Lichtblick zum Wochenende

Im Gebet

Freitag
07.07.2023, 09:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Bisweilen hadert Thomas Endter mit den Ritualen seiner Religion. Sonntags in die Kirche, Ablauf bekannt, Gestik bekannt, Gebet und Bekenntnis wie immer. Auch der Text hier gehört ja zum Bekannten Ablauf: erbaulich, nicht zu aufregend. Doch das ist nicht immer so...

Erfreulich war für mich dann ein Moment bei einem Abendmahl neulich. Da trauten sich die Pfarrer doch, das Fürbittgebet von Anfang an in Stille zu halten.

Schweigend.

Sehr lange schweigend.

So lange schweigend, bis es schon schwer zu ertragen war.

Und als das Schweigen wirklich schmerzhaft lange wurde, sprach jemand aus der Runde plötzlich eine eigene Fürbitte in die Stille. Mit eigenen Worten und zu dem, was ihn in diesem Moment bewegte.
Dann wieder Schweigen, bis plötzlich eine zweite ihre eigene Fürbitte sprach.

So ging es Stück für Stück. Und niemand wusste, wie lange denn nun noch die Chance bestand, noch etwas zu bitten. Für mich war auch nicht klar, ob nun irgendeine rituelle Vorgabe hierfür existierte, die ich womöglich breche. Irgendwann fasste aber auch ich den Mut, meine Gedanken zu einer Fürbitte zu formen und klar in die Runde zu sprechen. Nach einer ganzen Weile machte Gesang das Ende der Fürbitte deutlich.

Jesus Christus lehrte uns, dass wir Gebete ehrlich und knapp formulieren sollen. Das war hier spürbar.
Möglich war das, weil man sich nahm, was wir angeblich nicht mehr hätten: Zeit. Und weil man Schweigen aushielt im Vertrauen darauf, dass genug Leute in der Runde schon irgendwas hätten, worum zu bitten sich lohnt. Das Ergebnis war die persönlichste Gebetszeit, die ich je in der Kirche erlebte.

Ich würde mich freuen, wenn wir als Christen Wege finden, auch in Gottesdiensten wieder aktiver zu beten und vor Gott zu bringen, was uns im Herzen wirklich bewegt. Und bis dahin ist auch das Gebet im eigenen Kämmerlein ebenso mächtig wie eins im Tempel. Sagt Jesus.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Sommerzeit
und dass Ihre Gebete erhört werden- wie auch immer die Antwort ausfällt.
Thomas Endter