Premiere für Doktor Schiwago

Am 23. Juni feiert bei den Thüringer Schlossfestspielen Sondershausen die Musicalproduktion »Doktor Schiwago« auf dem Schlosshof in Schloss Sondershausen ihre festliche Premiere. Operndirektor Benjamin Prins inszeniert das opulente Werk, das mit seiner Musik und seinem Thema Gänsehautfeeling garantiert...

Es ist eine große Liebesgeschichte, eingewebt in das packende Zeitgemälde von 30 Jahren russischer Geschichte, die Wirren der Revolution und des Krieges umfassend. Das Autorenteam schrieb dieses großformatige Musical nach Vorlage des epochalen gleichnamigen Romans von Boris Pasternak. Der 1965 nach dem Roman gedrehte Film machte Omar Sharif als Doktor Schiwago zum Star und ist bis heute ein Klassiker.

Das Musical, gestaltet von einem Autorenteam – von Lucy Simon stammt die Musik, das Buch schrieb Michael Weller und die Gesangstexte stammen von Michael Korie und Amy Powers – wurde 2011 in Sydney uraufgeführt. Am 27. Januar 2018 hatte es in der Musikalischen Komödie Leipzig seine Deutsche Erstaufführung. Die deutsche Übersetzung der Gesangstexte übernahm Sabine Ruflair und Jürgen Hartmann übersetzte das Buch ins Deutsche.

Der Regisseur der Sondershäuser Festspielaufführung, Benjamin Prins, war begeistert von dem wirklich gut gemachten Buch, welches das Geschehen extrem verdichtet und doch Raum lässt für viel Emotionen. Dass das Stück am Broadway 2015 Schiffbrauch erlitten hatte, ist kaum nachvollziehbar, denkt man an den Erfolg, den das Musical in Europa inzwischen hat. Die Musik ist zudem brillant komponiert, fast sinfonisch durchgeführt – eben keine Stangenware. Neben der berühmten »Schicksals-Melodie« – dem Thema von Lara – welche die Autoren des Musicals klugerweise aufgegriffen haben, gibt es eine ganze Reihe von Hits mit Ohrwurmqualität: Kraftvolle Battle-Songs und gefühlvolle Romanzen, Balladen, subtil eingesetztes Lokalkolorit, dass auf die Balalaika verzichtet, und alles schwebend auf dem kunstvollen Klangteppich des Orchesters.

Es ist die Lebensgeschichte des Arztes und Dichters Juri Andrejewitsch Schiwago. Sie beginnt mit dem 10 Jahre alten Juri, der gerade seinen Vater verloren hat und nun ganz allein dasteht. Juri wird von dem Ehepaar Gromenko aufgenommen und wächst an der Seite von deren Tochter Tonia auf, die er später folgerichtig heiratet. Die Wirren des ersten Weltkrieges reißen das Paar auseinander und Juri verliebt sich in die Krankenschwester Lara, die völlig anders als Tonia ist, wild, leidenschaftlich und widersprüchlich. Tonia muss hinnehmen, dass ihr Mann zwar bei ihr bleibt, sie aber nicht so wie Lara liebt.

Auch diese Liebesbeziehung wird in den Wirren des Krieges auf eine harte Probe gestellt. Das Hauptthema, das alles beherrscht, ist das der Liebe, Liebe in Zeiten des Krieges, Liebe, die uns mehr beeinflusst als alles andere, aber die Geschichte hat auch viele historische Facetten, ist politisch, manchmal sogar philosophisch. Das Spektrum ist weit.