Kampfsport in Leinefelde

Mit Achtsamkeit zum Erfolg  

Mittwoch
05.07.2023, 13:11 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Heute vor 21 Jahren begannen die Eichsfelder Kampfsportmeister Joachim Retzek und Domenic Hesse ihre Ausbildung im Kloster der Shaolin Kampfmönche in der VR China - für beide ein unvergessliches Erlebnis...

Zu dieser Zeit hatten Retzek und Hesse bereits mehrere „schwarze Gürtel“ (Meistergrade) in verschiedenen Kampfkünsten. Das Training mit und bei den Mönchen des jahrtausende alten Klosters war erwartungsgemäß auf einem wesentlich höheren Niveau und prägte nachhaltig die Entwicklung der Eichsfelder Meister. Neben einer Vielzahl neuer Kampftechniken wurde auch das Verständnis und Wissen um den menschlichen Körper sowie das Zusammenwirken von Geist und Körper vertieft.
 
Hesse und Retzek vor einer Pagode in den Bergen von Shaolin (Foto: Kampfsportverein Leinefelde) Hesse und Retzek vor einer Pagode in den Bergen von Shaolin (Foto: Kampfsportverein Leinefelde)


Beide flogen natürlich nicht mit „leeren Händen“ nach China. Auch sie hatten ein umfangreiches Technikprogramm vorbereitet, welches wie in westlichen Ländern üblich auf Federparkett und Judomatten eingeübt war. In der fernöstlichen Realität wurden die Kämpfer aufgefordert, ihren Kenntnisstand auf einem Fliesenfußboden, auf Lehmböden oder auf Beton zu zeigen. Natürlich ließen sie sich die „Umstellung“ nicht anmerken. Zahlreiche blaue Flecke, die ein- oder andere Verletzung, aber auch eine perfektionierte Fallschule waren die Belohnung.
 
Dass nicht nur der Boden härter war als beim Training der westlichen „Langnasen“ (so werden Europäer in China genannt), sondern dass auch das Training nach anderen Prinzipien aufgebaut und durchgeführt wird, erlebten die Eichsfelder Kämpfer bei Trainingseinheiten im und um das Shaolin Kloster sowie in der Filmstadt Xhushou. Vor dem Erlernen der eigentlichen Kampftechniken sind die Festigung der für den Kampfsport wesentlichen Grundlagen (fester Stand, gezielte Steuerung von Kraft und Energie), doch auch Achtsamkeit, Meditation, Disziplin und Körperbeherrschung zentrale Elemente der Ausbildung.
 
Das Training selbst wurde entweder direkt im Kloster, im Übungsraum der angrenzenden Tagou-Wushu-School oder in den Bergen um das Shaolin Kloster durchgeführt und von Mönchen oder Meistern der Schule abgehalten. Auch Anwohner schauten den damals dort noch selten zu sehenden Europäern nach, machten auf sich aufmerksam und zeigten den „Langnasen“ bereitwillig ihr Können. Für Retzek und Hesse sehr überraschend – es gab dort Niemanden, der nicht auf die ein oder andere Weise Kampfsporttechniken beherrschte. Selbst ein zierlicher alter Mann, der in Klosternähe die Straße fegte, konnte mit Techniken und einer nicht zu Statur und Alter passenden Kraft und Stärke überzeugen. Ein dicklicher Koch aus einem Restaurant präsentierte geschmeidige Tai Chi Abläufe, ein Schmied Wushu-Formen mit verschiedenen Waffen. Viele Andere zeigten den Leinefelder Meistern ebenfalls ihr Können und vermittelten auch abseits des geplanten Trainingsalltags unzählige Kampfsporttechniken.
Gern ließen sie sich die chinesischen Gastgeber Verteidigungstechniken von den Eichsfeldern zeigen. Insbesondere waren hier Abwehrtechniken gegen Messerangriffe im Fokus und mussten bei jeder Gelegenheit demonstriert werden.
 
Beeindruckend und vor allem lehrreich war das immer präsente und gelebte Zusammenspiel von Geist und Körper. Sicher wird auch in China die körperliche Ertüchtigung und entsprechendes Training betrieben. Eine weitere wesentliche Säule sind aber auch die Entwicklung eines unbeugsamen Willens und die gezielte Steuerung von Kraft und Energie.
 
Grundlegende Elemente wie Achtsamkeit, Disziplin und Kameradschaftlichkeit prägen auch heute noch das Training in dem von Retzek und Hesse geführten Kampfsportverein Leinefelde e.V. (Leinefighter). In der Leinefelder Obereichsfeldhalle geben Beide ihr Wissen an die Vereinsmitglieder weiter. Dass das Training in vielen Bereichen an Übungsstunden in China erinnert, verwundert hier Niemanden. Nur wer die Grundlagen beherrscht ist auch bereit für die darauf aufbauenden Techniken.
 
Gegenseitiger Respekt, Disziplin und Wertschätzung durchziehen wie ein unsichtbares Band die Trainingsgruppe. Nicht selten hört man neben Geräuschen aufeinandertreffender Arme, am Boden aufschlagender Körper auch das ein oder andere Lachen oder sieht ein Schmunzeln in angestrengten Gesichtern. Die in anderen Vereinen als „die Techniker“ bezeichneten Leinefelder Kampfsportler verstehen nicht nur zu kämpfen, sondern können ebenso am Grill oder in einer gemütlichen Runde überzeugen.     
 
Nach den Sommerferien bieten die Leinefighter ein vierwöchiges kostenloses Probetraining an. Ihr habt Interesse am Sport, wollt etwas für eure Gesundheit tun, Fit und Leistungsfähiger werden und Selbstverteidigungstechniken in einem super Team erlernen – dann greift zum Telefon (01716949923 – Domenic Hesse). Gern dürft ihr euch auch über Facebook informieren „Kampfsport Leinefelde“.