NABU Thüringen

Wildkatzen im Wald lassen!

Montag
19.06.2023, 14:38 Uhr
Autor:
emw
veröffentlicht unter:
Der NABU Thüringen und der Alternative Bärenpark Worbis bitten darum junge Wildkatzen im Wald zu lassen, zudem müssen Strukturen geschaffen werden, um den Umgang mit hilfsbedürftigen Wildkatzen zu regeln...

Wiederauswilderung der Wildkatze "Findulin" am 1.10.2021 bei Plinz/Altenberga im Saale Holzland Kreis. (Foto: Alexander Purps) Wiederauswilderung der Wildkatze "Findulin" am 1.10.2021 bei Plinz/Altenberga im Saale Holzland Kreis. (Foto: Alexander Purps)


Ungestörte Wälder mit alten knorrigen Bäumen und viel Totholz sind geeignete Rückzugsorte für Wildkatzen. Im Mai und Juni bringen sie hier ihre Jungen zur Welt und die kleinen Kätzchen erblicken das erste Licht des Waldes.

In den zurückliegenden Jahren erhielt der NABU Thüringen und der Alternative Bärenpark Worbis zahlreiche Meldungen zu aufgefundenen, vermeintlich unversorgten jungen Katzen. Nicht selten wurden die Tiere mitgenommen und zum Tierarzt gebracht. Dabei stellte sich in einigen Fällen heraus, dass es sich bei den jungen Fundkätzchen um Wildkatzennachwuchs handelte. Silvester Tamás vom NABU Thüringen findet das tragisch: „Junge Wildkatzen werden in den meisten Fällen nur kurzzeitig von ihrer Wildkatzenmutter allein gelassen, weil diese auf Beutefang unterwegs ist.


In der Regel kehrt die Wildkatzenmutter schon nach kurzer Zeit zu ihren Jungen zurück. Die besten Chancen, dass die Mutter schnellstmöglich wiederkehrt, hat man, wenn man sich vorsichtig zurückzieht.

Wir bitten deshalb dringend darum die Tiere im Wald zu lassen, nicht weiter zu stören und uns oder die Untere Naturschutzbehörde umgehend zu informieren. Dann muss zeitnah vor Ort abgeklärt werden, ob es sich um eine Wildkatze oder Hauskatze handelt.“

Wird tatsächlich festgestellt, dass es sich um Wildkatzen handelt, die Hilfe benötigen, fangen die Probleme erst an. Laut NABU Thüringen ist es sehr schwierig eine geeignete Stelle für die Versorgung von jungen Wildkatzenwaisen oder verletzten Wildkatzen zu finden. Silvester Tamás berichtet: „Letztlich gelang es uns in den letzten Jahren aber immer gemeinsam mit dem Alternativen Bärenpark Worbis eine fachgerechte und geeignete Versorgung der betroffenen Wildkatzen zu gewährleisten.

Das Team des Wildtierrefugiums hat sowohl hinreichende Erfahrungen im Umgang und in der Pflege mit Fundwildkatzen, als auch entsprechende Gehege und geschultes Personal. Aktuell jedoch sind auch dort alle Kapazitäten erschöpft. Eine weitere Aufnahme von Fundtieren ist nicht mehr möglich, weil das notwendige Geld fehlt. Mehr Unterstützung durch die verantwortlichen Entscheidungsträger im Artenschutz ist hier dringend nötig.“

Zuletzt hat der NABU in Kooperation mit dem Alternativen Bärenpark Worbis am 01. Oktober 2021 und Anfang Mai 2022 zwei verwaiste Fundwildkatzen wieder erfolgreich in Thüringen zurück in die Freiheit entlassen können. „Für unsere Arbeit im Wildkatzenschutz zeigt sich, dass die enge Kooperation von ehrenamtlich engagierten Kräften mittlerweile notwendig geworden ist. In Thüringen bestehen bislang noch keine behördlich geregelten Strukturen, die festlegen wer sich um die Notfälle bei Wildkatzen kümmert“, sagt Sabrina Schröder, Leiterin des Tierschutzprojekts in Worbis.

Aus Sicht des NABU Thüringen und des Alternativen Bärenparks Worbis ist es zukünftig wichtig, dass der Freistaat Strukturen zur Versorgung von verwaisten oder verletzten Wildkatzen schafft und auch die ehrenamtliche und professionelle Arbeit in diesem Bereich stützt. Meldungen zu Wildkatzenbeobachtungen nimmt der NABU Thüringen dankend entgegen.