Ost-Klassiker-Klub Wolkramshausen

Zwei, wie dem Jungbrunnen entstiegen

Montag
12.06.2023, 09:47 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Menschen träumten stets davon den Jungbrunnen oder die Quellen der Jugend und des ewigen Lebens zu finden. Biologisch gesehen sind die Menschen auf dem Weg dazu aber bezogen auf technische Objekte ist dies heute schon eher möglich. Am Beispiel von zwei Automobilen könnte dies bewiesen sein...

Die Fahrzeuge existieren im Kern fast 100 Jahre, den üblichen Abnutzungen unterlegen. Nach vielen Jahren eines Koma ähnlichen Zustandes durchlebten sie eine fünfjährige Jungbrunnenkur und erstrahlen nun wieder in jugendlicher Schönheit.

Es sind zwei italienische Fahrzeuge des Herstellers Fabbrica Italiano Automobili Torina oder besser FIAT, mit den Typenbezeichnungen 501, Bj. 1924 und 503, Bj. 1927. Sie entstanden in der Nachkriegszeit des 1. Weltkrieges, in der die Wirtschaft sich erneut belebte und die Fahrzeugentwicklung in einigen europäischen Ländern richtig Fahrt aufnahm.

Frischzellenkur für einen technischen Senior (Foto: Hubert Rein) Frischzellenkur für einen technischen Senior (Foto: Hubert Rein)


Namhafte Fahrzeugproduzenten in Deutschland, in England, in Frankreich aber auch in Italien entstanden in dieser Zeit, konkurrierten untereinander um Marktanteile bzw. um die Gunst der Käufer. Am Beispiel des italienischen Fiat- Konzerns, entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts in mehreren europäischen Hauptstädten Geschäftsvertretungen so auch in Berlin, die die neusten Fahrzeugentwicklungen anboten.

Dies war auch die Zeit in der sich der Motorsport mit zahlreichen Großveranstaltungen in Szene setzte, sich zu einem neuen Gesellschafts- und Wirtschaftsfaktor entwickelte und damit der Automobilindustrie viel Schwung verlieh. Auch Fiat erkannte damals schon die Wirkung des Motorsports auf die Menschen, einerseits auf den Unterhaltungsfaktor und andererseits auf die Gewinnung von Käufern ihrer Produkte. Da aber Neuentwicklungen stets auch ein erheblicher Kostenfaktor für die Unternehmen sind, schufen die damaligen Fahrzeugingenieure eine Art Baukastensystem, das den unterschiedlichen Fahrzeugansprüchen der Kundschaft gut gerecht wurde. Auf ein einheitliches Fahrgestell konnten damals verschiedene Karosserievarianten so für mehrsitzige PKW, Kleinlaster, Sportwagen oder wie die stromlinienförmigen Karossen der o.g. Rennfahrzeuge, montiert werden.

Auch FIAT Nummer zwei sieht im hohen Alter wieder gut aus (Foto: Hubert Rein) Auch FIAT Nummer zwei sieht im hohen Alter wieder gut aus (Foto: Hubert Rein)


Beide Fahrzeuge hatten einst ihre Bestimmungen erfüllt, waren in schrottreifen Zustand abgestellt und auch vergessen und vor ca. 5 Jahren in England bzw. in Sachsen wiederentdeckt worden. Zwei begnadete Schrauber setzten all ihr Können und ihre Möglichkeiten daran die Fragmente der frühen italienischen Fahrzeuggeschichte zu bergen und über einen längeren Zeitraum zu rekonstruieren.

Das Ergebnis ist für Oldtimerfreunde aber auch für den langjährigen Dekra Prüfingenieur, Joachim Mäder, aus Sondershausen der neben seiner beruflichen Akzeptanz zu einem profunden Experten für historische Fahrzeuge in Thüringen zählt, beeindruckend. Beide Fahrzeuge erhielten ohne jegliche Einschränkungen am 09.06.2023 die Bestätigung zur Zulassung für den heutigen Straßenverkehr. Auch sehr lobende Worte richtete Joachim Mäder an den jüngeren Schrauber, Cornelius Pfützner, der mit 23 Lebensjahren ein echtes Ausnahmetalent in der heutigen Oldtimerszene ist und derzeitig in Dresden ein Unternehmen zur Fahrzeugrestaurierung gründet.
Hubert Rein, Ost Klassiker Klub Wolkramshausen