Bis zum traurigen Ende?

Dienstag
18.04.2023, 09:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Eine Ewigkeit war es Tradition: Alle zwei Jahre ein Klassentreffen für die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Dorfschule zu Günzerode. Jeweils Freitag nach Ostern im Saal der Gaststätte „Am Hagen“. Termine, die sich einprägten...

Klassentreffen in Günzerode (Foto: Kurt Frank) Klassentreffen in Günzerode (Foto: Kurt Frank)
Günzerode. Dann kam Corona, setzte der Tradition ein Ende und die Frage: Soll es überhaupt noch weitere Zusammenkünfte geben? Die einst in der kleinen Schule des Ortes lernten haben inzwischen die 80 hinter sich. Da wollen die Füße nicht mehr so. Es schmerzt der Rücken. Ein knackiges Alter und weite Fahrten bis vor Ort ließen Zweifel am Sinn weiterer Treffen aufkommen.

Doch trotz Alter und mancher Wehwehchen fanden sich die Optimisten vergangenen Freitag wieder ein. Brunhilde Mommer, geborene Sartory, war mit dem Zug aus Berlin angereist. Sohn und Schwiegertochter kutschierten Grete Gelbke, geborene Schubsky, aus Groß-Zimmern vor Ort, während Herbert Kunze aus Nordhorn selbst hintern Steuer saß. Zwischen 300 und über 400 Kilometer brachten sie hinter sich, um nach Jahren Corona-Pause wieder mit ihren ehemaligen Mitschülerinnen und -schülern plaudern zu können.

Mit ihrer Gitarre und frohen Liedern auf den Lippen sorgte Erika Hoyer, die damals noch Nebelung hieß, schon als Schulmädchen für Frohsinn und gute Laune. Noch heute ist die 85-Jährige musikalisch unterwegs. Bei den Landfrauen und im Karnevalsclub der Gemeinde, wo sie eine feste Größe ist.

Für ihren Einsatz zur Förderung des ländlichen Brauchtums verlieh ihr der Verein Bund Deutscher Karneval die höchste Auszeichnung: den Verdienstorden in Gold mit Brillanten und Urkunde. Voller Freude präsentierte sie ihren „Mädchen“ und „Jungen“ aus alten Zeiten die hohe Ehrung.

Mit dem Günzeröder Heimatlied
„Wo am Hamsterberg die Helme fließt
und vom Hagen her der Wald uns grüßt,
wo die Menschen schaffen, froh in Wies` und Feld,
da hat Gott mein Heimatdörfchen hingestellt…“


stimmte Erika musikalisch ein. Ihr hat es das Lied des Landarbeiters und Heimatdichter Fritz Becker mit seinen vier Strophen besonders angetan, ist es doch immer wieder bei jeder dafür geeigneten Feier zu hören. Beckers Enkelin Elenore Freiberg gehörte zur Runde der Ehemaligen.

Sie hatten die weiteste Anreise: Grete Gelbke aus Groß-Zimmern (links), Herbert Kunze aus Nordhorn und Brunhilde Mommer aus Berlin. (Foto: Kurt Frank) Sie hatten die weiteste Anreise: Grete Gelbke aus Groß-Zimmern (links), Herbert Kunze aus Nordhorn und Brunhilde Mommer aus Berlin. (Foto: Kurt Frank)
Aufgeben wollen die alten Damen und Herren keineswegs. Der nächste Klassentreffen-Termin steht schon fest: „2025 finden wir uns hier wieder ein!“, bekräftigte Wilhelm Roth, der in Heiligenstadt wohnt. Er wünschte allen bestmögliche Gesundheit. Da Wilhelm selbst kein Auto mehr fährt, nahmen sich Tochter und Schwiegersohn seiner liebevoll an.

Klassentreffen in Günzerode
Natürlich soll es wieder Freitag nach Ostern sein. Und wenn wir dann alle mit Rollator oder auf Krücken anreisen müssten, wir kommen, hörte man Worte zum Abschied. Einige der Ehemaligen waren schon am Freitag mit derartigen Gehhilfen ausgestattet. Vielleicht wird es einmal doch ein Klassenreffen bis zum traurigen Ende.
Kurt Frank