THC-Damen am Samstag gegen Leverkusen gefordert

Generalprobe vor dem European League-Finale

Freitag
05.05.2023, 08:26 Uhr
Autor:
red
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Am Samstag um 18 Uhr trifft der Thüringer HC in der heimischen Salza-Halle auf den TSV Bayer 04 Leverkusen. Nur eine Woche vor dem Finalturnier in der EHF European League in Graz (Österreich) ist das sozusagen die Generalprobe für den Saisonhöhepunkt...

Rückblick:
Der Thüringer HC mühte sich zuletzt mit verletzten und angeschlagenen Spielerinnen. Eine lange, kräftezehrende Saison mit vielen englischen Wochen forderte ihren Tribut. Besonders schmerzlich, Spielmacherin Sonja Frey fehlt schon mehrere Wochen wegen einer schmerzhaften Bauchmuskelzerrung. Die Verantwortung in der Spielregie lag auf den Schultern einer stets überragend agierenden Annika Lott, die sich selbst von Spiel zu Spiel mit einer Schulterverletzung quälte und în der letzten Woche nicht trainierte. Dafür, dass sie auf die Zähne beißt und sich in den Dienst der Mannschaft stellt, lobt sie ihr Trainer besonders.
So fehlte insgesamt die letzte und entscheidende Schlagkraft, um in den Spitzenspielen gegen Bietigheim und Blomberg-Lippe zu bestehen. Trotzdem ist das Saisonziel so gut wie erreicht. Nur rechnerisch kann der BVB, der vier Spiele vor Schluss sechs Punkte und mit einer deutlich schlechteren Tordifferenz auf Platz drei liegt, den Thüringer HC vom Vizemeister-Platz verdrängen. Am vorletzten Spieltag der Saison kommt es in der Salza-Halle zum direkten Vergleich beider Kontrahenten. Bereits nächste Woche im Final4 der EHF European League könnten beide Teams aufeinandertreffen, ein deutsches Endspiel ist durchaus möglich.

Das letzte Heimspiel hat der THC gegen die Sport-Union Neckarsulm gewonnen, ein Pflichtsieg, mehr nicht. Überragend die THC-Flügelzange Johanna Stockschläder und Nathalie Hendrikse, beides Spielerinnen, die in der Vorsaison noch im Team des Gegners standen. Eine Super-Leistung bot auch Nicole Roth im Tor, die den ebenfalls stark parierenden Nationaltorhüterinnen Sarah Wachter und Valentyna Salamakha in Nichts nachstand. Leicht gestolpert, nun wieder auf Kurs, könnte man als Resümee für den THC feststellen.

Zum Spiel:
Das kommende Spiel steht unter einem besonderen Fokus und verspricht Spannung: Generalprobe für das European League Finalturnier.
Leverkusen hat eine junge Mannschaft. Der schwedische Trainer Johan Petersson, selbst Handballwelt- und Europameister, sucht einen Plan in die Zukunft. In dieser Saison wird es wie in der Vorsaison nur zu Rang neun reichen. Vielleicht holt man ein paar Punkte mehr, aber derzeit liegen die Werkselfen drei Punkte hinter der HSG Bensheim/Auerbach auf Platz 8 und vier Punkte vor Bad Wildungen. Da geht in den restlichen Spielen nicht mehr viel nach oben, auch nicht nach unten. In der Salza-Halle ist der THC klarer Favorit und sollte die beiden Punkte hierbehalten. Dabei ist Bayer 04 so etwas wie ein “Angstgegner”. Gegen keine andere Bundesligamannschaft hat der THC öfter verloren. In 39 Partien in der Bundesliga, einschließlich Play-offs und Meisterrunde 2013/14 hat der THC 15 Niederlagen eingesteckt. 24 Spiele wurden gewonnen, allein acht von den letzten zehn Spielen. Den letzten Sieg von Bayer gegen den THC gab es am 23. Oktober 2020 mit 33:28 in der Salza-Halle. Bayer Leverkusen ist bekannt für seine gute Nachwuchsarbeit und war mehrfach Deutscher Meister in der A-Jugendbundesliga. Die große Zeit der Werkselfen liegt schon etwas zurück, zwischen 1982 und 1987 gewann Bayer 04 Leverkusen so wie der Thüringer HC zwischen 2011 und 2016 sechsmal in Folge die Deutsche Meisterschaft. Von den letzten zehn Spielen hat Leverkusen sechs verloren, gewonnen wurde zu Hause gegen den Buxtehuder SV, sonst nur gegen die Mannschaften aus dem Tabellenkeller VfL Waiblingen und BSV Sachsen Zwickau, in Bad Wildungen gab es ein Unentschieden. Es war wohl eher ein Punktgewinn als ein Punktverlust. Am letzten Spieltag verlor man zu Hause klar mit 28:34 gegen die HSG Blomberg-Lippe. Aus dem Kader von Leverkusen ragt ein Leuchtturm der besonderen Art heraus. Die 18-jährige Linkshänderin Viola Leuchter ist ein Supertalent, spielte sich mit herausragenden Leistungen und unübersehbaren Shooterqualitäten (Rang zwei in der Bestenliste der HBF mit 141 Toren) in die Reihen der deutschen Nationalmannschaft. Sie ist genauso eine Spielerin der Saison wie die beim THC mit gleichbleibend überzeugenden Leistungen agierende Annika Lott oder die Spielmacherin des BVB, Alina Grijseels. Die Werkselfen werden von Mannschaftskapitän Mariana Ferreira Lopez angeführt, eine ehemalige THC-Spielerin. Gefährlich agiert die ebenfalls in die Nationalmannschaft aufgenommene Spielmacherin Mareike Thomaier. Es steckt also durchaus Potenzial in den Reihen der Werkselfen. Deshalb ist am Samstag kein Selbstläufer zu erwarten. Der THC muss sich die zwei Punkte vor dem Saisonhöhepunkt erspielen und erkämpfen.
HaJo Steinbach