Kruzifix von Johann Heinrich Köhler findet Platz im Museum

Ein Prunkstück kehrt heim

Donnerstag
04.05.2023, 17:42 Uhr
Autor:
osch
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Als der Königlich-Sächsische Hofjuwelier Johann Heinrich Köhler 1736 in Dresden starb, vermachte er der Taufkirche seiner Thüringer Heimatstadt Langensalza ein ganz besonderes Altarkreuz. Ab morgen wird es im Stadtmuseum ausgestellt...

Mit über einem Meter Höhe und reich verziert mit Schmuck- und Edelsteinen sorgte dieses sogenannte „Köhlerkreuz“ schnell für Aufsehen und blickt inzwischen auf eine bewegte Geschichte zurück.

Das Köhlerkreuz kehrt heim und erhält einen festen Platz im Stadtmuseum (Foto: Museum) Das Köhlerkreuz kehrt heim und erhält einen festen Platz im Stadtmuseum (Foto: Museum)

In Langensalza 1669 geboren absolvierte Johann Heinrich eine Ausbildung zum Goldschmied, die er wahrscheinlich bei einem ebenfalls in Langensalza lebenden Onkel abschloss. Mitte der 1690er Jahre zog es den jungen Köhler in die kursächsische Residenzstadt Dresden, wo sein Vater herstammte. Schnell etablierte er sich dort als Goldschmied und erwarb 1701 das Meisterrecht. Nur zwei Jahre später eröffnete er eine eigene Werkstatt, in der bald der sächsische Kurfürst und polnische König, August der Starke, zu seinen Kunden und Bewunderern zählte. Auf dessen Geheiß trat Köhler 1718 die Nachfolger des verstorbenen Hofjuweliers an. Dieser prestigeträchtige Titel erlaubte es ihm neben der Beschäftigung für den Hof einen Juwelenhandel zu betreiben und erfolgreich als Produzent und Händler von Gold- und Silberwaren aufzutreten. Im Alter von 67 Jahren starb Johann Heinrich Köhler als ein bedeutender Goldschmied und Künstler des Dresdner Barock sowie als angesehener Stadtbürger und erfolgreicher Unternehmer. Am sächsisch-polnischen Hof avancierte er zum bevorzugten Schöpfer von Juwelengarnituren und machte sich neusten Forschungsergebnissen zufolge neben der Restaurierung von vorhandenen älteren Goldschmiedearbeiten auch um die Gestaltung des Grünen Gewölbes, des Schatzkunstmuseums Augusts des Starken, verdient.

Der Taufkirche St. Stephan in seiner Geburtsstadt Langensalza vererbte Köhler noch unvollendet sein letztes Werk, ein aufwändig gestaltetes Kruzifix von 106 Zentimeter Höhe, das mit 350 Edel- und Schmucksteinen besetzt ist. Zahlreiche Beschläge und große Glasflüsse sowie filigrane Emaillearbeiten ergänzen das sakrale Prunkstück, das zu den Meisterwerken der barocken Goldschmiedekunst gehört. Das Kreuz steht auf einem geschnitzten, marmorierten Holzssockel, auf dem sich ein silbervergoldeter Berg befindet. Eine vollständige Beschreibung des edlen Besatzes ermöglicht heute eine wissenschaftlich genaue mineralogische Bestimmung, die zum Verständnis des Kunstwerks und zum allgemeinen Wissen über die Verwendung von Schmuck in der Zeit des Barock beiträgt.

Bis zum Jahre 1980 verblieb das Altarkreuz in der Bergkirche in Bad Langensalza, dann wurde es gestohlen und nur drei Tagen später wieder aufgefunden. Kurz vor der Jahrtausendwende restaurierten und reinigten die Goldschmiede Dorn das Kleinod und es wurde erstmals wieder ausgestellt. Für eine große Exposition im Grünen Gewölbe kehrte es 2017 in seine Herstellungsstadt zurück, von wo es jetzt wieder in Bad Langensalza eingetroffen ist. Hier bekommt das Köhlerkreuz in der Dauerausstellung „Der Langensalzaer Goldjunge - Das Barocke Altarkreuz Johann Heinrich Köhlers“ einen dauerhaften und exponierten Platz im Stadtmuseum.
Olaf Schulze