Zum Tode des Buchhändlers Dietrich Rose

Ein riesiger Verlust für Nordhausen und die Literatur

Mittwoch
21.06.2023, 13:30 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Der Buchhändler Dietrich Rose ist tot. Diese traurige Nachricht erreichte soeben die Redaktion der nnz. Er verkörperte wie kaum ein anderer die Stadt Nordhausen, war ein Feingeist, ein vorbildlicher Geschäftsmann, profunder Literaturkenner und ein großartiger Mensch …

Dietrich Rose vor seinen geliebten Büchern (Foto: privat) Dietrich Rose vor seinen geliebten Büchern (Foto: privat)

Kaum ein Nordhäuser wird ihn nicht kennen, den stets bescheidenen und hilfsbereiten Buchhändler aus Passion, der eigentlich Maschinenbau studiert hatte, aber den Laden seiner Eltern Ende der Achtziger Jahre übernahm und geschickt durch alle Wirrnisse der neuen Zeit steuerte.

Ich habe seinen Elan, seine unermüdliche Einsatzkraft auf jeder noch so kleinen Kulturveranstaltung, die er organisierte oder mit seiner Anwesenheit bereicherte, stets bewundert. Was er letztlich für seine geliebte Heimatstadt, die Kultur und vor allem die Literatur leistete, ist unbezahlbar und deshalb ist es gut, dass er sein eigener Arbeitgeber war. Von morgens früh bis in denn späten Abend lebte er für das Buchhaus.

Die vielen anregenden Gespräche, die wir im Laden geführt haben, wobei ich ihn von der Arbeit abgehalten habe, bleiben mir in bester Erinnerung. Egal ob über Literatur, Theater, Stadtpolitik oder den lokalen Fußballverein, es war immer eine Freude, sich mit Dietrich Rose zu unterhalten.Ich weiß nicht mehr, bei wie vielen Lesungen ich Gast war, die er in Nordhausen veranstaltete und wie viele Bücher ich aus dem Laden geschleppt habe; immer war es bereichernd und erhebend.

Ein humoristisches Highlight war für mich sein regelrechtes Entsetzen, als ihm unbekannte Leser eines frühen Morgens seinen Laden stürmten, um die Biografie von Dieter Bohlen zu kaufen, einem „Prommi“ von dem Dietrich Rose noch nie etwas gehört hatte.

Er war ein Sprachkundiger und Literaturbesessener, gläubiger Christ und von allen Mitarbeitern respektierter Chef. Der Wunsch, diesen geistigen und geistreichen Ort gegenüber des Nordhäuser Rathauses zu bewahren, ein Refugium für alle, die aus den verschiedensten Gründen Bücher brauchten zu erhalten, hat ihn zeitlebens angetrieben.

Lesereihen für Kinder, sein Engagement als Vorsitzender des Deutschen Börsenvereins Mitteldeutschlands, Lesungen mit prominenten Autoren, Zuspruch und Hilfe für alle, die sich mit dem geschriebenen Wort auseinandersetzten, sind nur einige Leuchttürme im Leben des Dietrich Rose.

Es war mir, wie so vielen anderen in Nordhausen, all die Jahre eine Freude und eine Ehre, ihn gekannt zu haben. Die Gedanken aller Redaktionsmitarbeiter sind jetzt bei der Familie Rose, die ihren Dietrich in seinem langen Kampf gegen die tückische Krankheit begleitet hat.

Nordhausen verliert einen seiner würdigsten Vertreter des kulturellen Lebens und sollte diesem Sohn der Stadt ein würdiges und ehrendes Gedenken bewahren. Am Samstag starb er im Alter von 68 Jahren nach langer und schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie.

Gute Reise, Dietrich Rose, in einen Himmel, der hoffentlich voller guter Bücher ist, die auf dich warten.
Olaf Schulze