Zugehört

... und dann war ein Instrument kaputt...

Sonntag
14.05.2023, 12:05 Uhr
Autor:
psg
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Das hatten die Nordhäuser Jazzer und ihre Fangemeinde zumindest in der JazzMangel noch nicht erlebt: Das Konzert musste unterbrochen werden, weil ein Instrument einfach mal kaputt war...

Da war der Steg am Kontrabass "weg" (Foto: nnz) Da war der Steg am Kontrabass "weg" (Foto: nnz)
Eigentlich waren die härtesten Tenöre mit ihren Saxophonen und der kompletten Band schon mehrfach in Nordhausen. Zum ersten Mal jedoch in der JazzMangel in der Nordhäuser Altstadt. Und zum ersten Mal vermutlich in der Geschichte der Band gab es einen instrumentalen Unfall während des Konzertes.

Ralf Ruh an den Drums und Lars Gühlcke am Kontrabass selbst stockten fast die Herzen - am Bass war der Steg abgebrochen. Kein Steg, keine Basslinie, kein Konzert. Dafür keine Umbau- sondern eine Baupause.

Von links: Bernd Suchland, Patrick Braun und Dan-Robin Matthies (Foto: nnz) Von links: Bernd Suchland, Patrick Braun und Dan-Robin Matthies (Foto: nnz)
Als die erledigt war, konnte wieder gezupft werden und die fünf Herren, allen voran die beiden Tenorsaxophonisten Bernd Suchland und Patrick Braun, schenkten dem neugierigen und zum Teil auch sachkundigen Publikum ein furioses Konzert. Für rund zwei Stunden muss den wahren Jazzern der amerikanische Traum sehr, sehr nahe gekommen sein.

Nicht ohne Grund heißt der offizielle Bandname "The Toughest Tenors" und auch das modische Outfit der fünf Herren sollte eine Reminiscence an die goldenen Jahre des us-amerikanischen Jazz sein. Jener Zeit, da die Musiker noch mit Anzügen auf den Bühnen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten standen und spielten.

Lars Gühlcke (Foto: nnz) Lars Gühlcke (Foto: nnz)
Es gab aber auch einige Stücke aus den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, die Jahrzehnte davor prägten jedoch das gesamte Konzert, das ohne Dan-Robin Matthies am Piano, Ralf Ruh und natürlich auch mit dem reparierten Kontrabass von Lars Gühlcke nicht das Konzerterlebnis werden konnte, was es nach der Zugabe auch wurde.

Ralf Ruh (Foto: nnz) Ralf Ruh (Foto: nnz)
Die fünf Musik-Handwerker sind ein Geheimtipp, der abseits von Social-Media-Geklicke, Kulturförderungen und europäischen Jazzmoden existiert. "Mit ihren feinen Antennen dechiffrieren sie die längst verloren geglaubten Urtexte des Jazz und setzen sie dem heute gängigen Crossover entgegen. Sie sind cool und unbestechlich und wissen genau, was sie tun. Sie stöpseln sich zeitlich da ein, wo der Jazz noch einen erdigen Stil hatte und hart swingte, Blues und Soul bot und ein Publikum erreichte, das die Radios lauter stellte, mitwippte und sich schließlich nicht mehr auf den Stühlen halten konnte", ist auf ihrer Homepage zu lesen.

Die Stühle in der JazzMangel überlebten das gestrige Konzert und warten auf die nächste Session. Die bleibt am kommenden Samstag (20. Mai) der Band "Fusk" vorbehalten. Los geht es wie immer um 20 Uhr.
Peter-Stefan Greiner