Sommertour in Nordhausen zu nachhaltigem Bauen

Ministerin Karawanskij zu Gast in Nordhausen

Dienstag
11.07.2023, 14:31 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Das Thema Nachhaltigkeit bei Bauvorhaben stand jetzt im Mittelpunkt des Sommertour-Besuchs von Thüringens Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij in Nordhausen. Dazu besuchte Frau Karawanskij mit Bürgermeisterin Alexandra Rieger verschiedene Firmen bzw. Vorhaben. Auch das „Oberzentrum Nordhausen“ war Thema...

Beim künftigen Spiel und Freizeitplatz „Nordpark“ berichteten Bürgermeisterin Alexandra Rieger (2.v.r.) und sowie Petra Diemer und Sven Gerwien Ministerin Susanna Karawanskij (links) vom Einsatz wiederverwendeter Materialien. (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Beim künftigen Spiel und Freizeitplatz „Nordpark“ berichteten Bürgermeisterin Alexandra Rieger (2.v.r.) und sowie Petra Diemer und Sven Gerwien Ministerin Susanna Karawanskij (links) vom Einsatz wiederverwendeter Materialien. (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen)

Bei der Lier Nordhausen GmbH berichtete der Inhaber vom Umbau eines ehemaligen Gewerbegebäudes. Hier seien historische Baumaterialien und Ausrüstungsgegenstände wiederverwendet worden, so Uwe Lier. So fänden sich in dem Bau u.a. Pfeiler der Bahnunterführung an der Helmestraße sowie vom alten Humboldt-Gymnasium. Die Holz-Decke des Gebäudes, so Lier weiter, sei früher der Boden einer ehemaligen Scheune in der Goldenen Aue gewesen.

Bei der „Granitbau Nordhausen GmbH“ erläuterten deren Geschäftsführer Helmut und Stephan Ostermann die Nutzung bzw. Wiederverwendung von Baustoffen bzw. Materialien bei öffentlichen Projekten. So sei zum Beispiel beim Projekt „Neuer Weg“ Bestandspflaster wiederverwendet worden. Beim Bau der Durchfahrtsstraße an der Hochschule Nordhausen habe man ebenfalls Recycling-Material eingesetzt wie auch bei der Sanierung der Elisabethstraße und der „Blasiistraße“. Ostermann sagte, dass es wichtig wäre, wenn die ressourcenschonende Komponente als Ausschreibungskriterium eine stärkere Rolle spielen könnte. Oft seien jene Firmen wirtschaftlich im Vorteil, die importierte – und damit billigere - Materialien, z.B. aus Übersee, einsetzten. „Das Thema der Nachhaltigkeit kann bei vielen Ausschreibungen leider nicht als Vorteil eingesetzt werden“, so die Geschäftsführer.
Helmut Ostermann thematisierte auch die Struktur der Berufsschulausbildung in Thüringen. So müssten seine Auszubildenden die Berufsschule in Waldorf und Meinigen in Südthüringen besuchen. „Abgesehen von der weiten Entfernung schlagen hier auch die sehr schlechte Bus- und Bahnanbindung negativ zu Buche, die ständigen Zugausfälle sowie die fehlenden Wohnheimplätze. So ist Nordthüringen aktuell nicht besonders attraktiv für Auszubildende der Baubranche – hier herrscht seitens der Landesregierung Veränderungsbedarf.“

Bei der Besuchsstation „Nordpark“ an der „Schönen Aussicht“ verwies Bürgermeisterin Alexandra Rieger darauf, dass auch für den Bau dieses neuen Spiel- und Freizeitplatzes genutzte Baumaterialien und -elemente - zum Beispiel alte Betonmasten und eine Litfaßsäule – zum Einsatz gekommen seien. „Sie werden quasi zu neuem Leben erweckt“, so Frau Rieger. Die Anlage solle im Herbst vollendet sein. Sie gehe davon aus, dass Teile des Spielplatzes noch im Spätsommer eröffnet werden könnten.

Die Forderung nach der Ausweisung Nordhausens als Oberzentrum war ebenfalls Thema am Rande des Besuchs der Ministerin. Frau Rieger und Niels Neu, Vorsitzender des Nordthüringer Unternehmerverbandes Nordhausen, betonten, dass Nordhausen alle Voraussetzungen für den Oberzentrum-Status mitbringe. So sei Nordhausen zum Beispiel das Wirtschaftszentrum Nordthüringens, sei überregionales Zentrum der Gesundheitsversorgung im Norden Thüringens und zentraler Bildungs- und Hochschulstandort der Region.

Frau Rieger ergänzte, dass aus Gründen der Ausgewogenheit der Thüringer Regionalentwicklung der Norden nicht ohne Oberzentrum bleiben könne. „Ohne das Oberzentrum Nordhausen wird der Norden des Freistaates faktisch zurückgestuft, während die Region Suhl eine deutliche Statusaufwertung erhält – bei gleichen Voraussetzungen. Auch für das bisher leerstehende Industriegebiet in derGoldenen Aue dürfte die Aufwertung vorteilhaft sein – daran sollte die Landesregierung auch ein hohes Interesse haben.“

Ministerin Karawanskij sagte, dass es im Herbst einen neuen Entwurf des Landesentwicklungsprogramms geben werde. Die jüngsten Stellungnahmen aus der Region Nordhausen – von der Politik bis hin zu den Wirtschaftsverbänden – habe man zur Kenntnis genommen. Sie würden in die Entscheidungsfindung einfließen. „Jede Planungsregion Thüringens – auch der Norden – braucht ein Oberzentrum“, so die Ministerin. Hilfreich wären noch Stellungnahmen der Landtagsfraktionen für den Oberzentrums-Status von Nordhausen. Diese stünden noch aus.