ifo Institut

Fachkräftepotenzial ist weitgehend ausgeschöpft

Dienstag
20.06.2023, 09:35 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Die Möglichkeiten Fachkräfte für den thüringischen Arbeitsmarkt zu gewinnen, sind weitgehend ausgeschöpft. Bis zum Jahr 2035 werden dort altersbedingt etwa 385.000 Personen aus dem Arbeitsleben austreten. Das hat das ifo Institut in einer aktuellen Studie berechnet...

„Das regionale Potenzial an Fachkräften ist nicht so groß, wie es oft dargestellt wird, und wird voraussichtlich nicht ausreichen, um den zukünftigen Fachkräftebedarf zu decken“, sagt Ernst Glöckner, ifo-Forscher in Dresden.

Nur rund 247.000 Arbeitsplätze können durch Neueintritt von jüngeren Altersgruppen in das Arbeitsleben besetzt werden. Schätzungsweise 15.200 Langzeitarbeitslose können ins Berufsleben zurückgeführt werden. Weiter lässt sich die Erwerbsbeteiligung in den Altersgruppen der 20- bis 30-Jährigen bzw. 55- bis 65-Jährigen erhöhen. Hieraus ergibt sich rechnerisch die Möglichkeit, 63.600 Personen für den thüringischen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Über die Umwandlung von Teilzeit- in Vollzeitbeschäftigte könnte man weitere 100.000 Vollzeit-Beschäftigte gewinnen. 30.000 Fernpendelnde könnten für den heimischen Arbeitsort zurückgeworben werden.

„Die öffentliche Debatte zielt oft darauf ab, darzulegen, welches dieser Potenziale am besten aktiviert werden sollte. Es zeigt sich aber, dass in vielen Fällen unter realistischen Annahmen alle zusammen nicht ausreichen würden, um wesentlich zur Deckung des Fachkräftebedarfs beizutragen. Rechnerische Potenziale schmelzen schnell zusammen, sobald man Qualifikationen und Altersstruktur betrachtet. Außerdem wird oft vergessen, dass die Teilnahme am Arbeitsmarkt auf freiwilligen Entscheidungen beruht“, erläutert Glöckner. Zudem stehen die Bundesländer miteinander im Wettbewerb um Fachkräfte. Menschen aus anderen Bundesländern oder gar aus dem Ausland für die Region Thüringen zu gewinnen, sei sehr schwierig. „Umso sinnvoller ist es, alternative Strategien zu verfolgen – zum Beispiel eine schnellere Digitalisierung“, sagt Glöckner.

Der vorliegende Aufsatz basiert auf einer Studie für das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie. Dafür hat das ifo Institut in Dresden im Rahmen einer aktuellen Fachkräftestudie Fachkräftepotenziale beziffert. Zu diesen Potenzialen zählen diejenigen, die sich aus dem Kreis der in Thüringen lebenden Personen aktivieren lassen, wie zum Beispiel die Wiederbeschäftigung von Arbeitslosen, die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung oder der Abbau von Teilzeitarbeit. Weitere Potenziale werden genutzt, indem zusätzliche Arbeitskräfte aus dem übrigen Bundesgebiet oder dem Ausland gewonnen werden.

Der Aufsatz von Ernst Glöckner mit dem Titel „Mit regionalen Potenzialen gegen den Fachkräftemangel“ ist in Heft 03/2023 der Zeitschrift „ifo Dresden berichtet“ veröffentlicht, welches heute erschienen ist. Die Beiträge des Heftes können kostenfrei heruntergeladen werden unter
https://www.ifo.de/publikationen/ifo-dresden-berichtet