Freistaat unterstützt Polizeihunde im Ruhestand

Ein Schnüffler geht in Rente

Donnerstag
11.05.2023, 15:39 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Auch ein Hund kann in Rente gehen, zumindest wenn er bei der Thüringer Polizei Dienst getan hat. Was es für Mensch und Tier bedeutet, in der Hundestaffel zu arbeiten, warum es für die Tiere nun eine Pension gibt und was Kollege Hund alles erschnüffeln kann, dass war heute bei der Nordhäuser Polizei zu erfahren…

Polizeihund Kevin hat noch ein paar Dienstjahre vor sich, aber wenn die einmal vorbei sind, wird es für den verdienten Polizisten auf vier Pfoten nun auch eine kleine Rente geben (Foto: agl) Polizeihund Kevin hat noch ein paar Dienstjahre vor sich, aber wenn die einmal vorbei sind, wird es für den verdienten Polizisten auf vier Pfoten nun auch eine kleine Rente geben (Foto: agl)


Auch ein Diensthund hat mal Feierabend. Die Vierbeiner erfüllen bei der Thüringer Polizei eine Reihe von Aufgaben: die Spezialisten mit der sensiblen Spürnase kommen versteckten Drogen und Bargeld auf die Schliche, erschnüffeln Sprengstoff und Brandmittel, beschützen menschliche Kollegen und finden Vermisste Personen oder auch Leichen. Bis zu zehn Jahre lang tun die Tiere Dienst, danach geht es für sie in den Ruhestand und der sollte nicht in einem Tierheim enden, meint Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD).

Tatsächlich kommt das selten vor, ihren Lebensabend verbringen die meisten Polizeihunde bei denen, die sie von Kindesbeinen an betreut haben, nämlich den Kollegen in Uniform. Um die zu unterstützen, gibt es für "nicht-aktive Diensthunde" seit einiger Zeit eine „Rente“. Die Polizeihund-Pension in Höhe von 60 Euro pro Monat kommt den Haltern zu Gute, die die Tiere nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst aus den Händen des Staates in der Regel übernehmen. Die Pension soll laut Innenminister bei den Kosten für Futter und Arztbesuche zumindest eine Entlastung sein. „Die Beteiligung an diesen Kosten durch das Land betrachte ich als Selbstverständlichkeit“, sagt Maier, „die Hunde haben schließlich treu ihren Dienst geleistet, die Unterstützung sind wir den Tieren aber auch den Polizistinnen und Polizisten schuldig, die sich bis zum Schluss aufopferungsvoll um ihre Hunde kümmern“.

Pepsi, Schutzhund a. D.
Einer der aktuell 19 „Ruheständler“ im Freistaat ist „Pepsi“. Fast 300 Einsätze hat die Hündin an der Seite von Polizeihauptkommissarin Katja Aumann in neun Jahren als Schutz- und Rauschgiftspürhund hinter sich gebracht, nun bleibt sie daheim wenn Kollegin Katja früh morgens zum Dienst fährt. Also Schutzhund ist die alte Dame auf andere Menschen eher schlecht zu sprechen, das hat der Berufsalltag bei Großdemonstrationen oder Fußballspielen so mit sich gebracht. Die belgische Schäferhündin hat Biss, das war von Seiten des Dienstherren so gewollt und den wird sie auch nicht mehr los.

Polizeihauptkommissarin Katja Aumann und Schutzhündin a. D. "Pepsi" (Foto: agl) Polizeihauptkommissarin Katja Aumann und Schutzhündin a. D. "Pepsi" (Foto: agl)


Einen Schutzhund in der Familie zu haben, auch wenn es eine Seniorin ist, bringt Einschränkungen mit sich, berichtet Aumann. Nur sie und die Familie können dem Tier nahe kommen, Urlaub gibt es nur in Deutschland, die temporäre Abgabe an eine Aufbewahrungsstelle, selbst die bei der Polizei, ist für Aumann ausgeschlossen. Und den täglichen Spaziergang macht das Duo am liebsten Abseits viel frequentierter Pfade. Von ihrer Kollegin auf vier Pfoten würde sich Hundeführerin trotzdem nie trennen wollen.

Polizeihauptkommissar Volker Brandt ist bis heute von seinen vierbeinigen Kollegen begeistert (Foto: agl) Polizeihauptkommissar Volker Brandt ist bis heute von seinen vierbeinigen Kollegen begeistert (Foto: agl) Aber es sind nicht alle Polizeihunde gleich, im Gegenteil. Allround-Talente sind Fehlanzeige, einen „Kommissar Rex“ gibt es bei der Polizei nicht, sagt Volker Brandt, 1. Polizeihauptkommissar und Leiter der Thüringer Hundestaffeln. Jedes Tier ist ein gut ausgebildeter Spezialist, lediglich die Drogenspürhunde werden häufig auch beim auffinden von Bargeld eingesetzt, unter anderem weil beide Bereiche oft Hand in Hand gehen und Geldscheine nicht selten mit Rauschgiftpartikeln übersät sind. Brandt kümmert sich seit 25 Jahren um die Hunde der Thüringer Polizei und ist immer noch fasziniert von dem, was die Tiere leisten können. Ein Leichenspürhund kann zum Beispiel auch auf einem Boot gute Dienste leisten: das Tier ist in der Lage, trotz des Wassers, vom Blick verborgene Leichenteile zielgenau ausfindig zu machen, berichtet Berndt.

Eine feine Nase für Technik
Als sich Pepsis Abschied aus dem aktiven Dienst abzeichnete, wurde Aumann ein neuer Partner an die Seite gestellt. Im Alter von gerade mal acht Wochen begann die Grundausbildung für „Kevin“, einen Border Collie der mit seinen nunmehr drei Jahren ein „Datenträgerspürhund“ erster Güte ist. Kevins Spürnase wurde auf Platinen abgerichtet, wie sie in Speichermedien und in Tablets oder Handys vorkommen. Der Rüde ist energiegeladen, neugierig, verspielt und ganz auf Katja Aumann fokussiert. Die trainiert Abseits der „heißen“ Einsätze gute acht Stunden pro Woche das Auffinden von selbst kleinsten Datenträgern.

Den Besuch des Innenministers nutzte man heute just für eine solche Übung. Im Saal der Nordhäuser Polizeiinspektion hatte Aumann drei handelsübliche Speicherkarten versteckt, die es für Kevin zu finden galt. Die SD-Karten und Apparate der Damen und Herren Journalisten wurden dabei geflissentlich ignoriert. „Ein Hund ist ein Opportunist, der tut was er muss. Wenn das Tier kein Signal bekommt, dass jetzt gearbeitet wird, dann macht der auch nichts“, erklärt Brandt. Im Falle des Datenspürhundes etwa braucht es klare Zeichen von der Hundeführerin und da man nicht die Suche am Menschen trainiert, interessiert sich Kevin auch nicht das kleinste bisschen für die Umstehenden.

Zur Not tut's auch der Innenminsiter: nach getaner Arbeit darf sich Kevin ein wenig austoben (Foto: agl) Zur Not tut's auch der Innenminsiter: nach getaner Arbeit darf sich Kevin ein wenig austoben (Foto: agl)


Die Speicherkarten sind schnell gefunden, zur Belohnung gibt es Leckerli, Streicheleinheiten und eine bisschen spielerische Rangelei mit Kommissarin Aumann und dem Innenminister. Kevin ist einer von aktuell 84 „aktiven“ Diensthunden bei der Thüringer Polizei und geht die Sache gut, dann bleiben ihm und Aumann noch sechs, vielleicht sieben gemeinsame Dienstjahre, bis auch ihm die „Rente“ winkt.
Angelo Glashagel