Die Nordthüringer Volksbank zog erfolgreiche Jahresbilanz

Positive Aussichten dank des magischen Dreiecks

Donnerstag
22.06.2023, 10:00 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Die Nordthüringer Volksbank hatte gestern zur Vertreterversammlung geladen und dem Aufruf wurde zahlreich entsprochen. Trotz einigem Schatten gab es auch viel Licht in den Bilanzen des vergangenen Jahres, so dass sich die Anleger am Ende sogar über eine kleine Dividende freuen konnten. Doch nicht nur darüber …

Bankvorstand Peter Herbst weckte Hoffnungen in seinem Bericht (Foto: oas) Bankvorstand Peter Herbst weckte Hoffnungen in seinem Bericht (Foto: oas)

Auf geschichtsträchtigem Boden unweit der Schlachtfelder des Bauernkrieges steht in Bad Frankenhausen die Kaiser-Rotbart-Arena am Fuße des Panorama-Museums, die zum Schauplatz der ordentlichen Sitzung der Genossenschaftsbank wurde. Insgesamt 68 stimmberechtigte Vertreter, die erstmals auch ihre Partner mitbringen durften, erwarteten die Berichte des Aufsichtsrates und der Bank-Vorstände. Dr. Karl-Ernst Heerwagen, der Aufsichtsratsvorsitzende, begrüßte die Gäste und stellte sie gleich darauf ein, dass sich die Erträge nicht so weiterentwickeln würden, wie das noch vor wenigen Jahren der Fall war. „Vergangene Krisen kommen einem im Rückblick paradiesisch vor“, merkte er sarkastisch an und bedankte sich „bei allen, die sich für die Bank eingesetzt haben.“

Auch Vorstand Peter Herbst malte in seinem Bericht ein Bild von durchwachsener Stimmung. Während die Unternehmer im Mittelstand pessimistisch seien, herrsche in den 40 deutschen DAX-Unternehmen eine Hochstimmung. Deutschland ist inzwischen auf Platz 18 der 21 großen Industrieländer abgerutscht, der Mittelstand als Fundament der Wirtschaft ist gefährdet, immer mehr Firmen tragen sich mit Abwanderungsgedanken aus Deutschland. Wobei sich die produzierenden Betreibe in Richtung Osten orientierten, die anlegenden Firmen eher in Richtung Westen. Die Gründe für die negativen Entwicklungen benannte Herbst ganz klar: zu hohe Steuern, zu hohe Energiepreise, zu schleppende Digitalisierung. Hinzukäme die Tatsache, dass jetzt schon 274 deutsche Unternehmen in chinesischer Hand seien, davon allein knapp 70 Maschinenbaubetriebe, das einstige Herzstück der deutschen Wirtschaft. Die Konsequenzen aus der Abwanderung sind noch nicht absehbar, betonte Peter Herbst und verwies auf die Steuereinnahmen und die Jobs, die massiv wegbrächen.

Die deutschlandweit fortschreitenden Geldautomatensprengungen (mehrere täglich!) nannte er ärgerlich und kritisierte, dass die Politik die Banken dafür verantwortlich machen wolle. „Verbrechensbekämpfung kann aber nicht die Aufgabe der Banken sein“, sagte der Bankenvorstand und erzählte, dass inzwischen von der organisierten Kriminalität die beim Erbeuten eingefärbten Geldscheine in Nordafrika wieder gewaschen werden könnten. „Das ist dann echte Geldwäsche“, konstatierte Herbst und erntete Schmunzeln im weiten Rund. „Die Sachbeschädigungen sind aber letztlich viel höher als der Geldverlust“, wusste er und verwies auf die beiden Fälle in Kölleda und Heringen.

Die Bilanzsumme der Nordthüringer Volksbank konnte im abgelaufenen Jahr um vier Millionen Euro gegenüber 2021 auf 854 Millionen Euro gesteigert werden, für Kredite wurden die Beträge etwas niedriger (358 Millionen Euro in 2022), dafür sind die aber jetzt überwiegend an regionale Kunden ausgereicht worden und weniger in Wertpapiere angelegt. Durch die Zinserhöhungen habe sich auch das Anlageverhalten der Kunden verändert. Das magische Dreieck Sicherheit, Rendite, Liquidität bleibe immer die Richtschnur des Handelns, versprach Peter Herbst. Das Eigenkapital der Bank stieg von 130 Millionen im Jahre 2021 auf nun 134 Millionen Euro.

Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Karl-Ernst Herwagen ist zufrieden mit der Arbeit der Bank (Foto: oas) Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Karl-Ernst Herwagen ist zufrieden mit der Arbeit der Bank (Foto: oas)

Risiken lägen vor allem darin, dass die meiste Kunden der VR-Bank im landwirtschaftlichen Bereich aktiv wären, der leider gesellschaftlich nicht mehr sehr positiv gesehen werde. Für die Umstellungen im Online-Banking und neue Geldkarten gäbe es viel Verwaltungsaufwand und auch Bezahlportale wie Apple-Pay sorgten durch die nötigen Dokumentationen der Tarnsferleistungen für Mehrarbeit. Auch die Personalkosten werden weiter steigen, prophezeite Herbst, der in seinem Blick in die Glaskugel 2023 eine leichte Steigerung der Erträge für möglich hält. Sollte die Zinsentwicklung so bleiben, sieht er auch wieder Chancen für Anlieger.

Technisch in seinem Vortrag von seinem Vorstands-Kollegen Marco Schmidt assistiert schloss Peter Herbst mit der erfreulichen Zahl von 900.000 Euro, die im letzten Jahr an Zuwendungen und Sponsoring in die Region geflossen sind, hauptsächlich im sozialen Bereich und im Sport.

Vollbesetzte Kaiser-Rotbart-Arena in Bad Frankenhausen (Foto: oas) Vollbesetzte Kaiser-Rotbart-Arena in Bad Frankenhausen (Foto: oas)

Der Aufsichtsratchef bedankte sich für den Bericht und es kam zur Entlastung des Vorstandes für das vergangenen Jahr. Die beiden Aufsichtsratsmitglieder Alexander Link und Eckhardt Rößler, deren Legislaturperiode abgelaufen war, wurden einstimmig wieder berufen. Der Jahresüberschuss betrug am Ende 840.500 Euro, an die Mitglieder der Genossenschaftsbank wird nun eine Summe von 144.401 Euro als Dividende ausgeschüttet.

Doch damit war noch nicht das gute Ende des Abends erreicht, denn der "Thüringer Hof" in Bad Frankenhausen hatte während des technischen Teils ein ansehnliches Büffet in den Hintergrund gezaubert und ein DJ stand bereit, um das eine oder andere Tanzbein im gemütlichen Part der Vertreterversammlung zu animieren. Dem sollte bei angenehmen Gesprächen und Fachsimpeleien der Bankkunden mit ihren Geldgebern ausreichet Genüge getan werden.

Im Eingangsbereich stand eine Spendenbox, deren Inhalt für das Kinderhospiz Mitteldeutschland gedacht war und vom Vorstand und Aufsichtsrat noch ergänzt wird.
Olaf Schulze