Zwei ordentliche Abschiede zum 53. Rolandsfest

Spiel’s noch einmal, Winfried

Sonntag
11.06.2023, 21:54 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Pünktlich war diesmal nicht Schluss: zum Finale des 53. Rolandsfestes nahm man sich heute Zeit, Winfried Schmitt als Professor Zwanziger angemessen zu verabschieden. Und man gab sich Mühe, einen Schnitzer aus dem vergangenen Jahr auszuräumen…

Nune ässe aber Schluss! - Winfried Schmitt stand heute das letzte mal als Professor Zwanziger auf der Bühne (Foto: agl) Nune ässe aber Schluss! - Winfried Schmitt stand heute das letzte mal als Professor Zwanziger auf der Bühne (Foto: agl)


Aus und vorbei, die kurze Amtszeit des neuen Nordhäuser Oberbürgermeisters Johann Ferdinand Zwanziger, alias Professor Zwanziger, alias Winfried Schmitt ging am Nachmittag nach nur drei Tagen Rolandsfest zu Ende. Die Bilanz kann sich sehen lassen: bestes Wetter, ausgelassene Stimmung, jede Menge Musik und der Alltag konnte für eine kurze Zeit ganz an die Seite gestellt werden. Wohin man heute auch hörte, der Tenor blieb der Gleiche, es war ein schönes Fest und damit auch ein schöner Abschluss für den Zwanziger.

Denn der legte heute nicht nur, widerstrebend, die Amtsgeschäfte nieder, Winfried Schmitt nahm auch gleichzeitig seinen Hut als „Zwanziger“. Schon im Vorfeld des Rolandsfestes wurde zu den 40 Jahren auf der Festbühne viele Worte gemacht, heute ließ man Taten, oder vielmehr Geschenke sprechen. Und das eine oder andere Wort bekam der Geehrte auch noch dazwischen.

Viele Umarmungen und Blumen, ein großes Dank an die geliebte Ehefrau, die den Spaß 40 Jahre lang mit zu (er-)tragen hatte, ein Bild aus den allerersten Tagen und eine Collage aus 40 Jahren Rolandsfest von Seiten der Stadt. Korn natürlich, in XXL noch einmal aus dem Rathaus und als „Korn-Blumen-Strauß“ von Hannechen Vogelstange und dem Altstadt Manne, von dem’s zusätzlich noch einen Bettwärmer gab und als überlebensgroßer Wandschmuck zur Zierde der eigenen vier Wände von der Traditionsbrennerei. Und schließlich darf sich Winfried Schmitt in das Ehrenbuch der Stadt eintragen.

Ein Jahr hat's gedauert, nun durfte sich auch Jörg Menge in als Ebersberg a. D. in das Ehrenbuch der Stadt eintragen (Foto: agl) Ein Jahr hat's gedauert, nun durfte sich auch Jörg Menge in als Ebersberg a. D. in das Ehrenbuch der Stadt eintragen (Foto: agl)


Doch da war er heute nicht der Erste, denn die Stadt gab sich Mühe, den doch üblen Schnitzer aus dem vergangenen Jahr auszumerzen. Auch da hatte es schon einen Abschied gegeben, Jörg Menge hatte nach stolzen 15 Jahren als „oller Ewerschberch“ seinen letzten Auftritt und im Rathaus hatte man diesen Umstand scheinbar vollends vergessen. Heute rief man den Rolandgruppler im Ruhestand noch einmal auf die Bühne, das aufgeschlagene Ehrenbuch mitsamt Stift bereit, um den Fehler wieder gutzumachen. Vom alten, alten Ewerschberch gab es Tipps für den neuen, alten Ewerschberch und noch einmal Umarmungen, Danksagungen, Blumen und noch mehr Schnapps.

Stadtrat Steffen Iffland präsentierte dem Zwanziger eine viel unterschriebene Petition, der Professor möge doch noch etwas im Amte verbleiben und die Hexe rechnete vor, das dass mit den 40 Jahren rein mathematisch ja stimme, da aber noch zwei Corona-Jahre auf der Rechnung stünden, die noch nachgeholt werden müssten. Doch äs äs infach wie äs äs - Winfried Schmitt nimmt seinen Hut. Worte fanden sich aber für die kommenden OB-Kandidaten, drei Dinge sollten sie beachten: die Selbstverliebtheit weglassen, Respekt vor dem Bürger und das wichtigste - die Liebe zur Stadt. Ernst gemeinte Worte, umrahmt von viel Klamauk mitsamt einer meteorologischen Rundreise durch Deutschlands Dialekte und dem einen oder anderen Seitenhieb. Aber für einen kleinen Moment an diesem letzten Bühnentag, da bleiben ihm die Worte weg, festgesteckt im Halse, die Tränen schon im Auge: „Wir haben zusammen gefeiert, wir haben zusammen getrauert…“ Es waren 40 gute Jahre und wer auch immer den Zylinder aufnimmt, wird große Fußstapfen zu füllen haben.

Als Professor Zwanziger wird man Schmitt vermissen aber ganz verloren ist er für Nordhausen nicht, in der Traditionsbrennerei kann er weiter seine Späße machen und da wird ihm der Korn auch ganz sicher nie ausgehen. Oder wie Schmitt zu sagen pflegt: „das ist artgerechte Haltung“.
Angelo Glashagel