Ministerpräsident Ramelow unterwegs im Landkreis

Hoher Besuch in Hohenrode

Donnerstag
29.06.2023, 17:21 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
12 Tage, 35 Stationen, viele Menschen - Ministerpräsident Bodo Ramelow hat seine traditionelle Sommertour wieder aufgenommen und weilte heute in Nordhausen. Beim Rundgang im Park Hohenrode konnte man auch das politische Alltagsgeschehen kurz anschneiden…

Ministerpräsident Bodo Ramelow weilte bei seiner heutigen Rundreise auch im Park Hohenrode (Foto: Marie-Theres Bohne) Ministerpräsident Bodo Ramelow weilte bei seiner heutigen Rundreise auch im Park Hohenrode (Foto: Marie-Theres Bohne)

Ehrenamtiche Retter zu Wasser, Holunderwein aus Auleben, der neue Theateranbau im Herzen der Kreisstadt und der von Bürgerhand aus dem Schlaf gehobene Park Hohenrode - Ministerpräsident Bodo Ramelow hatte sich für seinen heutigen Besuch im Landkreis einiges vorgenommen.Das er die Region nicht kennen würde, kann man ihm nicht vorwerfen, auch im Park Hohenrode war Ramelow nicht zum ersten mal. Die letzte Visite ist aber eine Weile her - den fast fertigen Fassadenanstrich, die neuen Baustellen im Kutscherhaus und den fertigen Pavillon hatte der Thüringer Regierungschef bis dato noch nicht gesehen.

Auf der Sommerreise, so das erklärte Ziel, sollen die Vereine und ihre Ehrenamtler im Fokus stehen, die Thüringer Vereinskultur gehöre zu dem, was die Menschen im Freistaat zusammenführe, zusammenhalte und gemeinsam vorangehen lasse, sagt Ramelow. Wo wäre man da besser aufgehoben, als in Hohenrode? Die ersten Kämpfe die man hier noch gegen den Wildwuchs schlagen musste liegen lange zurück und in der historischen Anlage hat sich viel getan. Aber es bleibt auch noch viel zu tun, vor allem die Innenräume der Villa machen den Parkfreunden noch Sorgen.

Unterstützung in Form von Fördermitteln könnte da Abhilfe schaffen, aber die Beantragung hat ihre Tücken und der Denkmalschutz seine Hürden. Vielleicht geht der eine oder andere Prozess zügiger vonstatten, wenn der Ministerpräsident einmal ein Auge auf die Sache geworfen hat, hofft man in Hohenrode.

Der Vorsitzende der Bürgerstiftung Park Hohenrode, Tom Landsiedel, erläuterte Ministerpräsident Ramelow, was sich im Park getan hat und wo der Schuh noch drückt (Foto: Marie-Theres Bohne) Der Vorsitzende der Bürgerstiftung Park Hohenrode, Tom Landsiedel, erläuterte Ministerpräsident Ramelow, was sich im Park getan hat und wo der Schuh noch drückt (Foto: Marie-Theres Bohne)

Bei aller Mühsal ist der Park eine Erfolgsgeschichte bürgerschaftlichen Engagements. Menschen, die sich ihre Region lebenswert machen, die Zeit und Kraft opfern, gibt es überall in Thüringen. Sicher auch in Sonneberg, dem Landkreis, der wegen seines frisch gewählten AfD-Landrates bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat.

In der größten Stadt des Thüringer Nordens steht der Wahlgang, der die Besetzung des Rathauses bestimmen wird, erst noch an. Macht man sich in Erfurt Sorgen, dass auch hier ein AfDler Einzug hält? Ramelow ist Staatsmann genug, sich nicht locken zu lassen, welcher Weg eingeschlagen werde liege allein am Wähler, die Menschen vor Ort müssten entscheiden, wen sie am ehesten für fähig hielten, die Stadt voranzubringen. Die momentane Lage im Rathaus beschreibt er als Stresssituation, für alle Beteiligten. Gut also, wenn eine Entscheidung nicht mehr zu lange auf sich warten lässt.

Vereinsmitglieder im Vordergrund: ein Gruppenfoto ist für jede Station der Sommertour obligatorisch (Foto: Marie-Theres Bohne) Vereinsmitglieder im Vordergrund: ein Gruppenfoto ist für jede Station der Sommertour obligatorisch (Foto: Marie-Theres Bohne)

Das dem Linken die Umfragewerte der AfD ein Dorn im Auge sein dürften, darf man mit einiger Sicherheit dennoch annehmen. Den Weg, den CDU-Chef Merz zuletzt skizzierte, um sich der AfD zu erwehren, indem man mehr Attacken auf die Grünen fährt, erteilt Ramelow eine klare Absage. Schon die grundlegende Erklärungsansatz sei zu simpel. „Das ist keine Strategie. Ein nachäffen oder überholen wollen der AfD wird nicht funktionieren und das bedienen neuer Feindbilder nicht zum Ziel führen.“, sagt Ramelow.

Zielführend sei es auch nicht, sich jetzt auf den gewählten Landrat Sesselmann einzuschießen, bei der Personalie liege nicht der Kern des Problems. „Im Vorfeld ist das sehr viel passiert, was zu der Gemengelage beigetragen hat, dazu gehört nicht allein aber eben auch die Erosion der CDU.“ An der wirtschaftlichen Lage der Landkreises Sonneberg könne es nicht gelegen haben, die Region gehört zu den stärksten im Freistaat. Ähnliche Stärken und ähnliche Sorgen sieht Ramelow auch in Nordhausen, mehr als zu warnen bleibt ihm aber nicht. „Wie werden eine Zuwanderungsgesellschaft sein müssen. Zu lernen, wie wir das sein können und werden, ist eine der großen Aufgaben die angegangen werden müssen. Wenn Sie zum Beispiel mehr junge Ärzte nach Nordhausen holen wollen, dann hilft es nicht, wenn die Region in dem Ruf steht Nicht-Deutsche nicht willkommen zu heißen.“

Viel Zeit zum Gespräch mit der Presse bleibt Ramelow heute nicht, der Terminkalender ist voll und andere sollen Vorrang haben, Tom Landsiedel und die Bürgerstiftung des Parks und natürlich die „Aktiven“, die den Laden am laufen halten. Ramelows Gedanken zu Sonneberg und CDU kann man im Netz aber auch an andere Stelle nachlesen, der Ministerpräsident pflegt ein Online-Tagebuch.

Nach einer guten Stunde zieht die Karawane weiter und Hohenrode hat sich einmal mehr in Erfurt ins Gedächtnis gerufen. Dem Park und seiner Zukunft kann es nicht geschadet haben.
Angelo Glashagel