Betrachtet:

Hoffnungslos oder respektlos?

Montag
10.07.2023, 19:21 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Ich verfolge die kommunale Politik in Nordhausen seit mehr als drei Jahrzehnten. Gefühlte 20 Wahlen waren es wohl, die durchstanden werden mussten. Und ehrlich: die Bündnisgrünen spielten beim Wahlausgang nie eine entscheidende Rolle. Warum also der jetzige Aufwand für einen weiteren mutmaßlichen Verlierer?


Ich war bei der heutigen Vorstellung des grünen Kandidaten für die Nordhäuser OB-Wahl nicht zugegen. Vielleicht ist das auch gut so, denn neben der Zeiterspanis kam bei mir beim Lesen der Aussagen des Kandidaten ein Gefühl der Respektlosigkeit gegenüber den Menschen in dieser Stadt auf.

Wenn eine Partei wie die Grünen, die bekannterweise im Bund dieses einst wirtschaftlich starke Land transformieren will, an der kommunalen Basis in Nordhausen nicht mal einen Stein bewegen konnte und kann, dann sollte die Ideologie nicht im Vordergrund stehen. Fest steht, Carsten Meyer wird uns nicht transformieren. Das allein lehrt schon die Geschichte der Wahlen nach der Wende in dieser Stadt.

Da schafften es bei Oberbürgermeister- und Landratswahlen nicht einmal die einheimischen Kandidaten wie Ursula Burkhardt oder Dirk Erfurt über die sieben Prozent, geschweige denn die Polit-Neulinge wie Christian Darr oder John Dauert. Erinnert sei auch an Dirk Adams, der für Nordhausen ein direktes Landtagsmandat erringen sollte.

Nun also holen die "Transformatoren" einen Mann, der mit Nordhausen bislang soviel am Hute hatte wie ich mit Singapur. Ich weiß nicht, wie oft er schon in der Rolandstadt war, ich weiß nicht, ob er sich schon mit Nordhäuserinnen und Nordhäusern unterhalten hat, die nicht das grüne Parteibuch in ihrer Tasche haben. Ich weiß nur, dass die Partei, die selbst auf der kommunalen Ebene nur eine Statistenrolle spielt, uns, den Nordhäusern, einen Menschen als Obermeister aller Bürger empfehlen will, der hier weder beheimatet ist noch je ankommen wird.

Das ist - 34 Jahre nach der politischen Wende - nicht nur ein personelles Armutszeugnis, das ist eine Respektlosigkeit gegenüber der Wählerinnen und Wählern in dieser Stadt. Nein, wir brauchen niemanden, der auf uns schaut, der einen anderen Blickwinkel hat, der neue Transformations-Ideen mitbringt. Nein, wir brauchen einen Menschen an der Spitze des Rathauses, der sich auskennt, derweiß wie Nordhausen lebt, wie es riecht, wie es schmeckt und wie die Menschen ticken. Aus diesem kommunalen Fundus heraus muss ein Kandidat oder eine Kandidatin realisierbare Ideen für die Menschen dieser Stadt entwickeln und mit ihnen gemeinsam umsetzen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Peter-Stefan Greiner