Drei alte Ilfelder Bräuche

Taufe, Nadelöhr und Bärentanz

Donnerstag
15.06.2023, 14:30 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Unsere Heimat, Harztor im Südharz, taucht in vielen Beschreibungen historischer Darstellungen aus alter Zeit auf, unter anderem mit alten Bräuchen, die bis ins 19. Jahrhundert hinein gepflegt worden, heute nahezu vergessen sind, wie Taufe, Nadelöhr oder Bärentanz. Tim Schäfer hat sich den Ilfelder Traditionen befasst...

Durch das Nadelöhr bei Ilfeld kann man heute noch krauchen (Foto: Tim Schäfer) Durch das Nadelöhr bei Ilfeld kann man heute noch krauchen (Foto: Tim Schäfer)


Taufe, Nadelöhr und Bärentanz werden in historischer Fachliteratur im Zusammenhang mit Ilfeld genannt. Bis heute finden sich Spuren und Erinnerungen dazu, vielleicht sollte es teils als Gaudi zum Heimatfest wiederbelebt werden? Es konnte damals ganz schön roh zugehen und die Delinquenten mussten „Henseleien“ aushalten, sich dem Brauch beugen, um anerkannt in der Gruppe aufgenommen zu werden.

Taufe
Vom Ilfelder Lyceum bzw. der alten Klosterschule ist die Taufe beschrieben. Noch bis etwa um die 1840-er Jahre wurden in feierlicher Aufnahmequälerei durch den Badeteich gezogen. Das beim Wasserspiel bezeugte Peitschen mit Ruthen war bei der Ilfelder Taufe durch Schlagen mit gedrehten nassen Handtüchern ersetzt.

Nadelöhr
Sagen geben an, dass die Holzfuhrleute ihre Neulinge mit Peitschenhieben durch ein enges Felsenloch im Beretal, das Nadelöhr, trieben. Im 18. Jahrhundert war es ein tyrannisches Schülerspiel geworden: unmittelbar nach der »Taufe« wurden die Jüngeren mit den gedrehten nassen Handtüchern hindurchgeprügelt.



Bärentanz
Dies fand im Frühling statt: Einen Stock zwischen den nach hinten gebogenen Armen und dem Halse eingeklemmt mussten die Novizen auf dem IIberg im Kreise der Alten rundtanzen und erhielten dabei unbarmherzige Hiebe mit Birken- und Haselgerten um die Waden. Dann mussten sie sofort fröhlich singen! Männlich den Schmerz tragen, „»nicht heulen«, »nicht petzen«: das lernte man dabei und so entstand ein fester Corpsgeist.“, so ist es in der Quelle beschrieben. Früher, am Martinsabend soll es nach dem Anzünden der Tannenbäumchen ein ähnliches Spiel »der Kreuzgang«, gegeben haben. Im Klosterkreuzgange wurden benannte Neulinge mit gedrehten Handtüchern durch die Reihe der Schüler hindurch geprügelt. Sicherlich ein unvergessliches, aber auch schmerzhaftes Erlebnis. Am Nadelöhr erinnert man heute noch an den alten Brauch der Fuhrleute, das Nadelöhr-Spiel. Zu Christi Himmelfahrt waren viele junge Leute zu sehen, die sich durch das Nadelöhr quetschten. Das tyrannische Element, das Prügeln mit den gedrehten, nassen Handtüchern, darauf hat man heutzutage gern verzichtet.
Tim Schäfer

Quellen: Digitalisat d. Hansische Geschichtsverein e.V.: Hansische Geschichtsblätter, Bd. IV., Leipzig, Verlag von Duncker und Humblot, 1884, Universität Frankfurt, Rechtswissenschaftliches Seminar, darin VII. Zu den Bergen’schen Spielen. Von Gymnasial - Direktor Dr. K. E. H. Krause, Rostock, S. 93 f. 141. Vita Henr. Husani in Melchior Adam, Vit. Germ. Jurecons. Aufl. 3 S. 130., Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsche Sagen,1816; Nicolaische Buchhandlung