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Habecks "Chip-Ökosystem"

Dienstag
20.06.2023, 08:41 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Das Wort "Chip-Ökosystem" vom grünen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck für die geplante Intel-Chipfabrik in Magdeburg motivierte Bodo Schwarzberg zu einem Beitrag, den er aus Zeitgründen eigentlich nie schreiben wollte. Aber dieses Wort aus dem Mund eines grünen Ministers warf seine Abendplanung über den Haufen...

Die Online-Ausgabe des Spiegel schrieb unter der Überschrift "Habeck stellt weitere drei Milliarden Euro bereit für Intel-Chipfabrik in Magdeburg", der Minister habe diese enorme Geldsumme aus dem "Klima- und Transformationsfond" der Bundesregierung genommen.

Dieser Fond wurde vor allem aus den Einnahmen aus dem Kohlenstoffdioxid-Emissionshandel gebildet, der (auf den ersten Blick) umweltfreundlichen Projekten wie der Gebäudesanierung, der Elektromobilität und dem Aufbau der Wasserstoffindustrie zugute kommen solle.

Mit dem Wort "Chip-Ökosystem" bringt es also ein grüner Minister tatsächlich fertig, zumindest gut gemeinte, aus der Klimazerstörung herrührende für eine ökologische Verwendung gedachte Subventionen in eine angeblich umweltfreundliche Chipfabrik zu investieren.

Diese Chipfabrik wird aber rund 500 Hektar produktives Ackerland hoher Bodenwertzahlen unwiederbringlich zerstören. Und die Nachrichtenseite "Heise" titelte am 23.09.2022 "Magdeburg: Intels Chipfabrik dürfte mehr Strom verbrauchen als die ganze Stadt".

Robert Habeck erweist uns mit dieser Fabrik, als ein dem ökologsichen Umbau eigentlich zutiefst verpflichteter grüner Minister einen ökologischen und vielleicht auch ökonomischen Bärendienst und er vermengt den für unser Überleben grundlegenden Strukturbegriff "Ökosystem" mit dem nicht nur ökologische Vorteile bringenden Chip:

Denn bereits am 4.11.2002 hatte die Wissenschaftsseite "Spektrum" über Untersuchungen des Wissenschaftlers Eric Williams von der United Nations University in Tokio zum enormen Ressourcenverbrauch der Chipherstellung berichtet. Demnach werden bei der Herstellung eines Silizium-Chips von 2 Gramm 32 Kilogramm Wasser, 1,6 Kilo Brennstoff und 72 Gramm hochgiftiger Chemikalien verbraucht, zu denen u.a. kaum abbaubare und potenziell krebsauslösende polychlorierte Biphenyle gehören. Und ganz sicher möchte die Chip-Fabrik in Magdeburg Millionen Chips pro Jahr produzieren.

Laut der Seite e-fundresearch.com (2021) verbraucht der weltweit führende Chiphersteller TSMC 212.000.000 Liter Wasser. - Nicht pro Jahr, sondern pro Tag. Davon könnten 1,5 Mio Europäer den persönlichen Wasserverbrauch eines Tages stillen.

Wegen des hohen Wasserverbrauchs protestieren jüngst die lokalen brandenburger Wasserwerke gegen die dortige Fabrik des E-Autoherstellers Tesla, wie die Nachrichtenseite golem vor kurzem berichtete: Es sei nicht beachtet worden, dass die Förderung von Wasser durch den Klimawandel schwieriger werde. In Brandenburg brannte es wegen der neuerlichen Trockenheit schon wieder mehrfach. Hat man all dies in Magdeburg berücksichtigt? Schon heute sinkt der Grundwasserspiegel fast flächendeckend und Magdeburg ist auch nicht gerade mit viel Regen und einer gleichbleibend hohen Wasserführung der Elbe gesegnet.

Vor all diesen Hintergründen bekommt die Bezeichnung "Chip-Ökosystem" aus dem Mund eines grünen Wirtschaftsministers einen ganz und gar nicht grünen und mit Weitblick gesegneten Farbanstrich.

Vielmehr möchte uns Habeck zum Wohle der Globalisierung hier wohl Äpfel als Birnen verkaufen. Während der internationale Wirtschaftsgigant Intel mit Milliarden aus Umweltfonds gesponsert wird, drohen ungeahnte, neue Belastungen für die Umwelt.

Auch ökononische Fragen bleiben: der heimische Mittelstand wartet sehnlichst auf mehr Unterstützung in Zeiten von nicht unbedingt zielführenden Embargos, fehlenden Fachkräften und Heizungsgesetzen. Er wird im Gegensatz zum mit Milliarden beschenkten Globalisierungsgewinner Intel mal wieder leer ausgehen.

Und schließlich ist da die Frage, ob Intel nicht nach dem Einstreichen der Habeck-Subventionen vielleicht schon nach einem Jahr wieder aus Magdeburg verschwindet? So wie einst Reemtsma aus Nordhausen?

Grüne Heuchelei? Diese Frage sollte der Leser beantworten.
Bodo Schwarzberg