Grabungstag in Görmar

Tag der offenen Grabung

Donnerstag
06.07.2023, 15:15 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Im Vorfeld umfangreicher Hochwasserschutzmaßnahmen an der Unstrut, im Mühlhäuser Stadtteil Görmar, führt das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) umfangreiche archäologische Untersuchungen durch. Aktuell laufen seit März dieses Jahres Ausgrabungen im Vorfeld der weitläufigen Hochwasserschutzmaßnahmen...

Bereits im Herbst 2022 wurde in Görmar im Bereich einer geplanten Hochwasserretentionsfläche eine Siedlung mit mehreren Hausgrundrissen aus der Zeit des „Thüringer Königreiches“ (5.‒7. Jh.) entdeckt. Auf einer Fläche von etwa 4,5 ha traten Reste von etwa zehn Hausgrundrissen und verschiedene mit Siedlungsabfall gefüllte Gruben zu Tage. Das bislang geborgene Fundmaterial gibt einen guten Einblick in die Alltagkultur von vor 1500 Jahren.

Doch schon länger, bereits seit dem 1. Jh. n. Chr., müssen Menschen hier unmittelbar am Ufer der Unstrut gelebt haben. Davon zeugen knapp 2000 Jahre alte Metallobjekte und Keramikfragmente, die ebenfalls bei den Ausgrabungen geborgen wurden. Die heutige Mühlinsel entstand dagegen erst im ausgehenden Mittelalter durch die Anlage eines Mühlgrabens, der die alte Flussschleife abtrennte.

Auch aus dem näheren Umfeld sind zahlreiche archäologische Funde bekannt, auch aus Görmar selbst. Denn bereits seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. besiedelten frühe landwirtschaftlich geprägte Kulturen das Mühlhäuser Becken. Und spätestens ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. war das

Unstruttal bei Görmar kontinuierlich bewohnt: Nur wenige hundert Meter von der Ausgrabungsfläche entfernt liegen Siedlungen der jungsteinzeitlichen sogenannten Glockenbecherkultur (2600‒2200 v. Chr.), der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur (2200‒1700 v. Chr.) sowie der späten Bronzezeit (1700‒800 v. Chr.), der vorrömischen Eisenzeit (800 bis Christi Geburt) und der römischen Kaiserzeit (Christi Geburt bis 450 n. Chr.).

Die Umgebung bot ideale Voraussetzungen für die Besiedlung: Aus einem relativ engen Tal im Eichsfeld kommend fließt die Unstrut ab Mühlhausen in ausladenden Schleifen durch eine breite Flussaue in das Thüringer Becken. Böden hervorragender landwirtschaftlicher Güte, die gute Wasserversorgung und die Verkehrsgeografisch günstige Situation an einer von Nord nach Süd verlaufenden Kulturtrasse waren auch in früheren Zeiten attraktiv.