, den flankierten grüne Nadelwälder rechts und links des Weges.

Das Bild von gestern war einmal. Kein grüner Wald säumt heute den Weg. Waldschlösschen gab auf, vermietet nun Ferienwohnungen. Einsam und verlassen liegt der Grillplatz da, auf dem einst um eine Feuerschale „Hexen“ auf ihren Besen einmal im Jahr tanzten. Stattdessen viele aufgestapelte Holzstämme, entwaldete Berghügel weit und breit. Die Sprungchance zwischen Waldschlösschen und Harzhaus, einst von Bäumen verdeckt, sieht man heute schon von weitem. Überfordert der Forst, um noch die restlichen abgestorbenen Waldgebiete zu bereinigen. Ein Hoffnungsschimmer zeigt sich auf einigen der Kahlflächen. Hier hilft sich die Natur selbst, lässt Eschen, Ahorn und Birken wachsen.

Ausflügler und Wanderer fragen sich, ob da noch ein Besuch lohnt? Wer das alles nicht überbetont, der findet sie auch heute noch: Schönheiten der Landschaft um Benneckenstein. Auch die Gastfreundlichkeit. Im „Harzhaus“. Dort hatte ich mich für zwei Tage mit meiner Frau einquartiert. Chef ist hier Hossein Marjani. Redlich bemüht er sich um Gastlichkeit. Seit 35 Jahren wohnt der Iraner in Deutschland, ist deutscher Staatsbürger. Mit den Machthabern in seinem Land hat er nichts am Hut. Der Machtwechsel zum strengen religiösen Islam habe ihn seinerzeit sein Land verlassen lassen.

Viele Holzstapel und entwaldete Berghügel künden vom Waldsterben im Harz. (Foto: Kurt Frank) Viele Holzstapel und entwaldete Berghügel künden vom Waldsterben im Harz. (Foto: Kurt Frank)

Der gelernte Hotelfachmann kennt sich in der Gastronomie bestens aus. In Hannover schon leitend in der Branche tätig, kaufte er im September 2019 die gesamte Hotelanlage. Der Vorbesitzer sei nach einem Afrika-Urlaub plötzlich verstorben. Der 62-Jährige ist Kellner und Koch zugleich. Einem anderem Ehepaar und uns servierte er Frühstück und Abendessen persönlich. Hervorragend sein Zanderfilet. Wer tagsüber im Hotel bleiben möchte, dem bereitet der Chef auch einen Imbiss zu.

Wer keine erhöhten Ansprüche mit Quark, Müsli oder Obstteller stellt, war auch mit dem Frühstück zufrieden: Wurst, Ei, Butter, Kaffee oder Tee, verschiedener Käse, Marmelade, Honig, Saftflasche, Brötchen oder Brot – gut gestärkt ging es in den Tag. Ich wünschte mir, darüber unterhielt ich mich auch mit Hossein Marjani, für das Zimmer eines Vier-Sterne-Hotels einen Mini-Kühlschrank, die Möglichkeit, sich selbst einen Kaffee zubereiten zu können oder eine Mini-Bar. Marjani akzeptierte mein Anliegen.

Als Mann vom Fach weiß Hossein Marjani um die Sorgen der Branche. Mit zwei Ehepaaren und um die 15 Kaffeegäste anlässlich einer Feier in der Zeit meines Aufenthalts kann ein Hotel nicht existieren. „Harzhaus“ aber bietet mit der Tennishalle gute Möglichkeiten sportlicher Betätigung: Tennis, Kegeln, Badminton, Billard. Wer möchte, kann im Haus die Sauna benutzen. Für Kinder ist das Damwildgehege anziehend. Trotz alledem ist die Zeit nicht die, wie sie vor Corona war.

Hossein Marjani ist Optimist. Für sein Hotel will er stärker werben, die Trommel schlagen. Aufgeben ist für ihn keine Option. Wohl aber der Gedanke, aus dem Hotel eventuell später mal eine Seniorenresidenz oder Altenheim zu machen.
Kurt Frank