Marcel Hardrath kündigt Kandidatur an

Der Dritte im Bunde

Montag
05.06.2023, 08:22 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Mit Marcel Hardrath kündigte heute der dritte Bewerber für die Oberbürgermeisterwahl im Herbst seine Kandidatur an. Der Liberale sieht darin einen dringend notwendigen Gegenentwurf zur AfD, hat aber auch ganz konkrete Vorstellungen, wie es mit der Stadt weitergehen soll...

Marcel Hardrath will Oberbürgermeister werden (Foto: nnz-Archiv) Marcel Hardrath will Oberbürgermeister werden (Foto: nnz-Archiv)


Die Ankündigung der Kandidatur veröffentlichen wir im Wortlaut:

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Ich freue mich sehr, Ihnen mitteilen zu können, dass ich mich als Oberbürgermeister unserer Stadt Nordhausen bewerben werde.

Ich bin seit vielen Jahren für die Interessen und Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger im Einsatz. So habe ich mich gegen den Bau von mehreren Parkhäusern und mehr Transparenz bei der Verwendung von öffentlichen Mittel eingesetzt. Ich bin überzeugt, dass ich mit meiner Erfahrung, meinem Engagement und meiner Vision die richtige Person bin, um unser Nordhausen in die Zukunft zu führen.

Ich möchte Ihnen heute einige meiner wichtigsten Ziele und Ideen vorstellen, die ich als Oberbürgermeister umsetzen möchte. Eines meiner Hauptanliegen ist es, den Rassismus und die Diskriminierung in unserer Gesellschaft zu bekämpfen und der immer stärker werdende AfD entgegenzutreten.

Ich glaube fest an die Werte der Demokratie, der Menschenrechte und der Vielfalt, die unsere Stadt ausmachen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass alle Menschen in unserer Stadt gleichberechtigt und respektvoll behandelt werden, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer Hautfarbe oder ihrer sexuellen Orientierung. Ich werde auch keine Toleranz gegenüber Hassreden, Gewalt oder Hetze zeigen, die unsere Gesellschaft spalten und gefährden wollen.

Ich selbst bin in Nordhausen geboren, meine Vorfahren stammen jedoch aus Ostpreußen und Mittelpolen, wurden durch Krieg und Gewalt nach Nordhausen vertrieben. Meine Frau und Kinder haben sowohl die deutsche als auch die südafrikanische Staatsangehörigkeit und werden trotz Integration und Einbindung in unsere Strukturen im alltäglichen Leben mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit begegnet.

Ich bin mir bewusst, dass die AfD versucht, mit ihren populistischen und rassistischen Parolen die Ängste und Unsicherheiten vieler Menschen auszunutzen. Sie bieten jedoch keine konstruktiven Lösungen für die Herausforderungen an, vor denen wir stehen. Sie wollen nur unsere Stadt zurück in eine dunkle Vergangenheit führen, in der Ausgrenzung, Intoleranz und Nationalismus herrschten. Das darf nicht passieren! Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Stadt eine offene, moderne und solidarische Stadt bleibt, in der alle Menschen eine Chance haben, sich zu entfalten und glücklich zu sein.

Auch das Vortäuschen von Weltoffenheit und die zur Schau gestellte wirtschaftliche Orientierung dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die AfD eine Partei der Ausgrenzung ist. Aktuell nutzt die AfD zum Beispiel bestehende Konflikte wie die Suspendierung des Nordhäuser Oberbürgermeisters aus, um damit hinter den Kulissen Stimmung gegen Demokratie und Rechtsstattlichkeit zu schüren. Auf Ebene des Bundes und der Länder nutzt die AfD jede sich jede bietende Möglichkeit aus. Es geht ihr dabei nicht darum Lösungen zu finden, sondern die bestehenden Systeme zu destabilisieren, Konflikte zur Untergrabung von gängigen moralischen und gesellschaftlichen Normen auszunutzen und Menschen für Ihre Politik der Ausgrenzung zu gewinnen.

Nordhausen steht in den kommenden Jahren vor vielen Herausforderungen, unsere Gesellschaft verändert sich und somit auch unser Stadtbild. Gleichwohl sollten sich unsere Werte und moralischen Ansprüche nicht wandeln.

Unabhängig von Herkunft, Religion, Hautfarbe oder sexueller Orientierung sollten wir jeden Menschen einzeln und allein nach seinen Taten beurteilen. Das Schimpfen auf „Ausländer“ und „Flüchtlinge“ wird zunehmend zur Norm, obwohl viele zugewanderte Menschen einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung unserer Stadt geleistet haben und auch aktuell leisten. Jeder Mensch sollte in Nordhausen willkommen sein, dies bedeutet für mich keine Stadteile vom Zuzug auszuschließen und die Konzentration von neuen Nordhäusern auf einzelne Bereiche zu forcieren.

Aktuell ist es für mich mehr und mehr frustrierend, was sich in unserer Stadt abspielt. In der Ukraine tobt ein durch Russland begonnener Krieg und die örtliche AfD spricht sich sowohl gegen eine militärische Unterstützung des angegriffenen Landes als auch gegen die Hilfe von hier ankommenden Flüchtlingen aus. Dabei sollte es unsere moralische Zielstellung sein zu helfen und die verfolgten und angegriffenen mit allen Mitteln zu unterstützen, ihnen eine Rückkehr auf ihr eigenes und souveränes und intaktes Staatsgebiet zu ermöglichen.

Die demografische Entwicklung ist eine der größten Herausforderungen für die Zukunft unserer Stadt. Die Nordhäuser Bevölkerung wird älter und schrumpf. Dies hat weitreichende Folgen für die Lebensqualität, die Wirtschaftskraft und die Daseinsvorsorge.

Ich möchte Nordhausen als attraktiven Wohn-, Arbeits- und Kulturraume erhalten und stärken. Dafür brauchen wir eine nachhaltige und integrierte Politik für die ländliche Entwicklung, die die Potenziale und Bedürfnisse der Menschen in Nordhausen berücksichtigt und fördert.

Ich setze mich für folgende Ziele ein:
  • Ich möchte die Nahversorgung in den Ortsteilen sichern und verbessern. Dazu gehören der Erhalt und die Förderung von Dorfläden, mobilen und digitalen Angeboten, genossenschaftlichen Nahversorgern und einer gut vernetzten Nachbarschaftshilfe.
  • Ich möchte die medizinische Versorgung, den öffentlichen Nahverkehr und die Breitbandversorgung in den Ortsteilen ausbauen und modernisieren. Dazu gehört und wird auch auf Dauer der „Verbrenner“ gehören und die Möglichkeit diesen in den kommenden Jahren mit E-Fuels zu nutzen. Ich setzte auf einen starken ÖPNV als Alternative und nicht als Ersatz. Bürgerinnen und Bürger müssen immer die freie Wahl haben.
  • Ich möchte das Wohnen im Nordhausen attraktiv gestalten. Dazu gehören die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, die Förderung von Innenentwicklung und Leerstandsnutzung, die Erhaltung und Sanierung des historischen Ortsbildes und die Unterstützung von generationenübergreifenden Wohnprojekten.
  • Ich möchte auch die energetische Gebäudesanierung vorantreiben und den Einsatz erneuerbarer Energien fördern. Gleichzeitig aber auch gegenüber dem Bund und Land aufzeigen, dass die aktuellen Pläne nicht erreichbar und unsere Einwohner und Unternehmen überfordern werden
  • Ich möchte die Wettbewerbsfähigkeit und Vielfalt der ländlichen Wirtschaft stärken. Dazu gehören die Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen, Handwerk, Tourismus und Kulturwirtschaft, die Förderung von Innovationen und Digitalisierung, die Vernetzung von Wirtschaftsakteuren und die Qualifizierung von Fachkräften.
  • Ich möchte die Landwirtschaft als zentralen Wirtschaftsfaktor in den ländlichen Räumen unterstützen und ihre ökologische Ausrichtung fördern. Als ohne Zwang, sondern mit Anreizen agieren und die Interessen unserer heimatlichen Landwirtschaft gegenüber der EU stärken
  • Ich möchte das bürgerschaftliche Engagement und die Teilhabe in den Ortsteilen fördern. Dazu gehören die Stärkung der lokalen Demokratie, die Unterstützung von Vereinen, Initiativen und Ehrenamtlichen, die Schaffung von Begegnungs- und Bildungsangeboten, die Förderung von kultureller Vielfalt und Integration und die Beteiligung von Jugendlichen an der Dorfentwicklung.
  • Ich möchte auch die Zusammenarbeit der Gemeinden im Landkreis und zu den benachbarten Landkreisen, Regionen und Bundesländern verbessern.


Ich werde meine FDP, der ich mehr als 20 Jahre angehöre, Ende Juni um ihr Vertrauen bitten und möchte auch andere Parteien, Vereine und Interessengruppen für meine Ziele gewinnen.

Zum Schluss:
Einen Konsens, gemeinsame Abstimmungen oder Kompromisse mit der AfD lehne ich grundsätzlich ab. Wir brauchen in Nordhausen mehr Freiheitlichkeit, Gleichheit und Brüderlichkeit und sollten gemeinsam gegen die Feinde der Demokratie und unserer moralischen Werte stehen.
Marcel Hardrath