Epschenrode pilgerte durch die Jahrhunderte

1050 Jahre und kein bisschen verstaubt

Montag
05.06.2023, 15:07 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Immer mit einem kleinen Augenzwinkern pilgerte die Gottesdienstgemeinde am Samstag in Epschenrode durch die Jahrhunderte. 1050 Jahre St.-Jacobi-Kirche – frisch, fröhlich, lebendig und überhaupt nicht verstaubt...

Pilger Nikolaus, alias Student Niklas Wernicke, freut sich, dass er nun endlich wieder seine Salböl-Flasche in Händen halten kann. (Foto: R.Englert) Pilger Nikolaus, alias Student Niklas Wernicke, freut sich, dass er nun endlich wieder seine Salböl-Flasche in Händen halten kann. (Foto: R.Englert)

Mit Spitzbuben, Fläschchen-Dieben, Live-Schalten, einem Posaunenchor quer durch alle Generationen, historischem Material, kleinen Szenen und einer guten Portion Humor in der Predigt von Pfarrer i.R. Neubert feierte die ganze Region in der kleinen Kirche. Gut 150 Große und Kleine hatten sich aufgemacht. Unter ihnen, neben Sonnensteins Bürgermeisterin Margit Ertmer, auch Pilger Nikolaus, alias Niklas Wernicke. Aus dem Jahr 973 kommend, durfte er zugunsten des Besuchs die Ewigkeit für einen Tag unterbrechen. Und gleich beschwerte er sich lautstark, dass seine Ruhe nach 1.000 Jahren seit geraumer Zeit von Orgelklang, Uhrschlag und Bauarbeiten gestört werde.

Sehr zur Freude der Gottesdienstgemeinde, zeigt die Beschwerde doch, dass sich in den letzten Jahren viel getan hat in St. Jacobi. Wirklich verärgert war der Pilger jedoch, dass man ihm bei den Bauarbeiten 2016 sein Salböl-Fläschchen „gestohlen“ habe. Mittlerweile ist es als Deutsches Kunstgut eingestuft und der Pilger erhielt zu seiner Beruhigung eine Replik mit frischem Öl. Später konnte es auch von den Gästen gegen eine kleine Spende erworben werden.

Einen Bogen in die Neuzeit schlug Küsterin Gabi Lier. Sie wurde per Handy live aus Santiago de Compostella von ihrer Pilgerreise zugeschaltet. Und so schloss sich auch der Kreis – das 2016 gefundene Salböl-Fläschchen hatte der 973 in der Kirche beigesetzte Pilger an eben diesem Ort wohl von einer Nonne gekauft.

nes Delert, Gemeindepädagogin und Initiatorin des regionalen Pilgerns, überreicht eine Fläschchen-Replik an Pilgerin Brigitte Hoppe aus Werningerode, die alle 23 Kirchen der Region besucht hat. Im Gegenzug erhält die Gemeinde von ihr ein Fotoalbum ihrer Tour. In der Mitte Pfarrer i.R. Ehrhart Neubert. (Foto: R.Englert) nes Delert, Gemeindepädagogin und Initiatorin des regionalen Pilgerns, überreicht eine Fläschchen-Replik an Pilgerin Brigitte Hoppe aus Werningerode, die alle 23 Kirchen der Region besucht hat. Im Gegenzug erhält die Gemeinde von ihr ein Fotoalbum ihrer Tour. In der Mitte Pfarrer i.R. Ehrhart Neubert. (Foto: R.Englert)

Das Pilgern war in der Region von Ostern bis Pfingsten angesagt – mit Stempelheft und Gottesdienstterminen ausgerüstet konnte man auf die Reise gehen und alle 23 Kirchen der Region Nord-West des Kirchenkreises besuchen. Drei Gewinnerinnen wurden ausgezeichnet, sie hatten alle Gotteshäuser besucht und haben dies auch sichtlich genossen. Brigitte Hoppe aus Werningerode erstellte sogar ein Fotobuch von ihrer Pilgerreise und schenkte es zum Jubiläum der Kirchengemeinde.

An seinen ersten Besuch in Epschenrode, anlässlich seines Dienstantritts 2014, erinnerte sich Superintendent Andreas Schwarze. Sein damals spontanes „Oh“, als er das Gotteshaus betreten habe, habe sich doch mittlerweile in ein deutlich positiv staunendes „Oh!“ verwandelt. Viel ist geschehen in St. Jacobi seither. Zudem hat sich kürzlich im Dorf der Verein „Epschenrode erLeben e.V.“ gegründet, der noch für so manches positive „Oh“ sorgen möchte. Und wie sagte Pfarrer i.R. Neubert zum Abschluss: „Liebe Epschenröder, für die nächsten 1.000 Jahre bleiben wir dabei!“
Regina Englert