Aus dem Ausschuss für Stadtordnung

Hartes Wasser, Stromschenken und mehr Mülleimer

Freitag
21.04.2023, 15:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Im Ausschuss für Stadtordnung ging es gestern nicht nur um einen Rundgang in der neuen Feuerwache, auf dem Programm standen auch Sachfragen, unter anderem die Qualität des Trinkwassers, innovative Waldschenken und das Müllproblem…

Nachdem Rundgang in der neuen Wache stand die reguläre Sitzung des Ausschusses auf dem Programm und die hatte sich zunächst mit der Qualität des Nordhäuser Trinkwassers zu befassen. Die wird generell den in Deutschland bekanntermaßen hohen Ansprüchen gerecht, im westlichen Landkreis gilt das aber nur bedingt. Hier bezieht man Trinkwasser aus dem „Kohnsteinbrunnen“, was zu hohen Sulfatgehalten und damit „hartem“ Wasser führt. Das betrifft auch einige Bereiche der Stadt Nordhausen, erläuterte gestern der Leiter des Nordhäuser Umwelt- und Grünamtes, Steffen Meyer.

Das Problem ist seit langem bekannt, zuletzt konnte man die Qualität durch die Beimischung von Wasser aus der Neustädter Talsperre verbessern. Weitere Verbesserungen erhofft man sich durch die Eröffnung des Ellricher Wasserwerkes, die für den Herbst erwartet wird. Zu den Details sollte man aber den Wasserverband hören, deren Verterter zu einer der nächsten Ausschusssitzungen eingeladen werden sollen.

Ladepunkt Waldschenke
Studenten der Nordhäuser Hochschule sind mit einer Projektidee an die Stadtverwaltung herangetreten, man möchte gerne eine Solar-Waldschenke im Feldversuch testen. Ein entsprechender Prototyp steht schon auf dem Campus, dank Solarmodul auf dem Dach können Studentinnen und Studenten hier ihre elektronischen Geräte bei Bedarf an der frischen Luft laden. Mit etwas mehr Aufwand lassen sich die überdachten Raststätten auch mit Lademöglichkeiten für E-Bikes ausstatten.

Die kleinen „Aufrüstungsoakete“ kosten rund 700 Euro, die größere Variante kostet zwischen 1.000 und 1.200 Euro. Im Rathaus überlegt man nun, ob man einen Referenzversuch im öffentlichen Raum unterstützen kann. Probleme sehe man vor allem mit Hinblick auf Vandalismus und Diebstahl. Die Anlage dürfe technisch nicht zu manipulieren sein, gegen Diebstahl gesichert und an gut einsehbarer Stelle aufgestellt werden. Den Einsatzparametern werden damit klare Grenzen gesetzt, berichtete Meyer den Ausschussmitgliedern, im Grundsatz sei die Idee gut, man sei aber noch verhalten skeptisch.

Ähnlich nahm der Ausschuss die Idee auf, denkbar sei zum Beispiel ein Praxistest in der Innenstadt zwischen Blasiikirchplatz und Marktpassage. Die Stelle wird viel frequentiert und vor allem das jüngere Zielpublikum könnte die Lademöglichkeiten Nutzen.

Diskussionspunkt Nummer Drei: Mülleimer. Aus den Ortsteilen der Stadt Nordhausen hat man den Wunsch vernommen, hier bitte mehr Mülleimer aufzustellen. Die Ausführungen und darauffolgende Diskussion folgten aber zunächst allgemeinerer Linien. Steffen Meyer gab zu bedenken, dass mehr Abfallbehälter nicht automatisch auch mehr Sauberkeit bedeuteten. In der Stadt hat die Kranichstraße die höchste Dichte an Mülleimern, gehört aber trotzdem zu den Bereichen, die häufig und stark verschmutzt sind.

Insgesamt gibt es 350 Abfallbehälter im Stadtgebiet, davon 60 in den Ortsteilen. Für deren Entleerung fallen jährlich Kosten in Höhe von 85.000 Euro an, „Sonderreinigungsleistungen“ zum aufsammeln all der Dinge, die nicht im sondern neben dem Mülleimer landen sind da noch nicht mit inbegriffen.

Die Aufstellung neuer Mülleimer ist am Ende auch eine strategische Entscheidung, das hat man an den Kiesteichen bei Bielen schmerzlich lernen müssen. Hier hat man in guter Absicht und in Zusammenarbeit mit den Kieswerken und „Seelano“ 13 Behälter entlang der Straße in den Boden eingelassen. Die Idee - die Besucher der Kiesteiche lassen ihren Müll nicht länger am Ufer liegen, sondern haben die Möglichkeit, den Unrat ordentlich zu entsorgen. Die Praxis: entlang der Betonstraße hat sich ein regelrechter „Mülltourismus“ entwickelt, selbst Sperrmüll wird hier abgeladen. Höhere Geldbußen und mehr Kontrollen seien zwar denkbare Forderungen, aber die müssten auch realistisch umsetzbar sein und da reichen die Ressourcen einfach nicht.

„Das ist kein Kavaliersdelikt, Vergehen stärker zu kontrollieren ist allerdings schwierig, das Ordnungsamt kann nicht überall sein“, sagte Martin Juckeland vom Amt für Stadtentwicklung. Am Ende stehe man vor einem Mentalitätsproblem, welches man gerade im Außenbereich und an exponierten Stellen kaum in den Griff bekommen könne.
Angelo Glashagel