Harzer Schmalspurbahnen feiern 30 Jahre Betrieb

Ein großes Jubiläum und ein Wechsel

Sonnabend
01.07.2023, 13:04 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Seit mittlerweile dreißig Jahren fahren die rot-beigen Schmalspurzüge nun schon unter der Flagge der Harzer Schmalspurbahnen durch den Harz. Gemeinsam mit Gästen aus Wirtschaft und Politik würdigte das Unternehmen dieses besondere Jubiläum heute bei einer Feierstunde im Goethesaal der Brockenherberge…

Bei der Veranstaltung verabschiedete sich gleichzeitig auch der langjährige HSB-Geschäftsführer Matthias Wagener in den altersbedingten Ruhestand und übergab das Amt offiziell an seine Nachfolgerin Katrin Müller.

Mit einem Dampfzug reisten am heutigen Vormittag rund 120 Ehrengäste und Zeitzeugen aus Nah und Fern von Wernigerode auf den Brocken, um hier gemeinsam mit der HSB den 30. Jahrestag ihrer Betriebsübernahme von den Deutschen Reichsbahn (DR) zu würdigen. Am 1. Februar 1993 hatte die noch junge HSB alle Anlagen und Fahrzeuge von der DR übernommen. Seitdem führt das Unternehmen, welches am 19. November 1991 von zwanzig kommunalen Anrainern, darunter auch das niedersächsische Braunlage, gegründet worden war, den Zugverkehr auf dem heute 140,4 km umfassenden Streckennetz durch.

Historischer Impulsgeber und Wegbereiter hierfür war am 15. September 1991 die Wiederinbetriebnahme der Brockenbahn, die aufgrund ihrer Lage im innerdeutschen Grenzgebiet drei Jahrzehnte ohne Personenverkehr gewesen war. Sie stellt auch heute noch das wirtschaftliche Rückgrat der Harzer Schmalspurbahnen dar.

Jubiläum und Wechsel an der Unternehmensspitze v.l.: Thomas Balcerowski Aufsichtsratsvorsitzender und Landrat des Landkreises Harz; die neue Geschäftsführerin Katrin Müller; Ministerin Susanna Karawanskij; Staatssekretär Sven Haller; der scheidende Chef Matthias Wagener und der Ehrenvorsitzende Dr. Michael Ermrich  (Foto: HSB/ Viktoria Kühne) Jubiläum und Wechsel an der Unternehmensspitze v.l.: Thomas Balcerowski Aufsichtsratsvorsitzender und Landrat des Landkreises Harz; die neue Geschäftsführerin Katrin Müller; Ministerin Susanna Karawanskij; Staatssekretär Sven Haller; der scheidende Chef Matthias Wagener und der Ehrenvorsitzende Dr. Michael Ermrich (Foto: HSB/ Viktoria Kühne)


Die HSB ist als touristische Attraktion mit großer Strahlkraft, als Motor für die regionale Wertschöpfung, als wichtiges Bindeglied der Harzregion im Nahverkehr und als Partner für Wirtschaft wie Tourismus nicht mehr wegzudenken. Dies bekräftigten in ihren Grußworten Susanna Karawanskij, Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, Sven Haller, Staatssekretär im Ministerium und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt sowie Thomas Balcerowski, HSB- Aufsichtsrastvorsitzender und Landrat des Landkreises Harz. Dr. Michael Ermrich, ehemaliger Landrat des Landkreises Harz, langjähriger Vorsitzender und heutiger Ehrenvorsitzender des HSB-Aufsichtsrats, blickte als Mitinitiator der Unternehmensgründung und langjähriger Wegbegleiter auf bewegte und erfolgreiche Jahre der HSB-Geschichte zurück.

Gemeinsam würdigten sie alle auch das Wirken von Matthias Wagener, der heute nach über 26-jähriger Amtszeit als Geschäftsführer in den Altersruhestand geht. Dieser betonte, das Unternehmen sei gut für die Zukunft aufgestellt und blickte dankbar auf das Erreichte zurück: „Nur gemeinsam konnten wir durch die HSB so viel für unsere Harzer Heimat und den Tourismus erreichen. Dafür danke ich nicht nur der seit Anbeginn bestehenden Solidargemeinschaft aus kommunalen Gesellschaftern und den Ländern Sachsen-Anhalt sowie Thüringen. Mein Dank gilt auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Tag für Tag für ihre HSB tätig sind“. Wagener hatte die HSB bereits seit der Gründungsphase im Jahre 1991 als Justitiar des damaligen Landkreises Wernigerode begleitet und die Geschäftsführung dann am 27. Mai 1997 übernommen.

Herausragende Meilensteine in diesen mehr als dreißig Jahren waren nicht nur die historischen Weichenstellungen nach der politischen Wende zum Erhalt des gesamten Streckennetzes durch die HSB, die Etablierung des „Nordhäuser Modells“ im Jahre 2004 und die Streckenerweiterung von Gernrode (Harz) nach Quedlinburg im Jahre 2006. Mit der im vergangenen Jahr eröffneten neuen Dampflokwerkstatt in Wernigerode hat die HSB auch wichtige Weichen für die Zukunft des beliebten Dampflokbetriebes gestellt. Darüber hinaus bilden seit Anfang 2021 langfristig geltende Verkehrsverträge mit Sachsen-Anhalt und Thüringen und auch die seit Anbeginn bestehende finanzielle Unterstützung durch die kommunalen Gesellschafter eine stabile wirtschaftliche Grundlage für die kommenden Jahre.

Abschließend dankte der HSB-Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Balcerowski Matthias Wagener für seine langjährige Tätigkeit: „Durch Ihre Arbeit sind die Harzer Schmalspurbahnen zu einem wichtigen touristischen Leuchtturm im Harz aufgestiegen“, sagte Thomas Balcerowski. Matthias Wagener habe die HSB drei Jahrzehnte auch durch stürmische Zeiten geführt. „Danke für dieses Engagement“, sagte der Landrat und wünschte dem scheidenden Geschäftsführer viel Gesundheit im Ruhestand.

Er begrüßte zudem die Nachfolgerin Katrin Müller in ihrem neuen Amt und blickte dabei auch auf die zukünftigen Herausforderungen: „Stillstand wäre Rückschritt: Die Harzer Schmalspurbahnen müssen nicht nur die Jugend für die abwechslungsreichen Tätigkeiten bei der HSB begeistern, sondern müssen nicht nur die mit der Erweiterung ihres Streckennetzes bis nach „Pullman City“ und ins niedersächsische Braunlage attraktiver werden. Unverzichtbar ist auch der Einsatz alternativer Antriebe. Die Dekarbonisierung der historischen Dampflokomotiven ist ein wichtiger Beitrag zum globalen Klimawandel.

Die 36-jährige Katrin Müller, die sich auf ihre neue Tätigkeit freut, war am 20. Februar dieses Jahres vom HSB-Aufsichtsrat als neue Geschäftsführerin gewählt worden. Die gebürtige Quedlinburgerin startete im Jahre 2011 ihre berufliche Laufbahn im Bahnunternehmen und leitete in den vergangenen zehn Jahren die Bereiche Marketing und Vertrieb. Im Jahre 2019 kam noch die Position als stellvertretende kaufmännische Leiterin hinzu.