Wohin gehören Nordhausens Stadtgründer

Eine unendliche Geschichte?

Montag
05.06.2023, 11:59 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Wolfang Müller hat immer für die Geschichte seiner Heimatstadt gebrannt. Eine letzte Mission hat sich der Senior nun noch vorgenommen: die Stadtgründer Nordhausens sollen wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Doch das ist leichter gesagt als getan, wie uns Herr Müller in seiner „Unendlichen Geschichte“ schildert…

Im März 2019 hatte ich die Idee, die verwaisten Konsolen im Eingangsbereich des Neuen Rathauses mit herausragenden Persönlichkeiten des Mittelalters, König Heinrich I., Königin Mathilde und deren Sohn, dem späteren Kaiser Otto I. - aufzuwerten.

Andere Ortschaften würden uns ob dieser Herrschaften beneiden,, da man mit ihnen wuchern könnte. Sie waren maßgeblich an der geschichtlichen Entwicklung des späteren Deutschland beteiligt. Alle diese, für die Geschichte unseres tausendjährigen Nordhausen bedeutsamen Personen, treten in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung. In Anbetracht dieser Tatsache bildete ich mir ein, in meiner Heimatstadt offene Türen einzurennen, zumal ich offerierte, von der Stadt keine finanziellen Mittel einzufordern.

So sieht Wolfgang Müllers Idee grob im handgefertigten Modell aus (Foto: Wolfgang Müller) So sieht Wolfgang Müllers Idee grob im handgefertigten Modell aus (Foto: Wolfgang Müller)


Kapitel 1
Im März 2019 schleppte ich einen Nordhäuser Steinmetzmeister mit sanfter Gewalt vor die Fassade des neuen Rathauses. In sechs Wochen würde er mir eine Skizze der Gestaltung vorlegen. Bis zum Jahresende tat sich jedoch - Nichts.

2. Kapitel
Im Dezember 2019 fertigte ich ein maßstabsgetreues Modell mit diesen drei Persönlichkeiten an. Dieses Modell wolle ich zum Rolandsfest in Verbindung mit meinem Mittelalterverein für jeden einsehbar auf dem Petersberg präsentieren.

Kapitel 3
Im Januar 2020 versuchte ich einen Termin bei unserem Oberbürgermeister zu bekommen um ihn mein Projekt vorzustellen. Im April 2020 gab ich erneut auf, nachdem mir mitgeteilt worden war, daß ich mich erst an den Denkmalbeirat wenden solle.

Kapitel 4
Den alten Denkmalbeirat gab es nicht mehr und der neue Rat gründete sich erst im Mai 2021. Da ich selbst ein Zertifikat als Denkmalpfleger habe, bot ich meine Mitarbeit an. Da anscheinend dieses Gremium personell schon besetzt war, bekam ich eine abschlägige Antwort. Meinte Bitte dieses, mein Projekt persönlich vorzutragen wurde nicht stattgegeben. Sodann wurde meinem Projekt in der Urfassung die Zustimmung nicht gegeben. Die Begründungen wurden von einer überwältigenden Mehrheit, die davon Kenntnis hatte, als nicht nachvollziehbar eingeordnet.

Kapitel 5
Der oberste Denkmalpfleger Thüringens hatte erst kein Problem mit meiner Fassadengestaltung. Nach der abschlägigen Reaktion des Denkmalbeirates änderte er jedoch seine Meinung grundlegend und verweigerte die Zustimmung.

Kapitel 6
Im Sommer 2021 zog ich durch Nordhausen und sammelte Unterstützungsunterschriften von prominenten Nordhäuserinnen und Nordhäusern. In einer Zeit von einer halben Stunde bis zu zweieinhalb Stunden habe ich diesen prominenten Persönlichkeiten das Projekt vorgestellt und von 68 Personen eine Zustimmung mit Unterschrift erhalten. Eine Person hatte mir diese verweigert.

Kapitel 7
Bewaffnet mit diesen Unterschriften wollte ich den obersten Denkmalpfleger Thüringens umstimmen. Er ließ mir jedoch durch die Sekretärin mitteilen, daß er keine Zeit für mich hätte.

Kapitel 8
Wie nun weiter? Zur übergeordneten Dienststelle. Über den Kulturminister Herrn Prof. Dr. Hoff bekam ich Kontakt zum Landeskonservator Thüringens, Herrn Reinhardt. Nach zwei Stunden in einer angenehmen Atmosphäre darf ich nachfolgend zitieren: „Warum geht in Nordhausen nicht, was in Erfurt geht? Wo gehören denn die Stadtgründer hin wenn nicht ans Rathaus!“

Kapitel 9
Mit dieser frohen Botschaft in der Tasche konnte ich letztendlich erwirken, mein Projekt dem Kulturausschuss persönlich vorzustellen. Im geheimen Teil der Ausschusssitzung konnte mich mein Anliegen in einer stark begrenzten Zeit vortragen. Zum Ende meines Vortrages signalisierten mir die Mitglieder dieses Gremiums ihre Zustimmung durch trommeln auf der Tischplatte. Vor der Abstimmung musste ich den Raum verlassen und habe bis heute keinerlei schriftliche Nachricht über deren Ergebnis.
Kapitel 10
Mündlich wurde mir mitgeteilt, dass noch Beratungsbedarf in den Fraktionen besteht. Man habe meine Angelegenheit in den Denkmalbeirat zurückverwiesen. Voraussichtlich am 26. Juni darf ich nun persönlich mein Projekt dem Denkmalbeirat vortragen.

Nachsatz
Ich - und Sie als geschätzte Leser dieses Beitrags einer „unendlichen Geschichte“ dürfen nun gespannt sein auf die erneute Reaktion des Denkmalbeirates der Stadt Nordhausen nach über drei Jahren.

Und wenn der Denkmalbeirat erneut ablehnt, dann weiß ich noch etwas. Für mich gibt es keine Alternative zur Fassade des Neuen Rathauses. Nicht zuletzt soll nicht unerwähnt bleiben, dass Heinrich, Mathilde und Otto durch einen hervorragenden Künstler mit Nordhäuser Wurzeln aus Kunstharz hergestellt würden. Diese moderne Variante der Gestaltung würde ich mir nicht zuletzt wegen des Preises gestatten. Der Roland ist ja auch aus Plastik.
In dieser Hoffnung verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,
Wolfgang Müller